Angeblasene Diffusoren hin, zehn bis fünfzig Prozent geöffnete Drosselklappen her – am Ende des Qualifyings sah das Ergebnis wie gewohnt aus: Red Bull belegte die erste Startreihe, wenn auch in der ungewohnten Reihenfolge Mark Webber vor Sebastian Vettel.

Trotzdem lässt der Diffusoren-Streit Helmut Marko keine Ruhe. "Morgen gibt es eine endgültige Entscheidung, die warten wir ab", sagte er. "Es kann aber auf keinen Fall so weitergehen wie hier, wo wir fast bei jeder Trainingssession eine andere Entscheidung haben. Man fährt ja nicht einfach nur raus, das ganze Mapping muss umgestellt werden." Angesichts des Wetters sei dies eine sehr schwierige Situation für Red Bull gewesen.

Taktik nach hinten losgegangen

"Es ist ein sehr komplexes Thema, das nur wenige Fachleute bis ins letzte Detail durchschauen. Das wollten einige ausnutzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen", glaubt der Red-Bull-Motorsportdirektor. "Aber wenn ich mir die Startaufstellung anschaue, ist das nach hinten losgegangen." Gemeint ist McLaren, die mit Jenson Button und Lewis Hamilton nur von den Plätzen fünf und zehn starten.

Am Sonntag erwartet Marko noch vor Rennbeginn eine Entscheidung für die restlichen Rennen ab dem Nürburgring. Diese soll in seinen Augen gerecht und fair ausfallen – die aktuelle Lösung mit einer Erlaubnis von 20% geöffneter Drosselklappen für die Renault-Motoren akzeptiert der Österreicher allerdings nicht als fair oder gerecht.

In Silverstone habe Red Bull aufgrund der Streckencharakteristik die Nachteile ausgleichen können. "Dieser Kurs liegt unseren Autos, man kann aber nicht sagen, dass es sich auf einer langsameren Strecke wie Ungarn genauso auswirken würde", so Marko. "Da könnten die Vorteile sich wesentlich verschieben."

Kampf mit Ferrari

Ohnehin ist Ferrari Red Bull näher gerückt – diesmal auf einer schnellen Strecke, nicht auf einem Stadtkurs mit weichen Reifenmischungen. "Fernando Alonso ist sehr, sehr knapp an uns dran", bestätigt Marko. "Der Ferrari war auf den harten Reifen heute Vormittag sehr schnell – im Rennen ist also noch alles offen. Wir müssen den Start gewinnen und dann sehen."

Im Hinblick auf die WM ist Marko mit Alonso als Gegner zufrieden: "Alonso ist in der WM-Wertung weiter hinter uns als McLaren. So gesehen ist uns Alonso als Verfolger immer noch lieber als McLaren." Vettel habe die Pole durch einen kleinen Fehler verloren, das reiche heutzutage aus, um nicht mehr Erster zu sein – im Rennen rechnet er mit einem engen Fight: "Wenn wir die Zeiten auf den harten Reifen nehmen, ist Alonso uns ebenbürtig. Er wird im Rennen immer stärker, warten wir ab, wie unser Auto die erste Rennphase mit vollen Tanks übersteht. Wenn wir ihn da hinter uns halten können, sollten wir auch hier siegfähig sein."