"Schlechte Presse gibt es nicht." Ob Ferrari im Fall Felipe Massa nach diesem Prinzip gehandelt hat? Dass der Brasilianer angesichts mangelnder Resultate derzeit wieder einmal voll in der Schusslinie steht, ist kein Geheimnis. Dass Ferrari auf seiner offiziellen Homepage den Druck weiter erhöht, hingegen schon. In einer Saison-Aufrechnung hatte die Scuderia am Dienstag hervorgehoben, dass Massa seit 2010 immer weniger Punkte in den ersten drei Rennen sammeln konnte und dass man sich ab dem Rennen in Monaco einen Gangwechsel erwarte, wie es in dem Artikel so schön hieß.

Keine Frage: Nicht wenige Medien sprangen auf den Massa-Zug auf und berichteten über diesen Artikel. Motorsport-Magazin.com auch, allerdings mit einem relativierenden Hinweis, dass die Angelegenheit aus verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden sollte - journalistische Sorgfaltspflicht sei Dank. Ferrari drehte nun allerdings den Spieß herum.

Einen Tag nach dem diskutablen PR-Artikel auf der eigenen Homepage twitterte das Team: "Es war lustig, an diesem Morgen in den Medien zu lesen, wie die gleichen Aussagen vom einen auf den anderen Tag unterschiedlich gelesen werden können. Was am Montagabend auf unserer Homepage publiziert wurde, reflektierte nur, was Domenicali am Sonntagabend über Felipe sagte, nichts mehr als das!"

Massa wird es mit Sicherheit nicht gefallen haben, dass er auf der Homepage des Arbeitgebers lesen musste, wie Fernando Alonso in den Himmel gelobt wurde, während das Team bei ihm selbst einen sogenannten Gangwechsel erwartete. Selbst Schuld, Ferrari, könnte man nun schreiben. Wenn Stefano Domenicali diesen Satz gesagt haben soll, warum wird er dann nicht als Zitat gekennzeichnet? In den anderen vier Absätzen des Artikels funktionierte das ja auch ohne Probleme.

So mussten die Medien davon ausgehen, dass Ferrari seinen Fahrer offiziell und plakativ unter Druck setzt und mit dem viel zitierten Gangwechsel einen Schritt nach vorn erwartet. Mit seinem Twitter-Konter will Ferrari nun den eigenen Fehler herunterspielen. Fehler, weil man auch in Maranello bestens weiß, wie PR-Arbeit betrieben wird und die Äußerungen über Massa einfach ungeschickt waren. Ferrari wird diese Geschichte verkraften und die Medien freuen sich über eine interessante Story. Aber wissen Sie, wer dabei auf der Strecke bleibt? Ein gewisser Brasilianer, der sowieso schon keinen leichten Stand hat.