Viele Experten rechneten nach dem Qualifying in Montreal damit, dass Sebastian Vettel als erstem Piloten zwei Saisonsiege gelingen würden. Doch es kam alles anders, schlussendlich reichte es für den Red-Bull-Piloten nicht einmal für den Sprung auf das Podium. Vettel beendete das Rennen auf dem vierten Platz, nachdem er aufgrund seiner abbauenden Reifen einen späten Boxenstopp einlegen musste, um ein noch weiteres Zurückfallen zu verhindern.

"Ich hatte im ersten Stint ein gutes Gefühl, bis die Reifen stark abgebaut haben und ich das Tempo nicht mehr mitgehen konnte", erklärte Vettel. "Im zweiten Stint ist Lewis [Hamilton] eine viel höhere Pace gegangen und konnte wegziehen." Hamilton habe laut Vettel mit seinem zweiten Boxenstopp die richtige Entscheidung getroffen, während man bei Red Bull eine andere Strategie verfolgte und darauf hoffte, den McLaren-Piloten mit nur einem Stopp abfangen zu können. "Natürlich versucht man, wenn man dahinter ist, in eine andere Richtung zu arbeiten, um den Platz zurückzugewinnen, aber am Ende haben wir dadurch einen Platz verloren", gab der Deutsche zu.

Zweiter Stopp die richtige Entscheidung

Zwar hätte Vettel auch mit einem Stopp durchfahren können, doch das wäre nicht erfolgsversprechend gewesen. "Man sieht ja, wo Fernando [Alonso] gelandet ist. Wir waren vor dem Stopp drei oder vier Sekunden hinter ihm und am Ende sechs vorne", gab er zu Bedenken. "Wir haben versucht, wie Ferrari mit einem Stopp durchzukommen, aber die Probleme kamen schleichend. Die Reifen haben am Ende nicht mehr gehalten, die Hinterreifen waren ziemlich durch. Daher war es eine richtige Entscheidung, zu stoppen. Wir haben nicht damit gerechnet, dass sie so einbrechen", beschrieb Vettel die Schlussphase des Rennens. "Es war eine gute Entscheidung, wenn man bedenkt, was man bei nur acht verbleibenden Runden verlieren kann. Ohne Stopp wären wir weiter zurückgefallen." Zudem merkte er an, dass man, wenn man an der Spitze liegt, ein deutlich anderes Tempo geht, als die Fahrer dahinter, wie etwa Perez und Grosjean. "Man fährt ein anderes Rennen", so Vettel.

Am Ende gab Vettel noch einmal alles, streifte dabei sogar die Mauer und konnte immerhin Fernando Alonso überholen, der auf der gleichen Strategie wie der Heppenheimer unterwegs war, jedoch von einem zweiten Stopp absah. "Alles in allem war es ein gutes Wochenende, aber wir können einiges besser machen", resümierte Vettel den Aufenthalt in Kanada. "Aber das ist im Nachhinein immer leichter zu sagen." Für das nächste Rennen in Valencia gelte es nun, wieder im Qualifying gut dabei zu sein und im Rennen dann die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Zu hart zu den Reifen

Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärte, dass man mit einem Boxenstopp auskommen wollte, da man davon ausging, dass die Reifen halten würden und man sonst hinter den schnelleren Grosjean zurückgefallen wäre. "Die einzige Möglichkeit, vor Lewis zu bleiben und auf das Podium zu fahren, war draußen zu bleiben, aber die Reifen sind eingebrochen", sagte der Brite. "Immerhin ist Sebastian noch an Alonso vorbeigekommen, aber wir waren heute zu hart zu den Reifen, so dass eine Ein-Stopp-Strategie nicht funktionierte."

"Hätte Vettel wie Alonso versucht, mit einem Stopp durchzukommen, wäre er wohl noch weiter hinten gelandet", so Horner. "Wären wir vor Hamilton in die Box gekommen, sähe das Ergebnis gleich aus, da Grosjean vorbeigegangen wäre", fuhr er fort. Im Nachhinein wäre es laut Horner vielleicht besser gewesen, auf harten Reifen weiter hinten zu starten. "Diese Strategie ist bei Perez aufgegangen", merkte er an. Insgesamt zeigte er sich jedoch nicht unzufrieden, da man gute Punkte geholt hat und auch in der Konstrukteurswertung sehr ordentlich dasteht. "Ein toller Grand Prix und der siebte Sieger im siebten Rennen", fasste er den Sonntag zusammen.