Ross Brawn war in Bezug auf die Veränderungen mit den angeblasenen Diffusern nicht besonders begeistert und sprach von einer seltsamen Entscheidung. Gleichzeitig erkannte der Mercedes-GP-Teamchef, dass man nun hinnehmen müsse, was nicht mehr zu ändern sei. "Diese Änderungen sind jetzt Fakt. Wir wissen, dass wir Leistung verlieren werden, allerdings nicht wie viel", erklärte Brawn. Nun müsse man sich während der nächsten Rennen in diese Thematik einarbeiten.

Mit dieser Arbeit hofft er bereits im Freien Training zum Großen Preis von Großbritannien beginnen zu können, wenngleich man in Valencia erste Versuche unternommen hatte. "Wenn wir morgen einen trockenen Tag haben, werden wir herausfinden, wie wir von diesen Motoreneinstellungen betroffen sind. Wir haben es auf der Strecke noch nicht ausprobiert. Wir haben am letzten Wochenende schon etwas ausprobiert, aber wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie die FIA entscheidet, was wir tun dürfen", schilderte der Teamchef.

Wichtig für 2012

Doch nicht nur für den Moment sei die Eruierung des Problems sehr entscheidend. "Wir haben Probleme mit dem Abbau der Hinterreifen und wir können nicht sagen, ob es mit der Auspuffposition oder anderen Faktoren zusammenhängt. Wenn wir das verstehen, können wir die Prioritäten anders setzen", verriet Brawn nicht ohne Hintergedanken. "Es ist für uns ziemlich wichtig zu wissen, wo unser Leistungsdefizit liegt, denn wir entwickeln für nächstes Jahr ein neues Auto und daher wollen wir wissen, ob wir aufgrund der Auspuff-Technologie oder anderen Faktoren verlieren, oder aufgrund einer Kombination aus allem", fügte der Brite noch hinzu.

Aber auch wenn der Mercedes-GP-Teamchef die Entscheidung etwas seltsam fand, sei dies bei weitem nicht das erste Mal, dass entscheidende Veränderungen während der Saison vollzogen wurden. "Es ist schon oft in der Vergangenheit passiert. Wir hatten den Massedämpfer, die Auspuffe und andere Dinge. Wenn die FIA dieser Interpretation zustimmt, oder mit ihr sympathisiert, ist es das, was passiert", fasste Brawn zusammen, der aber keine massiven Zuverlässigkeits-Probleme bei den Motoren erwartet.

Doppel-Diffusor-Problem

Ross Brawn entwickelte 2009 den Doppel-Diffusor, der später verboten wurde, Foto: Sutton
Ross Brawn entwickelte 2009 den Doppel-Diffusor, der später verboten wurde, Foto: Sutton

Er selbst war bereits 2009 in eine sehr große Entscheidung verwickelt, als sein Brawn-Team den Doppel-Diffusor fuhr, der im Anschluss verboten wurde. "Wenn wir die Dinge so hätten lassen wollen, wie sie waren, hätten wir protestieren können, aber das wollten wir nicht, denn zu viel Protest in der Formel 1 führt irgendwann zu einem Durcheinander", so der Brite. "Wir waren vor ein paar Jahren mit den Diffusern an diesem Punkt."

Mehr Freiheiten

Mit all den neuen Regeln – auch für 2012 – hat Brawn etwas Angst in Zukunft ein vollkommen vorgeschriebenes Auto zu haben. "Ich war immer dafür, dass die Ingenieure mehr Freiheiten bekommen, denn ich bin der Meinung, dass wir zu eng beschränkt sind", wiederholte er Aussagen aus vergangenen Tagen. Dennoch erwartet der Brite keine langweilige Formel 1, denn es gäbe, ähnlich wie in Bezug auf den Auspuff, eine Menge möglicher Lösungen.

Allerdings äußerte sich Brawn positiv über die Art der Entscheidung. "Die Zeit, die wir bekommen haben, war ein guter Kompromiss", sagte er. Denn bereits zum Grand Prix von Spanien sollte das Zwischengas, nach Protesten, vor allem von HRT-Teamchef Colin Kolles, verboten werden. Nun hätten alle Teams genug Zeit gehabt, um sich auf die neue Situation einzustellen. Allerdings bestritt Brawn, dass ohnehin verfügbare Energie nun verschwendet werde, denn man habe schon Benzin benutzt. Der Einfluss des nun weniger benötigten Kraftstoffs sei, laut Brawn, allerdings gering, da es sich auf "drei, vier oder fünf Kilogramm" belaufe.