Ich hatte es ja kaum erwarten können, endlich in mein neues Auto steigen zu dürfen – jetzt, nach den ersten beiden Testtagen mit Williams bin ich wirklich froh, dass für uns alles gut und planmäßig gelaufen ist. Meine ersten Eindrücke vom Auto sind wirklich positiv, auch wenn sich das noch nicht in Zeiten widerspiegelt. Aber das war bei diesem ersten Test auch nicht das Ziel, es ging um Kilometer, Konstanz und Erfahrungen.

Wir sind zum Beispiel keine kurzen Stints gefahren und haben zum Beispiel in Sachen Detail-Abstimmung wirklich fast noch nichts gemacht. Wir haben erst einmal alles durch getestet, auch Teile ausprobiert, um herauszufinden, was wir überhaupt für Möglichkeiten haben, mit dem Auto in die verschiedenen Richtungen zu arbeiten.

Bei fast jedem Stint hatte ich etwas anderes am Auto, damit wir erst einmal einen genauen Plan bekommen, welche verschiedenen Abstimmungswege mit dem FW34 überhaupt möglich sind, was man wie am besten erreicht. Das Optimum herauszufinden, das werden wir erst in Barcelona wirklich angehen, auch deshalb, weil Jerez sowieso irgendwie eine etwas komische Strecke ist, so wie auch Paul Ricard. Was da perfekt passt, passt im Zweifelsfall nirgends anders – Barcelona ist da viel repräsentativer.

Wichtig ist, dass man sich da nicht verrückt machen lässt, wenn andere Teams da ein anderes Programm haben, vielleicht schon Zeiten vorlegen. Wir müssen die Ruhe haben, erst einmal das für uns Wichtige durchzuarbeiten und dann erst wirklich auf die Performance zu schauen. Auch, weil wir ja zum Beispiel wissen, dass in dieser Hinsicht auch noch einiges an neuen Teilen aus dem Werk kommen wird. Natürlich liegt da noch viel Arbeit vor uns, aber grundsätzlich denke ich, dass wir eine gute Basis haben, auf der wir aufbauen können.

Was sehr geholfen hat, ist die Zuverlässigkeit des Autos. Ich bin in den zwei Tagen ja 250 Runden gefahren, das ist schon mal ein Drittel mehr, als ich bisher überhaupt in der Formel 1 je getestet habe. Damals in Barcelona 2008 mit Honda bin ich 110 Runden gefahren, dann letztes Jahr in Jerez den einen Testtag mit Renault noch mal 67, das war alles. Die Erfahrung, die ich jetzt in der Vorsaison endlich mal beim Testen sammeln kann, wird mir dann mit Sicherheit sehr viel helfen, wenn es an den Rennwochenenden darum geht, schnell ein gutes Setup zu finden. Denn es ist schwer, Entscheidungen zu treffen, wenn man nicht wirklich alle Wege und Möglichkeiten und die Konsequenzen genau kennt. All das kann ich jetzt richtig lernen – und das wird mir sicher helfen, während der Saison noch konstanter meine Leistungen zu bringen.

Der FW34 befindet sich noch in der Entwicklung, Foto: Sutton
Der FW34 befindet sich noch in der Entwicklung, Foto: Sutton

Innerhalb des Teams herrscht insgesamt eine sehr gute Stimmung, und was für mich besonders wichtig ist: Ich arbeite sehr, sehr gut mit meinem Renningenieur Tom McCullough zusammen, schon seit Dezember, seit wir uns kennengelernt haben, haben wir uns immer wieder sehr lange und ausgiebig unterhalten, und unser Verhältnis wird immer besser. Wir haben eine sehr ähnliche Philosophie, was die Technik angeht, wir verstehen die Fahrdynamik des Autos auf die gleiche Weise und das erleichtert die Kommunikation doch sehr.

Wenn ich einen Kommentar zum Auto abgebe und dann sehe, was er darunter versteht, wie er das interpretiert, dann deckt sich das hundertprozentig. Das ist sehr wichtig, wenn man dann in der Abstimmungsarbeit von seinem Ingenieur zum Beispiel ein bisschen mehr Frontflügel will, dann weiß man, dass man genau das kriegt, was man wollte, nicht ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger.

Dass mein Teamkollege Pastor Maldonado und ich einen doch unterschiedlichen Fahrstil haben, sehe ich nicht als großes Problem an. Seiner ist zwar sicher deutlich aggressiver, ich fahre eher etwas runder und weicher, aber am Ende sind die Unterschiede in der Abstimmung, die am schnellsten ist, meistens doch nur minimal. Ob sich dieser unterschiedliche Fahrstil eventuell unterschiedlich auf den Reifenverschleiß auswirkt, müssen wir sehen, dazu müssen wir erst einmal mit der Abstimmungs-Entwicklung des Autos etwas weiter sein. Aber natürlich wird es auch in diesem Jahr wieder sehr darauf ankommen, so lange wie möglich am Limit fahren zu können, ohne die Reifen zu sehr zu beanspruchen. Gerade in dem engen Mittelfeld, in dem wir ja mitkämpfen wollen, kann das ganz entscheidend sein.

Gleich am ersten Tag in Jerez habe ich ja auch noch überraschend Besuch bekommen – von meinem brasilianischen Landsmann Kaká, der bei Real Madrid spielt. Er hat mir ein signiertes Real-Trikot mitgebracht – und ich konnte mich noch nicht einmal revanchieren, weil ich noch gar kein offizielles Team-T-Shirt hatte. Aber dafür habe ich ihm wenigstens mal unser Motorhome gezeigt, wir haben uns gut unterhalten und waren abends auch noch zusammen im "La Cueva" in der Nähe der Strecke essen.

Williams vertraut auf die Höckernase, Foto: Sutton
Williams vertraut auf die Höckernase, Foto: Sutton

Er hat mir erzählt, dass die Real-Spieler letzten Herbst mal ein Kart-Rennen veranstaltet haben, bei dem er aber ziemlich weit hinten gelandet ist, weil er da doch ziemlich vorsichtig gewesen sei, schließlich habe er eine Familie, zwei Kinder... Ich hab dann nur gemeint, dass ich mit meinen zwei linken Füßen im Moment auch bestimmt nicht Fußball spielen wollte, ich hätte viel zu viel Angst, mich da zu verletzen, mir vielleicht den Knöchel zu brechen oder so was. Fußballspieler sind doch auch dauernd verletzt, viel öfter als wir Rennfahrer...

Wir sind jetzt mit dem Team in dieser Woche noch ein paar Tage in Spanien, auf der Strecke von Monteblanco, in der Nähe von Huelva, um Werbeaufnahmen für die Sponsoren zu machen, aber mit dem alten Auto, dem FW33, in neuem Design. Zwar wieder bei Sonnenschein – aber für Spanien ist es immer noch ganz schön kalt. Mal sehen, wie das dann nächste Woche beim zweiten Test in Barcelona wird – als wir in Jerez waren, soll es da ja minus sieben Grad gehabt haben...