Wenn die Formel 1 auf Yas Island zu Gast ist, dann findet einer der spektakulärsten Grand Prix' der Saison statt. Durch die späte Startzeit von 17 Uhr Ortszeit, fahren die 24 Piloten auf dem 5,554 Kilometer langen Yas Marina Circuit in die Dunkelheit hinein. Besonders das große Yas Hotel sorgt dann mit der beleuchteten Fassade für großartige Aufnahmen und bietet den Hotelgästen ein einmaliges Erlebnis. "Ich bin mir sicher, dass es ziemlich spektakulär für die Zuschauer dort sein wird, die Formel 1-Autos während des Mittagessens zu beobachten", glaubt zum Beispiel Lotus-Pilot Heikki Kovalainen.

Das Yas Hotel sorgt in Abu Dhabi für einmalige Bilder, Foto: Sutton
Das Yas Hotel sorgt in Abu Dhabi für einmalige Bilder, Foto: Sutton

Doch nicht nur die Zuschauer und Fans freuen sich auf das Rennen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auch den Fahrern hat es der Kurs angetan. Bereits zum dritten Mal ist die Königsklasse bereits in Abu Dhabi zu Gast. Die einzigen zwei Rennen auf dem Yas Marina Circuit konnte Sebastian Vettel gewinnen, im Vorjahr sogar die Weltmeisterschaft. In dieser Saison kommt der 24-Jährige bereits als Doppelweltmeister nach Abu Dhabi, was die Freude des Heppenheimers jedoch nicht sonderlich zu trüben scheint.

Besondere Schwierigkeiten

"Das Rennen startet in der Dämmerung und endet bei Nacht, das bedeutet, wir müssen mit speziellen Visieren für die verschiedenen Lichtbedingungen fahren", erklärt der Red Bull-Pilot die Schwierigkeiten des Kurses. "Der andere Faktor ist, dass wir gegen den Uhrzeigersinn fahren." Das beansprucht vor allem Muskeln, die auf anderen Kursen eher weniger zum Tragen kommen. Besonders ist auch die Boxenausfahrt, die unter der Start-Ziel-Geraden durchführt. "Sie liegt teilweise unterirdisch und es fühlt sich an, als käme man aus einer Tiefgarage, wenn man durchfährt", erklärt Vettel.

Ganz anderer Meinung ist Virgin-Pilot Timo Glock. Der Deutsche sieht den Kurs als ganz gewöhnlich an; er erinnert ihn sogar an weitere Formel 1-Strecken. "Ich muss sagen, dass mich dieser Kurs an verschiedene F1-Strecken erinnert: die Temperatur ist ähnlich wie Bahrain, die Strecken-Oberfläche ist wie Ungarn oder Korea und was die Seitenkräfte betrifft ist es wie Valencia", so Glock. Trotzdem freut sich auch der Odenwälder auf das Rennen, denn besonders der Wechsel der Lichtverhältnisse ist einmalig.

Doppelte DRS-Zone

Bekannt ist der Yas Marina Circuit auch für seine mangelhaften Überholmöglichkeiten, was besonders Fernando Alonso im Vorjahr schmerzlich zu spüren bekam. Weil der Ferrari-Pilot rundenlang nicht an Vitaly Petrov vorbei kam, verlor er die Weltmeisterschaft an Sebastian Vettel. Dank DRS soll sich das in diesem Jahr ändern. Vettel kann es mittlerweile egal sein - er hat den Titel bereits seit Suzuka in der Tasche.

Wie schon in Italien, Kanada und Indien, wird es auch in Abu Dhabi zwei DRS-Zonen geben. Das soll die Anzahl der Positionswechsel drastisch erhöhen. McLaren-Pilot Jenson Button glaubt an den Erfolg des DR-Systems. "Die neuen Regeln könnten den Kurs in eine Strecke verwandeln, auf der Überholmanöver häufiger und spannender werden", jubelte der Brite.

Doch nicht nur die wechselnden Lichtverhältnisse bereiten den Piloten im Rennen Probleme. Auch die Temperaturen werden drastisch fallen. Von Anfangs etwa 30°C beim Start bis circa 19°C gegen Rennende. Das macht vor allem die Handhabung der Reifen kompliziert. Pirelli hat, wie schon in Valencia, Deutschland, Belgien, Italien und Japan, die weiche und mittlere Reifenmischung dabei. Die längere Lebensdauer der Reifen zu Rennende macht die Strategie der Teams besonders interessant.

Technisch anspruchsvoll

Force India-Pilot Adrian Sutil weiß, worauf es auf dem Yas Marina Circuit ankommt. "Es gibt lange Geraden und Haarnadelkurven - auf dieser Strecke zählt die Leistung in langsamen Kurven", verriet der Deutsche. "Das sollte unserem Auto liegen - ich denke also, dass alles in Ordnung sein wird." Auch Teamkollege Paul di Resta kennt den Kurs in Abu Dhabi, wenn auch nur von Testfahrten im Vorjahr. "Es gibt viele enge, langsame Ecken und man muss mit dem Auto sehr präzise sein", weiß der 25-Jährige. "Es gibt nur wenige richtig schnelle Passagen - mit Ausnahme der Kurvenkombination nach der ersten Kurve."

Bei den 21 Kurven der Strecke stehen die Piloten nur zwölf Mal voll auf der Bremse, was einem Anteil von 16 Prozent jeder Runde entspricht. Den härtesten Bremspunkt finden die Fahrer beim Anbremsen auf Turn acht. Dank DRS werden die Boliden innerhalb von 141 Metern von bis zu 320 Stundenkilometer auf rund 60 bis 70 Stundenkilometer heruntergebremst – mit mehr als 5 g eine enorme Belastung für Fahrer und Fahrzeuge.

Sebastian Vettel ist der einzige, der bereits auf dem Yas Marina Circuit gewinnen konnte, Foto: Sutton
Sebastian Vettel ist der einzige, der bereits auf dem Yas Marina Circuit gewinnen konnte, Foto: Sutton

"Der Yas Marina Circuit verlangt mittleren Abtrieb, es gibt einen echten Mix aus langen Geraden und recht engen Kurven mit niedriger Durchschnitts-Geschwindigkeit, was wiederum viel Energie durch das Brems-System jagt", erklärt der leitende Operations-Ingenieur bei Williams, Mark Gillan. "Die Kurven zwei und drei sind eine besondere Kombination aus schnellen Ecken, am Ende geht es dann in eine schwierige Sektion mit langsamen, technischen Kurven", weiß auch Rubens Barrichello.

Rund 60 Prozent jeder Runde geben die Piloten auf dem Yas Marina Circuit Vollgas und brauchen sich dabei um die Sicherheit des Kurses kaum Sorgen zu machen. Breite Auslaufzonen und neuartige, luftgefüllte, Kunststoffbarrieren machen die Strecke zu einer der sichersten der Welt. In Kurve acht geht die Auslaufzone aus Platzmangel sogar unter der Tribüne durch. Ein weiterer Grund, weshalb die Piloten gerne nach Abu Dhabi reisen. Vor allem Vettel freut sich auf den Abu Dhabi GP. Kann er 2011 zum dritten Mal in Folge dominieren?