"Wir haben schon alles erlebt, im Sport gibt es Ups und Downs." Norbert Haug war nach dem Ungarn GP anzuhören, dass Mercedes ein äußerst bescheidenes Rennwochenende hinter sich gebracht hatte. Nico Rosberg kam von Startposition 13 immerhin noch auf den zehnten Platz, Michael Schumacher stellte hingegen aufgrund eines Missverständnisses beim Start den Motor ab und musste in weiterer Folge aus der Box in den Grand Prix gehen, was sein Rennen zerstörte. Elf Runden vor dem Fallen der Zielflagge gab der Kerpener schlussendlich auf, da auch der Kontakt zum Wagen verloren gegangen war und keine Telemetrie-Daten mehr vorlagen.

Rosberg verlor wie zuletzt bei den Rennen in Silverstone und Hockenheim pro Runde etwa eine halbe Sekunde auf die Spitze, was Haug sauer aufstieß. "Daran müssen wir arbeiten und der Sache Schritt für Schritt näher kommen", erklärte der Mercedes-Motorsportchef den Weg aus der Krise. "Die Abstände waren in der Vergangenheit schon größer und wir in Silverstone noch vor dem heutigen Sieger [Lewis Hamilton]", führte er aus. Allerdings würden mittlerweile deutlich mehr Autos innerhalb einer halben Sekunde liegen, vor allem Sauber und Williams legten in diesem Jahr deutlich zu. Um konkurrenzfähig zu sein, müsse man laut Haug um das Podium kämpfen können, welches für Mercedes derzeit aber außer Reichweite liegt.

"Insgesamt fehlt es am Speed, es gibt kein spezielles Thema", antwortete Haug, angesprochen auf die derzeitigen Problemfelder seines Teams. Der Umgang mit den Reifen sei jedoch durchaus in Ordnung und sollte man die halbe Sekunde finden, stünde man auch wieder an der Spitze. "Eine halbe Sekunde ist in so einem dichten Feld sehr viel", gab der 59-Jährige zu bedenken, der das Problem nicht im Bereich der Fahrer ortete.

Die Ziele bleiben unverändert

In China fuhr Nico Rosberg an die Spitze, Foto: Sutton
In China fuhr Nico Rosberg an die Spitze, Foto: Sutton

Zu Saisonbeginn sah es danach aus, als könnte Mercedes im dritten Jahr nach der Übernahme von Brawn GP erstmals wirklich an der Spitze mitkämpfen, was sich auch in Nico Rosbergs Sieg in China niederschlug. Dass dieser Triumph zu früh kam, wies Haug zurück, jedoch schloss er nicht aus, dass daraus falsche Schlüsse gezogen wurden. "Bei der Suche nach Ergebnissen geht man vielleicht auch manchmal falsche Wege", gab er zu. "Andere haben sich seither im Konkurrenzvergleich besser als wir positioniert."

Am Saisonziel, das den dritten Platz in der Konstrukteurswertung vorsieht, hält man bei Mercedes jedenfalls fest. "Wir gehen die Dinge nicht anders an, wenn wir ein anderes Ziel haben", stellte Haug klar. Vielmehr gelte es nun, dafür Sorge zu tragen, dass die Ergebnisse von Schumacher und Rosberg wieder verbessert werden, denn bei den letzten Rennen war der Rhythmus nicht mehr optimal. Vor und nach der zweiwöchigen Sommerpause wird im Werk zu Brackley daher eifrig gearbeitet, um bereits in Spa wieder den Anschluss an die Spitze zu schaffen, damit auch Michael Schumacher am Ort seines ersten Sieges wieder ein konkurrenzfähiges Auto zur Verfügung hat. Mit der Verkündung einer Vertragsverlängerung sei dort laut Haug allerdings noch nicht zu rechnen.