Korea bahnt sich an, eine weitere Boxenstopp-Orgie zu werden. Die Voraussetzungen dafür stehen gut: Pirelli hat zum fünften Mal in dieser Saison die Kombination aus weichen und superweichen Reifen im Gepäck. Hinzu kommt der raue Asphalt in Yeongam, der in der vergangenen Saison bei der Streckenpremiere bereits Bridgestone vor eine Herausforderung stellte - Stichwort Blistering.

Pirelli treibt es mit seiner Reifenwahl nun auf die Spitze - und das ganz bewusst, wie Paul Hembery zugibt. "Die Weltmeisterschaft ist gewonnen, deshalb wollten wir ein bisschen experimentieren", sagt der Pirelli-Motorsportchef. "Es gibt in meinem Team ein paar Leute, die wahrscheinlich eine andere Wahl getroffen hätten als wir, und Korea ist eine sehr aggressive Wahl." Hembery rechnet mit vier Stopps pro Fahrer beim 16. Rennen der Saison auf der 5,615 km langen Strecke, die sowohl mit schnellen Kurven als auch mit langen Geraden aufwartet.

Die Reifen seien in Korea am Limit, ist Hembery überzeugt. Der Plan dahinter: Der neue Reifenlieferant der F1 will im Hinblick auf die kommende Saison weitere Daten sammeln und analysieren, wo die Grenzen der Mischungen liegen. "Wir wollen sehen, wo wir stehen", erklärt Hembery. "Wenn dieses Rennen nach dem zweiten oder dritten Lauf stattgefunden hätte, dann wäre man hier definitiv mit dem harten und dem Medium-Reifen angetreten und nicht so, wie wir es hier tun."

Dass Korea eine absolute Herausforderung für die Reifen wird, dessen ist sich auch Sebastian Vettel bewusst. "Der Anspruch an die Reifen an diesem Wochenende ist sehr, sehr aggressiv", glaubt der frisch gebackene Weltmeister. "Ich bin nicht sicher, wie viele Stopps wir hier sehen werden, aber mit Sicherheit mehr als zwei - vielleicht sogar bis zu fünf." Großes Rätselraten also, was den Reifenverschleiß in Korea angeht. Außerdem könnte das wechselhafte Wetter eine entscheidende Rolle spielen, um die Verwirrung perfekt zu machen.

Für Freitag ist Regen gemeldet, während es im weiteren Verlauf des Wochenendes trocken bleiben soll. Finden die Trainings also unter nassen Bedingungen statt, hält sich die Datenanalyse bezüglich der Reifen stark in Grenzen. "Wenn es nass ist, gibt uns das keinen Plan, deshalb könnten wir am Sonntag überrascht sein", so Vettel. Red Bull hatte bereits in Japan mit den Reifen zu kämpfen und musste früher als geplant stoppen. "Früher als wir es erwarteten", gibt Vettel zu. "Und früher als wir wollten. Wir hatten mehr Verschleiß als wir anfangs dachten."

Doch das Team in Milton Keynes hat sich die Daten vom Rennen vorgeknöpft und scheint bezüglich der Reifenprobleme eine Lösung gefunden zu haben. "Ich denke, dass wir zu einem gewissen Grad verstehen, warum der Reifenabbau stärker war als angenommen", hofft Vettel vor seinem ersten Rennen als alter und neuer Weltmeister.