Der neue Buddh International Circuit liegt rund 50 Kilometer südöstlich von Neu Delhi und hat bei seiner Kurven-Zusammensetzung Ähnlichkeiten mit einer Reihe von Formel-1-Strecken. Er hat aber auch ungewöhnliche Eigenschaften. Die Strecke hat eine Kombination aus meist langsamen Kurven und langen Geraden, was zu einer recht hohen Durchschnitts-Geschwindigkeit führt. Der erste Sektor der Strecke ist Stopp-and-Go, dort werden zwei Geraden durch Haarnadeln unterbrochen. Der Mittelsektor ist eher fließend, dort gibt es schnellere Kurven, darunter die überhöhte Kurve 10/11, von der die Ingenieure erwarten, dass sie ähnliche G-Kräfte auf die Fahrer und ähnliche Belastungen auf die Reifen bringen wird wie Kurve 8 in der Türkei.

Wie wird sich die Strecke im Laufe des Wochenendes entwickeln, Foto: Indien GP
Wie wird sich die Strecke im Laufe des Wochenendes entwickeln, Foto: Indien GP

Die Strecke hat viele Höhenwechsel, so geht es von Kurve 1 bis Kurve 3 14 Meter bergauf, was dazu beiträgt, dass das Benzingewicht einem noch mehr zu schaffen macht. In anderen Worten, das Gewicht jeder zehn Kilogramm Benzin verlangsamt dich mehr als auf anderen Strecken. Während des Trainings und des Qualifyings kann der verstellbare Heckflügel DRS auf rund 62 Prozent der Runde eingesetzt werden, das liegt in etwa im Bereich von Spa. Im Rennen sollte das System beim Überholen auf der Geraden helfen. Da die Strecke 20 Meter breit ist, sollte das Überholen kein Problem sein.

Die Teams haben in ihren Werken Simulations-Werkzeuge eingesetzt, um gewisse Basis-Informationen wie die Gang-Übersetzung, das Flügel-Niveau, die Federn und Kühl-Anforderungen zu erarbeiten. Aber das Grip-Niveau der Strecke und den Reifen-Abbau können sie erst ermitteln, wenn sie tatsächlich dort fahren. Vorerst macht es den Eindruck, als wäre die Streckenoberfläche sehr eben und dass es keine echten Bodenwellen gibt.

Die Tanks dürften voll werden, Foto: Sutton
Die Tanks dürften voll werden, Foto: Sutton

Die gesamte Benzinmenge, die für das Rennen gebraucht wird, ist mit 160 Kilogramm recht hoch. Bei einigen Teams wird das die Größe des Tanks ziemlich ausreizen, vor allem da die angeblasenen Diffusoren noch etwas mehr Benzin verbrennen. In letzter Zeit ist die Zahl der Fahrer gestiegen, denen in der Auslaufrunde nach dem Ziel das Benzin ausgegangen ist, das könnte in Indien wieder zu beobachten sein.

Wettervorhersage

Die Vorhersage für das Wochenende ist stabil. Die Temperaturen sollen von Mitte 20 Grad Celsius bis Anfang 30 Grad Celsius reichen, die Streckentemperatur wird bei Anfang 40 Grad Celsius erwartet.

Wahrscheinliche Reifenleistung und andere Überlegungen

Die Reifenauswahl von Pirelli für Indien ist soft (gelbe Markierung) und hart (silberne Markierung). Diese Kombination war bei den ersten fünf Saisonrennen sowie in Silverstone zu sehen. Obwohl die Teams die Basis-Informationen zu der Strecke haben, etwa den Radius jeder Kurve und die Länge der Geraden, haben sie noch kein Gefühl dafür, wie rau die Strecken-Oberfläche ist und wie stark sich der Belag im Laufe des Wochenendes verbessern wird. Das wird aber entscheidend dafür sein, am Sonntag die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Die Zeit für einen Boxenbesuch ist kürzer als gedacht, Foto: Pirelli
Die Zeit für einen Boxenbesuch ist kürzer als gedacht, Foto: Pirelli

Daher werden die Teams den zusätzlichen Satz weicher Reifen am Freitag dazu nutzen, um so viel wie möglich über den Reifenabbau zu lernen. Die Simulationen zeigen laut UBS Strategy Report, dass die Strecke bei den Reifen eine ähnliche Herausforderung liefert wie Silverstone und Korea, die Energie, die auf die Reifen wirkt, liegt bei etwa 80 Prozent von Suzuka. Die hohen Temperaturen dürften dazu führen, dass die Reifen Blasen bilden, vor allem auf den Schultern. Daher wird der Radsturz eher konservativ gewählt werden müssen, um mit der sich auf den langen Geraden aufbauenden Hitze zurechtzukommen.

Die Kombination von Soft- und Hard-Reifen ist sehr konservativ; es ist eine neue Strecke und Pirelli will kein Risiko eingehen. Seit Silverstone hat es diese Kombination nicht mehr gegeben, dort ging es bei nassen Bedingungen los, also wurde der harte Reifen gar nicht benutzt. Zu Anfang der Saison sahen wir aber einen Leistungs-Unterschied von mehr als zwei Sekunden zwischen den beiden Mischungen. Das bedeutet, die Fahrer werden sich auf dem weichen Reifen qualifizieren und auch den Großteil des Rennens damit fahren wollen. Mit dem harten Reifen werden sie nicht mehr als zehn Runden zurücklegen wollen, das dürfte am Anfang oder Ende des Rennens passieren.

Kurve 8 in der Türkei ähnelt den Kurven 10 und 11, Foto: Sutton
Kurve 8 in der Türkei ähnelt den Kurven 10 und 11, Foto: Sutton

Das Haupt-Gesprächsthema werden wohl die schnellen Kurven 10 und 11 sein, die in ihrer Charakteristik ähnlich sind wie Kurve 8 in der Türkei - allerdings machen sie zu und nicht auf, weswegen sie langsamer sein dürften. Dort wird viel seitliche Energie auf den Reifen wirken. Die Kurven gehen nach rechts, also wird vor allem der linke Vorderreifen leiden und das könnte im Rennen durchaus Einfluss haben. Durchdrehende Räder beim Beschleunigen aus den vielen langsamen Kurven wird die Hinterreifen auch schnell abbauen lassen. Gingen die harten Bridgestone-Reifen besser mit hohen Temperaturen um als die weichen, ist es bei Pirelli umgekehrt.

Anzahl und wahrscheinlicher Zeitpunkt der Boxenstopps

Die Boxengasse ist am Buddh International Circuit mit 600 Metern lang, aber die Simulationen zeigen, dass sie inklusive der Stehzeit in 20 Sekunden absolviert werden kann. Aus strategischer Sicht ist es also nicht so schlimm wie gedacht. Die Fahrer werden so wenig Zeit wie möglich auf dem harten Reifen fahren wollen, da er im Vergleich zum weichen langsam sein wird. Die Strategen werden also zehn Runden oder weniger damit einplanen. Für die besten zehn Fahrer, die ihr Rennen auf dem Qualifying-Reifen beginnen müssen, wird das bedeuten, dass sie den harten Reifen am Ende des Rennens einsetzen.

Die harten Pirelli-Reifen dürften um vieles langsamer sein als die weichen, Foto: Sutton
Die harten Pirelli-Reifen dürften um vieles langsamer sein als die weichen, Foto: Sutton

Jene Fahrer außerhalb der Top-10, die ihren Startreifen frei wählen können, könnten sich dazu entscheiden, den harten Reifen schon früh aus dem Weg zu haben, da die Pace in den ersten zehn Runden durch den Verkehr langsamer sein wird als in den letzten zehn Runden, wenn das Feld auseinandergezogen ist. Auf dem Papier sieht es daher so aus, dass die Strategen mit einem möglichen kurzen Start-Stint auf harten Reifen drei Stopps planen werden. Es wird aber darum gehen, herauszufinden, ob es möglich ist, das auf zwei Stopps zu reduzieren, indem man die weichen Reifen etwas länger am Leben hält und den harten Reifen etwas länger einsetzt.

Teams wie Toro Rosso und Sauber, die es zu ihrer Spezialität gemacht haben, den ersten Stint auszudehnen und dadurch Plätze zu gewinnen, könnten das hier wieder probieren. Ansonsten wird es an diesem Wochenende wahrscheinlich keine großen Abweichungen bei den Strategien geben.

Chance auf ein Safety Car

Da es bislang noch keine Daten dazu gibt, muss sich das erst zeigen. Es gab diese Saison aber eine Reihe von Safety Cars nach rund einem Drittel der Rennen, wodurch das Feld durchgemischt wurde. Ein Safety Car am Buddh International Circuit sollte jenen Fahrern helfen, die versuchen, einen Stopp weniger zu machen.