Mit einer Länge von 5,419 km ist der Valencia Street Circuit der siebtlängste Kurs im Rennkalender. Häufig wird die Strecke wegen ihrer Lage auch als 'schnellste Hafenrundfahrt der Welt' bezeichnet, denn der Rundkurs führt einmal um den Hafen der spanischen Küstenstadt Valencia. Da Spanien mit Barcelona bereits einen Grand Prix besitzt, zählt das Rennen am Mittelmeer als Europa-GP.

Anders als die meisten Stadtkurse bietet die Strecke in Valencia große Auslaufzonen und verzeiht daher auch kleine Fehler. Speziell im ersten Teil der Strecke kommen die Fahrer der Mauer aber doch sehr nahe, was sie aber nicht davon abhält, weiter Gas zu geben. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 200 Stundenkilometern und einem Vollgasanteil von 60 Prozent, hinkt der Valencia Street Circuit den anderen Kursen nur mininmal hinterher. Und auch der Topspeed kann sich sehen lassen.

Bewährungsprobe für Medium-Reifen

HRT-Pilot Vitantonio Liuzzi bringt die Streckencharakteristik des Valencia Street Circuits auf den Punkt: "Valencia ist eine sehr lange und technische Runde, wo man eine gute Balance benötigt, um das Beste zu erreichen." Der Kurs am Mittelmeer hat einen sehr flachen Asphalt und auch die Kurbs sind sehr eben, was eine geringe Bodenfreiheit ermöglicht. Im 'High-Speed-Bereich' zwischen den Kuven 18 und 24 werden deswegen der Unterboden und die Lenksäule enormen Belastungen ausgesetzt.

Erstmals in dieser Saison kommt neben der weichen Reifenmischung auch die Medium-Mischung zum Einsatz. Der Valencia Street Circuit ist vor allem am Freitag sehr reifenmordend, da noch sehr viel Staub und Dreck auf dem Asphalt liegt. Im Laufe des Wochenendes wird die Strecke jedoch immer sauberer und die Rundenzeiten immer besser, was auch dem Reifenverschleiß entgegenkommt.

Für die Formel 1-Boliden wird das Rennen zu einer echten Belastungsprobe. Wegen der vielen Bremszonen haben Bremsen und Reifen extrem zu leiden. Bei der Fahrzeugabstimmung kommt es besonders auf eine gute Traktion an, da aus den vielen langsamen Passagen schnell hochbeschleunigt werden muss. Auf kaum einer anderen Strecke wird der erste Gang so häufig verwendet wie in Valencia. Während des ganzen Rennens wird 3468 Mal der Gang gewechselt - eine hohe Belastung für das Getriebe.

Einzige Brücke im Rennkalender

Die Zugbrücke in Valencia ist einzigartig im Rennkalender, Foto: Sutton
Die Zugbrücke in Valencia ist einzigartig im Rennkalender, Foto: Sutton

Dank seiner 25 Kurven (13 rechts, 12 links) wird nicht nur das Auto, sondern auch der Fahrer selbst gefordert. Bis zu 64 Gangwechsel werden pro Runde vorgenommen, dazu kommen die Bedienung des KERS, des DRS und Verstellungen, beispielsweise an der Bremsbalance. Außerdem zerren die harten Bremszonen und die hohen G-Kräfte an der Belastungsgrenze der Piloten.

Eine Besonderheit auf dem Valencia Street Circuit ist die Zugbrücke zwischen Kurve neun und zehn. Auf Grund des Übergangs zwischen der Brücke und der Rennstrecke klagten in der Vergangenheit viele Fahrer über Probleme mit dem Heck. Eine Veränderung im vergangenen Jahr brachte eine kleine Besserung. Dennoch gilt die Brücke als eine Schlüsselstelle bei der Wahl des Fahrzeugsetups. "Hier wirft es einen förmlich aus den Sitz", beschrieb Weltmeister Sebastian Vettel.

Zwei gute Überholmöglichkeiten

Wie schon in Kanada wird es auch in Valencia wieder zwei DRS-Zonen geben. Die längste der beiden Zonen wird 285 Meter nach Kurve zehn beginnen. Der zweite Bereich folgt anschließend 35 Meter nach Kurve 14. Ähnlich wie in Kanada wird die Messung an nur einer Stelle erfolgen, auch wenn es in Montreal zuletzt Kritik daran gab: Sollte einem Fahrer schon in der ersten DRS-Zone ein Überholmanöver gelingen, darf er den Flügel in der zweiten Zone trotzdem öffnen und gewinnt daraus einen entscheidenden Vorteil. Die Messung dafür erfolgt kurz vor der Brücke bei Turn acht.

Unmittelbar nach der Brücke folgt eine sehr langgezogene Linkskurve mit anschließender Gerade. Die Bremszone am Ende stellt eine der besten Überholmöglichkeiten in Valencia dar - das weiß auch Mark Webber. Der Australier ging hier im Vorjahr so engagiert zur Sache, dass er Heikki Kovalainen gleich in der Luft überholte. Glücklicherweise entstieg er seinem Boliden völlig unverletzt. Kurz vor dieser Stelle wird mit circa 310 km/h die Höchstgeschwindigkeit in Valencia gemessen.

Regen vorhergesagt

Lewis Hamilton überholte 2010 in Valencia das Safety Car, Foto: Sutton
Lewis Hamilton überholte 2010 in Valencia das Safety Car, Foto: Sutton

Wegen der teilweise sehr engen Streckepassagen, muss in Valencia jederzeit mit dem Safety-Car gerechnet werden. Ähnlich wie in Kanada oder Monaco wird es daher bei vielen Teams fest in die Strategie mit eingeplant. Dass das Führungsfahrzeug aber auch negative Folgen haben kann, weiß McLaren-Pilot Lewis Hamilton. Er überholte das Safety-Car und kassierte dafür eine Durchfahrtsstrafe.

Spanien und Sonne - das gehört normalerweise zusammen. In Valencia könnte es jedoch feucht werden. Für Freitag, Samstag und Sonntag sind leichte Gewitter und eine Regenwahrscheinlichkeit von 60 Prozent vorhergesagt. Vielleicht wird dann ja auch der 4-Stunden-Rekord aus Kanada nochmal überboten.