Für wen war Vettels "Fünfer-Gruß" nach dem Rennen bestimmt?

Sebastian Vettel sorgte auf der Pressekonferenz nach seinem sechsten Saisonsieg in Valencia für kurzzeitige Verwirrung. Mit seiner Hand zeigte er die Zahl "fünf" und schickte damit verbunden viele Grüße in die Heimat. Die Journalisten grübelten: Was wollte Vettel damit ausdrücken? Etwa ein weiteres, geheimes Red-Bull-Zeichen? Eine Vertragsverlängerung um fünf Jahre mit fünf Millionen Euro Gehalt jährlich?

Nein, die Antwort fiel unspektakulärer aus. "Vor fünf Jahren um die Zeit bin ich aus der Schule raus", verriet der Weltmeister im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Fünf ist zwar kein rundes Jubiläum, man trifft sich erst beim zehnjährigen, aber ich glaube, ich muss mit meinen Jungs einmal einen trinken gehen." Der Gruß ging also direkt in Richtung Vettels ehemaliger Klassenkameraden.

Warum kam Webber nicht an Alonso vorbei?

Während Vettel von Sieg zu Sieg fährt, musste sich Teamkollege Mark Webber wieder einmal mit dem dritten Platz zufrieden geben. Glücklich war der Australier nicht über sein Resultat. "Wir hätten Zweiter werden müssen, aber Fernando [Alonso] ist stark gefahren", gestand er seinem Ferrari-Kollegen ein. Beim Start lag Webber noch vor dem Spanier, doch bei den Boxenstopps wurde er vom Lokalmatador kassiert.

"Fernando ist etwas länger draußen geblieben und ich blieb im Verkehr hängen - es war mein Fehler, dass ich nur Dritter bin", ärgerte sich der 34-Jährige. In den letzten Runden musste Webber etwas Tempo herausnehmen und die Aufholjagd auf den Ferrari-Piloten gut sein lassen, denn die Red-Bull-Box informierte ihn über ein Getriebe-Problem. "Wegen dem Getriebe habe ich am Ende dann etwas nachgelassen.", erklärte Webber.

Warum zeigte sich Ferrari im Rennen stark formverbessert?

Alonso auf Platz zwei, Felipe Massa auf Rang fünf - zwar sprang für Ferrari wieder einmal kein Sieg heraus, doch mit dem Ergebnis war die Scuderia sichtlich zufrieden. "Sie kämpften beide bis fast zum Ende mit ihren wichtigsten Gegnern", lobte Teamchef Stefano Domenicali das Duo. "Fernando kam vor seinen heimischen Fans vor einem Red Bull an und holte ein fantastisches Podest. Der einzige Negativpunkt war Felipes zweiter Boxenstopp, der ihm wohl die Chance kostete, bis zum Ende mit Hamilton um Platz vier zu kämpfen." Massa stand lange Zeit in der Box, weil hinten links ein Rad geklemmt hatte.

Alonso gab zudem ein wenig Glück beim Start zu, als er sich in der ersten Kurve auf Position drei vorschmuggelte. "Es war wichtig, die McLaren gleich abzuschütteln, da sie langsamer als wir waren", meinte der Spanier. "Das bedeutete, wir konzentrierten uns auf Webber und erreichten unser Ziel." Bei Ferrari sprach man davon, dass der 150° Italia in seiner Entwicklung stetig Fortschritte machen würde. Vor dem Europa GP hatte Chefdesigner Nikolas Tombazis noch vermeldet, dass man die kommenden vier Rennen abwarten würde, bevor die Entscheidung fällt, ob man das 2011er noch weiter entwickelt. Valencia dürfte ein gutes Argument für weitere Arbeit an der Roten Göttin gewesen sein.

Wie konnte Alonso beim Start Plätze gut machen?

Alonso war bei seinem Heimrennen nur vom fünften Platz aus ins Rennen gestartet, doch schnell ließ er am Sonntag seine zahlreich vorhandenen Fans auf dem Valencia Street Circuit jubeln. Alonso selbst war beim Start von der schmutzigen Seite nicht allzu gut weggekommen. Er profitierte jedoch von Hamiltons schwachem - und ausnahmsweise passivem - Start, der ihn schnell hinter das Ferrari-Duo katapultierte.

Massa, als guter Starter bekannt, war allerdings stark weggekommen und setzte sich schnell auf P3. Doch dann wollte er womöglich zu viel und versuchte, Webber auf der Innenseite zu kassieren. Der Red-Bull-Pilot machte jedoch die Tür zu und bremste Massa somit aus. Dadurch ermöglichte sich für Alonso die Chance, außen ungestört vorbei zu ziehen, seinen Teamkollegen wieder zu überholen und sich P3 zu schnappen.

Warum konnte McLaren diesmal nicht mithalten?

In den vergangenen Rennen hatte sich heraus kristallisiert, dass der MP4-26 in Sachen Rennpace mindestens ebenbürtig mit seinem Red-Bull-Pendant ist. Doch in Valencia, dem dritten Stadtkurs-Rennen in Folge, sah die Sache anders aus. Hamilton und Button waren sich einig. "Wir waren heute nicht schnell genug", erklärte das Duo im Tenor.

McLaren hatte sich in Valencia mehr ausgemalt, Foto: Pirelli
McLaren hatte sich in Valencia mehr ausgemalt, Foto: Pirelli

Button hatte noch ein anderes Problem, mit dem sich normalerweise eher Red Bull herumschlägt: Ab der Mitte des Rennens fiel sein KERS aus, was ihn vier bis fünf Zehntel pro Runde kostete. "Aber wir hätten wohl auch ohne das Problem kein wirklich gutes Rennen gehabt", gestand Button. Das McLaren-Duo hatte den Eindruck, einen Schritt zurück gemacht zu haben, während die Rivalen mit verbesserten Autos an den Start gegangen waren.

Button verriet außerdem, dass er Probleme mit dem Heck und entsprechend wenig Traktion gehabt hätte. Unglücklich in Valencia, denn gerade die Hinterreifen werden auf dem Hafenkurs extrem belastet. Diesmal war nicht nur Red Bull besser, auch Ferrari hatte mächtig aufgeholt. So blieb in der Hackordnung nur der dritte Platz für McLaren übrig.

Warum kam Schumacher nur als 17. ins Ziel?

Michael Schumachers Kampf um die Punkte dauerte in Valencia genau 16 Runden. Dann war der die Hoffnung auf WM-Zähler nach einer Kollision mit Vitaly Petrov in Kurve eins vertan. Der Rekordweltmeister beschädigte sich beim Crash den Frontflügel und musste eine Runde nach seinem ersten Boxenstopp gleich noch einmal stehenbleiben. Das warf ihn auf Position 20 zurück. "Danach ging es nur darum, das Rennen zu Ende zu fahren und ein bisschen etwas zu lernen", meinte der Mercedes-Pilot.

Schumacher suchte die Schuld anschließend nur bei sich selbst. Er habe Petrov bei der Boxenausfahrt spät gesehen, aber gewusst, dass der Lotus Renault GP-Pilot in der Nähe war. Auf der letzten Rille wollte Schumacher dann bremsen, ins Feld rollen und die Innenlinie halten. Es klappte nicht. "Es war meine Dummheit, so ist es eben. Das Rennen war damit für mich vorgezeichnet", erklärte der 42-Jährige anschließend.

Wie schaffte es Sergio Perez, mit nur einem Boxenstopp durchs Rennen zu kommen?

Vor dem Rennen hatte Massa vermutet, dass sogar eine Einstopp-Strategie auf dem Valencia Street Circuit möglich sei. Die meisten seiner Kollegen waren von zwei bis drei Stopps ausgegangen. Massa selbst stoppte zwar auch drei Mal, doch wieder einmal erwies sich Sauber als Reifenflüsterer. Während Kamui Kobayashi schon recht früh in die Box einbog, blieb Teamkollege Sergio Perez Runde um Runde draußen.

Schnell zeichnete sich ab, dass der F1-Rookie darauf aus war, das Rennen mit nur einem Besuch in der Boxengasse zu beenden. Nach 25 Runden kam der Mexikaner zum ersten und einzigen Mal an rein - solch eine Taktik wählte auf dem Straßenkurs aufgrund des hohen Reifenverschleißes bei der Hitze sonst niemand.

Der C30-Bolide kam wieder einmal gut mit dem Abbau der Pirelli-Reifen zurecht, doch diesmal litt die Performance. "Am Anfang hatte ich große Schwierigkeiten mit den harten Reifen, aber auch später mit der weichen Mischung hatte ich zu wenig Grip", gab Perez zu. Die Taktik sollte sich nicht bezahlt machen, denn Perez verpasste als Elfter die Punkteränge denkbar knapp. Zum ersten Mal in dieser Saison landete damit kein Sauber-Pilot unter den ersten Zehn.

Ein Stopp - null Punkte: Sergio Perez, Foto: Sutton
Ein Stopp - null Punkte: Sergio Perez, Foto: Sutton

Wie schaffte es Alguersuari von P18 auf den achten Platz?

Am vergangenen Samstag war die Kritik an Alguersuari nicht kleiner geworden. Der Toro-Rosso-Pilot hatte es nur auf den 18. Startplatz geschafft. Gerüchte besagen, dass der Spanier noch während der Saison vom ambitionierten Testfahrer Daniel Ricciardo abgelöst werden könnte. Doch mit Platz acht im Rennen sorgte Alguersuari erst einmal für Ruhe.

Laut Alguersuari habe es sich ausgezahlt, sich auf das Renn-Setup des STR6 zu konzentrieren. "Auch wenn ich nach wie vor Probleme habe, im Qualifying das Beste aus den Reifen zu holen, so habe ich das Gefühl, dass ich viel besser verstehe, wie ich sie im Rennen einsetzen muss und das ist wohl am besten so, da es Punkte nur im Rennen gibt", meinte er nach seinem zweiten Punkte-Finish in Folge. Zum ersten Mal in dieser Saison sei er mit der Pace seines Boliden zufrieden gewesen, gab Alguersuari anschließend zu Protokoll.

Zudem funktionierte die Toro-Rosso-Strategie fürs Rennen: Als einziger der Top-10-Fahrer steuerte Alguersuari lediglich zwei Mal die Box an. "Ich denke, wir sollten das Qualifying in Zukunft auslassen und einfach Reifen für das Rennen aufheben", scherzte Teamchef Franz Tost.