Pro: Geld regiert die Formel 1

von Robert Seiwert

Jetzt ist es also doch noch passiert: Vitaly Petrov ersetzt Jarno Trulli bei Caterham. Der Cockpit-Wechsel war keine große Überraschung, zog sich allerdings etwas in die Länge. Bei einigen Fans wird die Aktion mit Sicherheit nicht gerade positiv aufgenommen, doch bleiben wir einmal realistisch: in der Formel 1 regiert nun einmal das Geld, das sollte inzwischen jeder wissen. Einer wie Tony Fernandes schaut auf die Kohle und Petrov sollte dank seines russischen Backgrounds nicht gerade wenig Mitgift mitbringen.

Geld, das das ehemalige Team Lotus derzeit gut gebrauchen kann, schließlich befindet sich Caterham auf großem Expansionskurs. Trulli ist ein talentierter Fahrer, doch für die großen Sprünge reichte es nicht. Ihm fehlten also die passenden Argumente, um seinen Verbleib im Team zu rechtfertigen. Dass Petrov in der Lage ist, aufs Podium zu fahren, hat er in der vergangenen Saison bewiesen. Der Rest des Russen in 2011 war zwar Mittelmaß, doch in Sachen Performance nehmen sich die beiden nicht viel.

Deshalb hat Caterham die richtige Entscheidung getroffen. Aus dem finanziellen Aspekt macht Fernandes fairerweise kein Geheimnis: "Es war keine leichte Entscheidung, aber es war eine mit einem realistischen Blick auf den globalen, ökonomischen Markt." Zwar rümpfen immer noch viele die Nase, wenn sie 'Paydriver' hören, doch am Ende trifft es auf die meisten im Fahrerlager zu. Aus diesem Haifischbecken hat sich Caterham einen der besten herausgefischt.

Contra: Loyalität hat wieder verloren

von Falko Schoklitsch

Es ist also wieder passiert, das Geld hat gesiegt. Nicht, dass das in der Formel 1 irgendwie verwunderlich wäre, denn letztendlich existiert der Sport primär, um Geld zu machen, auch wenn die Hersteller und Teams gerne Entwicklung und Wettkampf in den Vordergrund stellen, damit alles den passenden Anstrich von Ritterlichkeit hat. Tatsache ist aber auch, dass ein Unternehmen wie Red Bull nicht Millionen in die Königsklasse investieren würde, käme dadurch nicht über andere Kanäle wieder Gewinn zurück.

Jarno Trulli muss seine Koffer packen, Foto: Sutton
Jarno Trulli muss seine Koffer packen, Foto: Sutton

Aber dabei bleibt dann doch immer wieder die Loyalität auf der Strecke. Hat Jarno Trulli nicht von Anfang an alles getan, um Caterham nach vorne zu helfen, hat er nicht seine ganze Erfahrung eingebracht, damit es vorwärts geht? Als Caterham 2010 als Lotus in der Formel 1 anfing, lief nicht viel zusammen, natürlich hat Trulli nicht alleine dafür gesorgt, dass sich alles in die richtige Richtung entwickelte, aber ohne den passenden fahrerischen Input wäre es schwierig gewesen. Trotz der schwierigen Saison 2010 blieb Trulli beim Team - ob er großartige Alternativen gehabt hätte, sei einmal dahingestellt.

Trotzdem, er machte weiter und kämpfte sich durch die Saison 2011, in der es das Team nicht gebacken bekam, eine Servolenkung zu bauen, mit der der Italiener ordentlich fahren konnte. Und 2012 ist er endlich wieder glücklich mit dem Auto, an dem er gemeinsam mit dem Team hart gearbeitet hat und jetzt darf er gehen. Unter einer loyalen Haltung versteht sich eigentlich etwas anderes. Natürlich braucht Caterham Geld und natürlich bringt Vitaly Petrov einen großen Batzen mit, aber auch Image ist einiges wert und das hat sich das Team gerade etwas schwerer angekratzt. Nach Italien sollte man vielleicht nicht so bald reisen und große italienische Sponsoren sich vielleicht auch abschminken. Aber Hauptsache jetzt zahlen erst einmal die Russen - wobei das ja auch nicht immer mit großer Zuverlässigkeit passieren soll.