Zweites Rennen und gleich der zweite Podestplatz, die Saison geht richtig gut los für uns bei Lotus-Renault. Dabei hat es am Freitag in Malaysia erst einmal gar nicht so gut ausgesehen, weil wir durch die zwei Radträgerdefekte, die auf einen Materialfehler zurückzuführen waren, doch ziemlich viel Zeit verloren haben. Andereseits hat sich da aber auch schon abgezeichnet, dass wir vom Speed her wohl wieder ganz gut mit dabei sein würden.

Das Qualifying lief dann mit beiden Autos in den Top-10 schon nicht schlecht, obwohl uns im Qualifying-Trim sicher noch ein bisschen mehr auf die Spitze fehlt als beim Rennspeed. Der erste Schritt zum Erfolg im Rennen waren die guten Starts - nicht nur Nick kam super weg, sondern Vitaly mindestens genauso gut. Nur leider konnte er am Ende durch den einen oder anderen Fehler nichts daraus machen.

Dass Nick sich am Start gegen Lewis Hamilton durchgesetzt hat, lag vielleicht auch ein bisschen daran, dass unsere Fahrer vielleicht bereit sind, in so einer Situation ein bisschen mehr zu riskieren als ein McLaren-Fahrer, der davon ausgeht, auf jeden Fall um den WM-Titel zu kämpfen. Aber Nick ist absolut ein super Rennen gefahren - das muss man einmal ganz klar sagen. Er hat anfangs Hamilton hinter sich gehalten, obwohl der McLaren sicher noch etwas schneller ist als unser Auto.

Er hat erst durch den nicht gerade optimal verlaufenen Boxenstopp ein bisschen an Boden verloren. Man konnte sehen, dass das Auto wieder sehr gut lag und wir hatten auch wieder eine sehr gute Strategie. Da haben wir einen Mann, einen Franzosen, der in der Beziehung wirklich sehr gut ist - sehr flexibel, sehr reaktionsschnell und er lag bis jetzt immer goldrichtig. Sicher hat uns auch geholfen, dass Hamilton am Ende diese Reifenprobleme bekam, aber das gehört gerade in diesem Jahr auch dazu.

Senna lobte Heidfeld-Performance, Foto: Sutton
Senna lobte Heidfeld-Performance, Foto: Sutton

Und wir waren von Anfang an ziemlich optimistsch, was unseren Reifenverschleiß angeht. So konnte Nick am Ende auch noch Mark Webber hinter sich halten, obwohl der deutlich neuere Reifen hatte. Auf jeden Fall ist die Stimmung im Team einfach super. Alle sind unglaublich motiviert, aber wenn wir wirklich aus eigener Kraft um Siege mitkämpfen wollen, dann müssen wir noch ein bisschen Speed finden. Und eines ist auch klar: Wenn Red Bull sein KERS so in den Griff bekommt, dass sie es problemlos das ganze Rennen über einsetzen können, dann wird es für alle anderen noch schwieriger.

Ich selbst habe diesmal das Rennen bei TV-Globo mitkommentiert - und mir prompt eine ziemlich heftige Aussage geleistet als Fernando Alonso Hamilton hintendrauf gefahren ist. Das war eine ziemlich drastische Formulierung und auch nicht hunderprozentig stubenrein. Prompt haben sich wohl einige Zuschauer beschwert, dass man so etwas doch nicht sagen darf. Andere haben es wiederum geschätzt, dass einer Klartext geredet hat. Was mir dabei aufgefallen ist: Für die Zuschauer ist gar nicht mehr so einfach, die Rennen wirklich zu verstehen bzw. genau zu begreifen, was eigentlich abgeht.

Die vielen Boxenstopps, der bewegliche Flügel, das KERS, da ist vieles unvorhersehbar. Ich glaube, das wird auch in China wieder so sein. Die Strecke ist mit den langgezogenen Kurven ebenfalls ziemlich reifenmordend. Da werden wieder eine Menge an Boxenstopps ins Haus stehen. Aber es ist für mein Gefühl auch attraktiver geworden. Man sieht viel mehr Action, mehr Überholmanöver. Am besten wäre es für die Fernsehzuschauer, wenn sie sich neben den Bildschirm den Computer mit dem Livetiming stellen könnten.

Dann sieht man wirklich genau, was passiert. Aber auch die Fernsehkommentatoren müssen auf Draht sein und wirklich gut erklären können, was da abgeht. Wie oft ich das bei Globo noch machen werde, weiß ich nicht. Das hängt auch davon ab, ob die mich wieder wollen - vielleicht habe ich ab und zu deutlich auf den einen oder anderen Irrtum hingewiesen, der da so über den Sender ging…