Indien erlebt eine sehr aufregende Zeit. Das Land gilt als wachsender Wirtschaftsmarkt mit weltweiter Bedeutung. Aber auch im Motorsport und speziell im Hinblick auf die Formel 1 ist Indien ein absoluter Wachstumsmarkt.

Mit Narain Karthikeyan und Karun Chandhok gibt es zwei indische Fahrer in der Formel 1, mit Force India gibt es einen indischen Rennstall, wenn auch mit Sitz im britischen Silverstone, und am 30. Oktober steigt vor den Toren der Hauptstadt Neu Delhi der erste Große Preis von Indien auf einer neuen 5,14 Kilometer langen Rennstrecke.

Großartige Situation

"Das ist eine großartige Situation für den indischen Motorsport", bestätigt Chandhok. Dabei war das nicht immer so. "Motorsport ist eine sehr neue Sportart, die in Indien noch in den Kinderschuhen steckt", erklärt er Motorsport-Magazin.com. "Allerdings wächst sie ständig." Das bestätigen der Bau der Strecke und das steigende Interesse. Genauso wie der Wirtschaftsmarkt.

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts gehörten 400 Millionen Menschen in Indien der Mittelklasse an. "Das ist mehr, als die Einwohner etlicher europäischer Länder zusammengenommen", rechnet Chandhok vor. Das macht das Land gerade für die Automobilhersteller sehr interessant. "Bislang sind diese Leute nur Motorrad oder Motorroller gefahren, aber jetzt können sie sich Autos leisten", so Chandhok. Wer also Fan des Weltmeisterteams Red Bull Renault ist, kauft sich einen Renault.

Enormes Interesse

Das gestiegene Interesse an der Formel 1 lässt sich belegen. "Die TV-Zuseherzahlen sind immer hoch und das öffentliche und mediale Interesse sind enorm", sagt Chandhok. Teilweise verfolgten in der Saison 2010 bis zu 26 Millionen Menschen die Rennen. "Das sind mehr als in den F1-Hochburgen England, Deutschland und Italien zusammen", vergleicht der Inder. "Sicher leben in unserem Land viel mehr Menschen, aber man muss auch bedenken, dass der Sport noch nicht so lange dort angesiedelt ist."

Einen weiteren Schub wird Indien erleben, wenn es einen erfolgreichen Piloten hervorbringt. Dafür reichten die Rennen von Karthikeyan bei Jordan und Chandhok bei HRT einfach nicht aus. "Wo war die F1 in Spanien, bevor Fernando Alonso kam? Das gleiche gilt für Deutschland vor Michael Schumacher", betont Chandhok. "Wenn ein indischer Fahrer vorne mitfährt, wird der Sport noch beliebter werden."

Auch bei den indischen Unternehmen, welche die F1 als Werbeplattform nutzen könnten. So sicherte die indische Tata Gruppe das HRT-Cockpit von Karthikeyan. Der Mischkonzern beschäftigt über 350.000 Mitarbeiter in 85 Ländern, etwa bei Tata Motors, dem größten Autohersteller Indiens. Tata gehören unter anderem so klangvolle Marken Jaguar und Land Rover.