Der F1-Tross macht sich zum Circuit Gilles Villeneuve in Montreal auf, wo es in den vergangenen Jahren stets spannende und abwechslungsreiche Grand Prix gab. Auf die Piloten wartet erneut die allseits gefürchtete Wall of Champions.

Auf der Rennstrecke, die sich auf der künstlich angelegten Insel Ile Notre-Dame mitten im Sankt-Lorenz-Strom befindet, ist die Formel 1 seit 1978 unterwegs. 1982 wurde der Kurs nach dem tödlich verunglückten Gilles Villeneuve benannt. Insgesamt werden die Piloten am Rennsonntag 70 Runden zu je 4,361 Kilometer drehen.

Montreal war bereits Austragungsort zahlreicher legendärer Rennen wie etwa 1991 als der überlegen in Führung liegende Nigel Mansell in der letzten Runde den Fans aus dem Cockpit zuwinkte und dabei den Motor abwürgte. Nelson Piquet, der bereits über eine Minute hinter Mansell zurücklag, erbte den Sieg.

Unfälle und heftiger Regen

Zwei Franzosen verbinden sowohl schöne als auch schlechte Erinnerungen an den Circuit Gilles Villeneuve. Jean Alesi feierte 1995 mit Benetton seinen einzigen Karrieresieg, während zwei Jahre später Olivier Panis sich bei einem schweren Unfall beide Beine brach. Das Rennen wurde daraufhin vorzeitig abgebrochen. 2007 sah Montreal einen weiteren schweren Unfall, der glücklicherweise deutlich glimpflicher als jener von Panis ausging. Robert Kubica zerschellte mit seinem Sauber bei der Anfahrt auf die Haarnadelkurve, kroch aber nahezu unverletzt aus dem Wrack.

Besonders gut kam zumeist Michael Schumacher in Montreal zu Recht. Er gewann nicht weniger als sieben Mal auf der Strecke. Zweimal gab es einen Doppelsieg der Schumacher-Brüder, was eine Premiere in der Formel-1-Geschichte darstellt. 2001 siegte Ralf vor Michael, zwei Jahre später waren die Rollen der beiden vertauscht. 2011 war Kanada Austragungsort des längsten F1-Rennens der Geschichte. Schwere Regenfälle überfluteten die Strecke und erzwangen eine mehrstündige Unterbrechung.

Die Bremsen als Kriterium

Die Runde auf dem Circuit Gilles Villeneuve ist vor allem durch hohe Geschwindigkeiten und harte Bremsmanöver geprägt. "Es gibt sehr viele schnelle Geraden mit folgenden langsamen Kurven, die Bremsen werden pro Runde also mehrfach sehr extrem belastet", erklärte Lotus-Technikdirektor James Allison.

Ein weiteres entscheidendes Kriterium ist der Asphalt, der bereits in der Vergangenheit aufbrach und große Probleme bereitete. "In Sachen Reifenverschleiß ist Kanada die härteste Strecke im ganzen Jahr", weiß Allision. Pirelli hat für Montreal die Reifenmischungen Soft (gelbe Markierung) und Supersoft (rote Markierung) ausgewählt.

Die Strecke bietet mehrere Überholmöglichkeiten, vor allem auf der langen Geraden, die zurück zu Start und Ziel führt. Dort werden die Fans nicht nur aufgrund von DRS zahlreiche Positionswechsel beobachten können. "Es gibt sehr viele schnelle Geraden mit folgenden langsamen Kurven, die Bremsen werden pro Runde also mehrfach sehr extrem belastet", fasste Mark Webber die Charakteristik zusammen.

Tückische Kurven

Nach dem Start folgt eine weite Links- und eine enge Rechtskurve, in der es in der Vergangenheit oftmals zu Kollisionen kam. 1998 verlor Alexander Wurz im Startgetümmel die Kontrolle über seinen Benetton und überschlug sich. Der Österreicher konnte den Grand Prix mit einem Ersatzwagen wieder aufnehmen und kam schlussendlich als Vierter ins Ziel.

Die markanteste Stelle der Strecke ist die Wall of Champions - eine Schikane vor der Start- und Zielgeraden. 1999 krachten mit Schumacher, Damon Hill und Jacques Villeneuve gleich drei Weltmeister in die Begrenzungsmauer, was der Kurve ihren Namen verlieh. Garniert wird das Rennwochenende durch die große Begeisterung der kanadischen Fans. "Der Grand Prix von Kanada lebt vom tollen Ambiente und der Stimmung in der Stadt", so Schumacher.