"Es macht einen schon sehr betroffen", erklärte Timo Glock im Vorfeld des Großen Preises von Indien mit Blick auf die beiden tödlich verunglückten Dan Wheldon und Marco Simoncelli. Wheldon war vor rund zwei Wochen beim IndyCar-Finale in Las Vegas verunfallt und anschließend seinen schweren Verletzungen erlegen. Vergangenes Wochenende kam es mit dem Unfalltod von Motorrad-Star Marco Simoncelli in Malaysia auch in der MotoGP zur Tragödie. Glock geht der Verlust seiner beiden Rennfahrerkollegen sehr nahe.

"Ich bin selbst ChampCar und dort auch auf dem ein oder anderen Oval gefahren. Auf der anderen Seite bin ich auch ein großer Motorradfan und habe mir bisher jedes MotoGP-Rennen angesehen. Da macht einen so etwas immer extrem betroffen und nachdenklich, weil halt auch die Umstände im Umfeld immer extrem sind", meinte der Virgin-Pilot. "Es beschäftigt einen schon den einen oder anderen Tag. Man macht sich seine Gedanken, wo wir noch Sicherheitslücken haben könnten", gab der F1-Fahrer zu. In Bezug auf eine Verbesserung durch die von vielen Experten geforderte Cockpithaube wollte er sich aber nicht festlegen.

"Ich weiß nicht, ob das dem Dan Wheldon in dem Fall geholfen hätte. Die Umstände waren da so extrem. Ich weiß, wie es ist, im Oval ein Auto zu verlieren", so Glock. "Das ist völlig außer Kontrolle und man kann nichts mehr machen, außer zu hoffen, dass man irgendwie durchkommt - und er ist eben nicht durchgekommen", meinte der Deutsche traurig. "Ich bin bei einem Test in Milwaukee selbst einmal schwer abgeflogen und habe mir das Schlüsselbein gebrochen", erinnerte sich der 29-Jährige an seine Zeit in Amerika. Der Hesse fuhr 2005 13 Rennen in der ChampCar-Serie.

Mutter Glock ist immer in Sorge

Eine Saison im ChampCar - im Nachhinein macht Timo Glock der Leichtsinn in Amerika selbst nachdenklich, Foto: Sutton
Eine Saison im ChampCar - im Nachhinein macht Timo Glock der Leichtsinn in Amerika selbst nachdenklich, Foto: Sutton

"Damals waren nur drei Autos auf der Strecke", meinte der Virgin-Fahrer in Bezug auf seinen Testunfall. "Aber man muss sich einmal überlegen: Da fahren im Rennen 30 Autos innerhalb von ein paar Sekunden über Start und Ziel. Wenn dann einer abgeht, gibt es natürlich eine Kettenreaktion", so Glock, der anfügte: "Irgendwann gibt es keinen Platz mehr für denjenigen, der ausweichen muss." Die Formel 1 sei auch nicht frei von Gefahren, aber trotzdem kein Vergleich. "Bei uns kann auch Gott weiß was passieren und man kann sich überschlagen. Aber die Gefahr ist dort natürlich größer. Das wissen die Jungs, die dort fahren aber und ich wusste es damals auch", gab der Ex-Toyota-Fahrer zu.

Ihm habe seiner Zeit auch die jugendliche Unbekümmertheit geholfen, um mit der offensichtlichen Gefahr umzugehen. "Ich war damals einfach noch ein paar Jahre jünger und man denkt sich dann halt: "Geil! Amerika! ChampCar! Oval!" Man denkt dann aber anders darüber, wenn man dort mal einen Unfall gehabt hat und spürt, wie weh es tut, wenn man dort einschlägt", gab Glock die späte Einsicht zu. "Das Problem, das man dort hat, ist einfach, dass man keinerlei Kontrolle mehr hat. Wenn man beispielsweise auf Position fünf abfliegt, kommen halt noch 25 Autos hinter einem, die irgendwie ausweichen müssen - und irgendeiner trifft dich, das ist einfach so", war sich der Deutsche sicher.

"Man kann das nicht wegreden und sagen: "Es passt schon alles." Da hat man dann immer schwierige Gespräche, auch mit seinen Eltern", gab Glock mit einem verschmitzten Lächeln zu. "Man diskutiert da schon drüber. Meine Mutter hat mich angerufen und gesagt: "Fahr nicht so schnell!" - ich habe ihr dann erklärt, dass das ein bisschen schwierig ist", lachte der Hesse. "Es ist aber logisch, dass man sich da Sorgen macht. Ich glaube man kann sich auch gar nicht vorstellen, was da in Malaysia vorgegangen ist, wenn der eigene Vater seinen Sohn noch in den Krankenwagen hineinträgt", so Glock mit Blick auf den Simoncelli-Unfall. "Das sind Dinge die sind schon sehr extrem und wenn man die nur einmal durch seinen Kopf gehen lässt, läuft es einem eiskalt den Buckel herunter. Das wünscht man wirklich niemandem", stellte der Deutsche klar.