Reifenhersteller Pirelli ist die Saison mit dem Ziel angetreten, das Profil der Pneus noch aggressiver zu gestalten als im Vorjahr. "Gerade wenn es eng wird, kann der richtige Umgang mit den Reifen den Unterschied machen", bestätigte Sportchef Paul Hembery. Viele Fachleute - darunter auch Mercedes-Teamchef Ross Brawn und TV-Experte Christian Danner - glauben, dass dem Reifenmanagement in dieser Saison eine Schlüsselrolle zukommt. Nico Rosberg wird diese Meinung sicherlich bestätigen, war er den anderen Spitzenfahrern wegen des hohen Verschleiß' an seinen Hinterreifen in Melbourne doch hoffnungslos unterlegen.

Doch ein reifenschonender Bolide ist ohnehin nur die halbe Miete. Die perfekte Handhabung der Pneus kann nur ein Fahrer gewährleisten, der die Reifen behutsam behandelt und schnell auf die richtige Temperatur bringt. Ein Paradebeispiel dafür lieferte Jenson Button in Australien. Nach dem Ende der Safety-Car-Phase erteilte er seinen Konkurrenten eine Lehrstunde in Sachen Reifenhandling. Auf den ideal abgestimmten Walzen knöpfte er seinen Verfolgern nach dem Neustart fast eine Sekunde pro Runde ab. Der souveräne Sieg des McLaren-Piloten geriet danach nie mehr in Gefahr.

Button gilt im Fahrerfeld ohnehin als ein Meister des Reifenmanagements. Doch Hembery würde den Titel Reifenflüsterer zumindest im vergangenen Jahr an einen anderen Piloten vergeben: an Sebastian Vettel. "Er war Weltmeister und hatte das beste Auto, aber er war auch außergewöhnlich darin, das Maximum aus den Reifen herauszuholen", sagte der Pirelli-Boss. "Er hat sehr schnell verstanden, wie er mit den Pneus umgehen muss und hatte den Verschleiß mit am besten im Griff. Die Strategie war während des gesamten Jahres immer perfekt."