1. - S wie Startaufstellung

Die 16. Ausgabe der 7 Schlüsselfaktoren erlebt ein Novum: Zum ersten Mal in dieser Saison steht kein Red Bull auf Pole. Stattdessen schnappte sich der zuletzt gebeutelte Lewis Hamilton dank einer starken, letzten Runde P1 - zum ersten Mal seit dem Kanada GP im vergangenen Jahr. Überschwängliche Jubelarien gab es allerdings nicht am Samstag. "Das war heute nur ein sehr kleiner Schritt in die richtige Richtung", meinte Hamilton kühl. " Heute wird nicht gefeiert, denn morgen im Rennen kommt es drauf an. Hier geht es nicht um Emotionen, das ist Business."

Damit die erste Startreihe nicht völlig emotionslos ist, verdrängte Sebastian Vettel in letzter Sekunde Jenson Button vom zweiten Startplatz und stellte damit zumindest einen RB7 in die erste Reihe, da Mark Webber nur die viertschnellste Zeit fuhr. "Wir müssen anerkennen, dass McLaren stark war und das gesamte Wochenende bislang dominiert hat", zog Vettel gegenüber Motorsport-Magazin.com den Hut vor den Briten. Hinter dem Red-Bull-McLaren-Quartett nistete sich Ferrari ein. Beachtenswert: Fernando Alonso zog im Qualifying-Duell zum vierten Mal in dieser Saison den Kürzeren gegen Felipe Massa - davon drei Mal in den vergangenen fünf Rennen.

Für Mercedes GP und Lotus Renault halten Nico Rosberg beziehungsweise Vitaly Petrov die Fahne mit den Plätzen sieben und acht hoch. Ihre jeweiligen Teamkollegen schieden bereits in Q2 aus. Am Ende der Top-10 tummelt sich das Force-India-Duo. Paul Di Resta setzte sich dabei gegen Adrian Sutil durch. Das sorgte für mächtig Ärger beim Deutschen. "Das war mal wieder ein bisschen hirnlos", polterte Sutil bei Motorsport-Magazin.com "Ich kann nicht verstehen, was er da wieder gemacht hat, indem er seinen einzigen neuen Satz Reifen auch noch hingeschmissen hat. Wir hatten zuvor eigentlich eine Teamabsprache, aber daran haben sie sich mal wieder nicht gehalten."

2. - S wie Start

Diesmal ist nicht Red Bull das gejagte Team, in dieser Rolle findet sich stattdessen McLaren in Form von Hamilton wieder. Der Brite hat einen simplen Plan: "Ich versuche, beim Start in Führung zu bleiben und mich dann aus dem Ärger herauszuhalten." Dagegen dürfte Vettel etwas einzuwenden haben, nachdem Red Bull bis zum Ende der Saison auf Sieg fahren will und sich Red Bull an der Spitze standesgemäß wohler fühlt. Laut Kai Ebel stehen die Chancen nicht schlecht. "Hamilton könnte vorne durchaus ein Fehler passieren, wenn er unter Druck von Vettel steht", vermutete der TV-Reporter.

Lewis Hamilton. Nachdenklich., Foto: Sutton
Lewis Hamilton. Nachdenklich., Foto: Sutton

Dass der Start auf dem Korea International Circuit eine Menge Zündstoff beinhalten könnte, glaubt Button. Wieder einmal spielt das Wetter eine nicht unwesentliche Rolle. "Mit dem Gegenwind von Kurve 2 heraus in Kurve 3, könnte es auf der ersten Runde eine Menge Action geben", so der Suzuka-Sieger. Etwas weiter hinten legten sich noch vor dem Start Sorgenfalten in Alonsos Stirn. "Ich starte von Platz sechs, auf der falschen Seite der Strecke", ärgerte er sich. "Korea ist dafür wahrscheinlich die schlechteste Strecke." Er fürchtete, direkt beim Start von Rosberg kassiert zu werden. Der Mercedes-Pilot hatte gegen die düstere Vorahnung natürlich nichts einzuwenden.

3. - S wie Strecke

Dass die Fahrer auf der linken Seite der Startaufstellung Nachteile gegenüber ihren rechten Rivalen fürchten, ist kein Geheimnis. Dass viele im Fahrerlager munkeln, die GP-Organisatoren hätten nach dem Rennen im vergangenen Jahr die Schlüssel zur Strecke weggeworfen und erst kürzlich wieder aufgeschlossen, auch nicht. Als Freund des Korea GP zeigte sich indes Hamilton - auch wegen seiner Pole? "Das ist eine der besten Strecken", schwärmte er. "Es ist fantastisch, was dort aufgebaut wurde."

Nicht so fantastisch ist allerdings die Boxengassen-Situation. Das Problem: Die Boxenausfahrt befindet sich auf Höhe von Kurve 1. Wenn ein Fahrer in der Kurve die Kontrolle verliert und zu weit nach außen abdriftet, räumt er möglicherweise einen Rivalen ab, der in diesem Moment die Boxengasse verlässt. Der Herausfahrende kann aufgrund des Blickwinkels nicht einmal versuchen, auf das Unheil zu reagieren. Abhilfe sollen Lichtanlagen sowohl auf der Geraden als auch in der Gasse schaffen, die die Fahrer warnen, wenn sich die Wege kreuzen könnten.

4. - S wie Setup

Das Setup der Autos dürfte im Paddock für die eine oder andere schlaflose Nacht gesorgt haben. Die Teams grübeln seit Freitag, welche Einstellungen an den Boliden vorzunehmen sind. Das Problem: Am Freitag waren aufgrund des anhaltenden Regens kaum Tests möglich, im abschließenden Training absolvierten nur die wenigsten Piloten Longruns. So auch McLaren, die komplett darauf verzichteten. "Wir müssen morgen beim Start ein Gefühl dafür bekommen, wie sich das Auto mit viel Sprit verhält", hoffte Button. "Dann müssen wir uns darauf fokussieren, was wir im Verlauf eines Stints mit den Reifen machen."

Mercedes GP zählte hingegen zu den Teams, die sich hauptsächlich auf die Renn-Performance konzentrierten. Michael Schumacher sah in dieser Situation allerdings keinen Vorteil für die Silberpfeile. "Das glaube ich nicht, weil die Lücke zu den Teams vor uns zu groß ist", so der Rekord-Champion. "Dadurch wird unser möglicher Vorteil ausgeglichen und es macht keinen Unterschied." Auch Red Bull spulte am Samstagvormittag Testläufe unter Rennbedingungen ab. "Wir haben uns Red Bulls Longruns im Training angeschaut", sorgte Button bei den RBR-Fans für Hoffnung. "Sie hatten wohl viel Benzin im Tank und sahen schnell und konstant aus."

Schumacher erkennt keinen Vorteil, Foto: Sutton
Schumacher erkennt keinen Vorteil, Foto: Sutton

5. - S wie Strategie

Wie schon das gesamte Jahr, bestimmen die Pirelli-Reifen auch in Korea das Geschehen. Durch den verregneten Freitag kamen die wildesten Spekulationen von fünf oder sogar sechs Stopps auf. Doch das hat sich in der Zwischenzeit wieder etwas relativiert. "Zuerst dachte ich, dass die Reifen nicht mal eine Runde unter Qualifying-Bedingungen halten würden - aber sie taten es", schilderte Pole-Setter Hamilton seine ursprünglichen Bedenken. "Wir sind zwar auch offen für vier Stopps, aber ich glaube nicht, dass das der Fall sein wird."

Viel spannender als der Abbau der Reifen ist allerdings, dass sich Red Bull für einen anderen Weg entschieden hat. In Q1 wurden bei vielen Zuschauern die Augen groß, als man auf den Flanken der Bullen-Pneus den roten Schriftzug der superweichen Reifen lesen konnte. "Wir haben alle unsere Prime-Reifen für das Rennen gespart, mal sehen, ob diese Strategie im Rennen aufgeht", erklärte Vettel die Idee des Teams.

Denn der Heppenheimer hatte sich mit den harten Gummis wohler gefühlt. McLaren betet nun natürlich zum Reifengott, dass der Konkurrent sich verzockt hat. "Vielleicht ist der Reifenverschleiß gleich wie bei den härteren, nur ist der superweiche Reifen der Schnellere", sprach sich Button selbst Mut zu. "Morgen werden wir sehen, ob sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Wir haben eine andere Strategie und ich denke, dass die Strategie von Red Bull auch ein bisschen verrückt ist."

6. - S wie Sonntagswetter

2010 erlebte die Formel 1 in Korea eher eine Schwimm-Weltmeisterschaft als ein Formel-1-Rennen. Pünktlich zur Rückkehr der Königsklasse öffnete der Himmel erneut seine Schleusen. Aus diesem Grund war der Freitag eher ein Rutschen nach Daten. Doch sowohl das dritte freie Training als auch das Qualifying blieben vom Regengott verschont und konnten normal bestritten werden.

Das Rennen selbst soll trocken werden, obwohl es am Samstagabend wieder nass von oben kam. Ob sich allerdings die Sonne kurz blicken lässt oder der Nebel weiterhin über dem Kurs hängt, bleibt abzuwarten. Bei 22 Grad Außen- und 27 Grad Streckentemperatur sollte zumindest die Hitze kein zusätzliches Problem sein. Vielleicht schenkt der Himmel der Formel 1 am Sonntag ein sonniges Lächeln und weint nicht erneut über ihre Anwesenheit.

7. - S wie Spannung

Hamilton steht zum ersten Mal in dieser Saison auf der Pole. Nun stellt sich die große Frage, ob er dies in seinen dritten Saisonsieg ummünzen kann. "Ich versuche, beim Start in Führung zu bleiben und mich dann aus dem Ärger herauszuhalten", erklärte der Brite seine Strategie. "Von da an probiere ich, das Rennen zu kontrollieren. Aber es wird schwierig gegen die beiden Jungs hinter mir."

Vettel: Hamilton im Visier, Foto: Red Bull
Vettel: Hamilton im Visier, Foto: Red Bull

Denn hinter ihm steht der amtierende Weltmeister Vettel, der sich als Ziel gesteckt hat, 13 Saisonsiege einzufahren und damit Michael Schumachers Rekord aus dem Jahr 2004 einzustellen. Da er dafür alle Rennen der restlichen Saison gewinnen muss, gilt es sich erst an Hamilton vorbei an die Spitze zu schieben. "Unser Ziel ist der nächste Sieg, wenn wir die Chance dazu erhalten, müssen wir sie nutzen", so Vettel, der nach seinem WM-Triumph lockerer und risikoreicher auffahren kann.

Button hat nach seinem Sieg in Suzuka wieder Lunte gerochen und möchte ebenfalls in allen verbliebenen Saisonrennen auf dem obersten Podest stehen. Falls er nicht gleich an Vettel und seinem Teamkollegen vorbeikommen sollte, hat er immer noch 55 Runden Zeit, um sich durch die Reifenjoker an den Kontrahenten vorbei zu schieben. Da die Fahrer-WM entschieden und die Konstrukteurs-Meisterschaft für Red Bull eigentlich nur Formsache ist, können die Piloten frei auffahren, riskieren und wirklich um den Sieg kämpfen, um den Zuschauern richtiges Racing bieten.