Lange Zeit sah in Ungarn Romain Grosjean wie der große Konkurrent Lewis Hamiltons im Kampf um den Sieg auf dem Hungaroring aus. Doch dann wurde ausgerechnet Teamkollege Kimi Räikkönen durch eine kluge Reifenstrategie und schnelle Rundenzeiten im Mittelstint nach vorne gespült. Nach seinem Stopp kam der Finne zeitgleich zum jungen Franzosen wieder auf die Strecke, parallel bog das Lotus-Duo in die erste Kurve ein - mit dem besseren Ende für Räikkönen, der die Innenlinie hatte und trotz eines Verbremsers die Nase vorne behalten konnte, während Grosjean etwas in die asphaltierte Auslaufzone am Ausgang der Kurve ausweichen musste, um eine teaminterne Kollision zu vermeiden.

Im Anschluss an das Rennen wollte Grosjean die haarige Szene aber nicht überbewerten, da er seinen Stallgefährten auf den frischeren Reifen gegen Rennende wohl ohnehin nur aufgehalten hätte. Als zu aggressiv wollte er die Aktion in Kurve eins deshalb auch nicht bewerten, hätten beide Piloten doch einfach nur nach ihrem persönlichen Vorteil gestrebt und könne man die Szene zudem mit seinem Duell mit Sebastian Vettel am Start vergleichen. "Kimi und ich kamen uns sehr nahe, aber er hat nur das gemacht, was er tun musste", grinste Grosjean nach dem Rennen. Pech habe er bei den Auswirkungen des Duells gehabt, da er kurzzeitig von der Ideallinie runter musste.

Nicht wirklich happy mit P3

Am Start behielt Grosjean auf der Innenseite gegenüber Vettel die Oberhand, Foto: Sutton
Am Start behielt Grosjean auf der Innenseite gegenüber Vettel die Oberhand, Foto: Sutton

"Ich hatte anschließend viel Gummiabrieb auf meinen Reifen und das hat es schwierig gemacht, zurückzuschlagen - aber so ist das eben", hegte Grosjean keinen Groll gegen seinen Teamkollegen. "Mit Kimi war es wie mit Vettel - da war ich dafür innen und somit war das alles in Ordnung." Als weniger in Ordnung bewertete der amtierende GP2-Champion jedoch einige andere Vorfälle im Rennen, die vornehmlich mit unachtsamem Verkehr auf dem engen und winkligen Hungaroring zu tun hatten. Das sei mit ein Grund gewesen, warum er unterm Strich P2 verloren habe. "Es ist einfach so passiert. Ich bin hinter einem Auto festgehangen, das mich nicht gleich vorbeigelassen hat. Dadurch habe ich anderthalb Sekunden verloren."

"Besonders glücklich war ich darüber zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht, denn ich kämpfte um den Sieg und dann passiert plötzlich so etwas, auf das man keinen Einfluss hat", ärgerte sich Grosjean über die unachtsamen Nachzügler. Insgesamt wollte er seinen Rennsonntag daher mit einem lachenden und einem weinenden Auge bewerten. "Wir waren am Sieg sehr nah dran, insofern sind wir heute schon ein bisschen enttäuscht. Gerade da ich hinter einem anderen Auto feststeckte, das die blauen Flaggen irgendwie nicht so richtig respektierte." Dass er über weite Teile des Grand Prix sehr dicht hinter Lewis Hamilton fuhr, habe sein Leben auch nicht gerade einfacher gemacht.

"Für das Auto ist das hier gar nicht so einfach, so nah dran zu sein und keine Fehler zu machen", meinte der Lotus-Pilot. "Als ich Lewis verfolgt habe, habe ich immer etwas an Grip verloren. Unser erster Boxenstopp war dann auch noch ein Desaster. Die eine Sekunde war zwar noch zu verschmerzen, aber ich konnte dadurch beim Stopp und mit der Strategie halt wenig ausrichten - dabei wäre genau das der Schlüssel gewesen, weil es heute ein bisschen zu schwierig war, direkt auf der Strecke zu überholen", fand Grosjean. Der WM-Achtplatzierte fügte an: "Wenn man direkt hinter jemand anderem gefahren ist, ist man dementsprechend mehr gerutscht und hat Temperatur verloren - das hat es sehr schwer gemacht."