Damon Hill freut sich auf die neue Saison. Das Starterfeld in der Formel 1 werde dann wohl das beste aller Zeiten sein - immerhin befinden sich sechs Weltmeister im Kampf um den Titel. Nach Meinung Hills sind darunter jedoch auch einige Sorgenkinder - unter den Champions im Speziellen Michael Schumacher und Lewis Hamilton. Sein Landsmann müsse sich nach einem mehr als durchwachsenen Jahr 2011 in dieser Saison klar steigern. "Lewis muss sein Leben in den Griff kriegen", fand Hill deutliche Worte.

"Ich denke, er muss sein Leben einfach besser managen - und zwar so, dass er professioneller Rennfahrer sein und parallel ein Privatleben haben kann", sagte der Weltmeister von 1996. Hamilton hatte in der Vergangenheit immer wieder durch Form- und Stimmungsschwankungen auf sich aufmerksam gemacht, die oftmals in direktem Zusammenhang mit seiner mittlerweile beendeten Beziehung zu Sängerin Nicole Scherzinger standen. Für Hill unverständlich. "Lewis muss sich jetzt einmal auf seinen Job konzentrieren. Er wäre ja der Erste, der zugeben würde, dass es letztes Jahr einige Störungen gab. Er ist eigentlich ein kluger Junge", meinte der Brite.

Button als Vorbild nehmen

Damon Hill rät Lewis Hamilton zum großen Umdenken, Foto: Sutton
Damon Hill rät Lewis Hamilton zum großen Umdenken, Foto: Sutton

"Er hatte einige schwierige persönliche Probleme, aber es ist wichtig, dass er diese Angelegenheiten nun einmal in Angriff nimmt", so Hill, der glaubte, dass der McLaren-Pilot sich 2012 wirklich beweisen müsse. "Ich würde von ihm gerne sehen, dass er zu seinen Wurzeln zurückfindet und diese Saison in seiner besten Form und als reifer Fahrer angeht", erklärte der 51-Jährige gegenüber PAS. "Er muss sich einfach von diesem ganzen anderen Zeug außerhalb des Sports fernhalten. Natürlich ist die Formel 1 für einen Fahrer ein sehr verführender Platz und Lewis hatte vielleicht nicht diesen... nennen wir es einmal 'normalen' Wachstumsprozess."

"Daher kann ich völlig verstehen, dass er sich ein bisschen abnabeln will, was auch gut ist. Aber wenn man im Haifischbecken der Formel 1 ist, wollen die Leute einfach sehen, ob man liefern und durch und durch professionell sein kann, wenn man auf der Strecke ist", erklärte Hill. Das würde aber mehr Einsatz erfordern, als Hamilton ihn in jüngster Vergangenheit gezeigt hätte. "Es steht ja außer Frage, dass Lewis talentiert ist. Es ist nur einfach die Frage, ob er in seinem Kopf die nötige Harmonie finden kann, um sich in einer starken Position wiederzufinden." Dabei könnte Hamilton auch Teamkollege Jenson Button als Vorbild dienen, der zumeist durch seine ruhige und überlegte Art besticht.

Keine Ausnahme für Schumacher

"Das begehrt auch Lewis - aber noch hat er nicht klargemacht, wie seine Zukunft aussieht", machte Hill einen weiteren Unruheherd aus. "Vielleicht beabsichtigt er ja, McLaren zu verlassen. Möglicherweise hat er das Gefühl, das tun zu müssen, da er dort schon seit seinem 13. Lebensjahr zu Hause ist", mutmaßte der Brite. In jedem Fall sei Hamiltons nächster Schritt ein großes Fragezeichen. Zwar sei der 27-Jährige für jedes Team ein Zugewinn - freie und sinnvolle Plätze gäbe es aber kaum. "Wenn ich Bernie Ecclestone wäre, würde ich Lewis natürlich gerne mit Sebastian Vettel bei Red Bull sehen." Wichtig sei aber nur ein schnelles Auto. "Was wir uns wünschen, ist ein bisschen mehr Speed für McLaren. Ein kleiner Funke Inspiration könnte dort noch helfen."

An Spannung sollte es laut Hill 2012 in jedem Fall nicht mangeln. Der 51-Jährige wird dann erstmals als TV-Kommentator für Sky Sports von den Rennen berichten. Für seinen einstigen Dauerrivalen Michael Schumacher könnte das verbale Prügel bedeuten, wie Hill mit einem Lächeln durchblicken ließ. "Meine Rolle wird es sein, kontrovers und direkt zu sein und dabei werde ich auch für Michael keine Ausnahme machen!", kündigte der Ex-Williams-Pilot an. "Er ist nicht wie der Rest von uns", scherzte Hill und klärte auf: "Denn er denkt wahrscheinlich, dass er Weltmeister wird."