Ungeachtet dessen, was über Mercedes GP bei den bisherigen Testfahrten geschrieben worden ist, das Team blieb ruhig und verwies darauf, dass vorerst mit einem Basis-Auto an der Zuverlässigkeit gearbeitet wurde, bevor mit einem Update beim letzten Test dann an der Leistungsschraube gedreht werden sollte. Dieses Update war am Freitag schließlich in vollem Einsatz und zeigte bei einem Qualifiying-Run von Michael Schumacher durchaus seine Muskeln. Denn der Rekordweltmeister war in 1:21.249 Minuten schneller als alle Autos bisher in diesem Jahr auf dem Circuit de Catalunya.

Der Mercedes hinterließ einen guten Eindruck, Foto: Sutton
Der Mercedes hinterließ einen guten Eindruck, Foto: Sutton

Weiter aufgewertet wurde der Wert des Deutschen dadurch, dass selbst Ferrari eingestand, eine beeindruckende Runde gesehen zu haben. Damit ist das Paket aus neuem Auspuff, Unterboden, Heckflügel, Abweisern, Motorabdeckung, und Bremskanälen anscheinend ein Erfolg. Der neue Frontflügel kommt noch hinzu, mit dem wurde vorerst aber noch experimentiert. Was Mercedes weiteren Auftrieb gegeben haben dürfte: Schumacher fuhr seine schnellste Runde dem Vernehmen nach mit einem weichen Reifen, Sergio Perez war bei seiner Bestzeit am Donnerstag anscheinend mit einem superweichen Gummi gefahren.

"Wir haben das Auto diese Woche Schritt für Schritt entwickelt, jeden Tag kamen neue Teile. Heute lag unser Fokus darauf, zu verstehen, wie wir das Meiste aus dem Auto holen, nachdem es zum ersten Mal so ziemlich in seiner endgültigen Konfiguration ist. Das Auto verhielt sich wie erwartet und es war ein sehr produktiver Tag. Wir haben unser Programm durchgebracht und ich sollte jetzt auch die Gelegenheit haben, etwas Erfahrung bei den morgen erwarteten Regenbedingungen zu sammeln", sagte Schumacher.

Rosberg durfte auch ran

Neben dem Rekordweltmeister kam unerwartet auch Nico Rosberg schon am Freitag in den Genuss der neuen Teile. Grund dafür war, dass Mercedes für Samstag Regen erwartete und dem Deutschen deswegen auch ein wenig Fahrzeit mit dem Update im Trockenen gönnen wollte. Rosberg fuhr dann ebenfalls einen Run über eine Runde und kam dabei mit 0,539 Sekunden Rückstand auf Rang drei - dabei funktionierte allerdings sein verstellbarer Heckflügel nicht, was ordentlich Zeit kostete. Platz zwei am Freitag ging an Ferrari, wo Fernando Alonso am Morgen ebenfalls eine Art Qualifying-Run simulierte und dabei auf scheinbar superweichen Reifen 0,365 Sekunden hinter Schumacher blieb. Am Nachmittag folgte dann eine Rennsimulation bei dem Spanier, womit er wieder einmal den höchsten Rundenwert erreichte - 141 Umläufe standen zu Buche.

Renault musste etwas aussortieren, Foto: Sutton
Renault musste etwas aussortieren, Foto: Sutton

Ebenfalls eine Rennsimulation stand bei Nick Heidfeld im Renault auf dem Nachmittags-Plan, allerdings hatte er einiges an Standzeit, weil das Team "etwas aussortieren" musste, was sich als Getriebeproblem herausstellte. Daher gab es am Ende nur ein paar Runs mit viel Benzin. Am Morgen hatte er sich neben Setup-Arbeit ebenfalls einen schnellen Run über eine Runde gegönnt, wobei er acht Zehntelsekunden hinter Schumachers Zeit blieb und damit auf Rang vier landete. Was das im Vergleich bedeutet, ist allerdings schwer zu sagen, da die Benzinmengen beim Testen durchaus variieren können und das die Zeiten durcheinander schüttelt. So soll Red Bull für Sebastian Vettel beispielsweise eine mögliche Qualifikationszeit von 1:19.8 in Barcelona errechnet haben.

Vettel bleibt am Ende stehen

Vorerst hielt sich der Weltmeister am Freitag in Barcelona aber zurück. Er fuhr nur wenige Runden, während Red Bull diverse Dinge prüfte und landete am Ende mit 1,684 Sekunden Rückstand auf Rang acht. Kleiner Wehrmutstropfen für Vettel war, dass er am Ende des Tages mit seinem Auto am Ende der Boxenausfahrt stehen blieb und damit die roten Flaggen herausbrachte. Zwischen dem Deutschen und Heidfeld auf Platz vier waren Rubens Barrichello, Kamui Kobayashi und Jaime Alguersuari gefahren. Barrichello hatte im KERs losen Williams nur den halben Tag fahren dürfen, weil er am Nachmittag für Pastor Maldonado Platz machte. Allerdings hatte der Brasilianer die bessere Tageshälfte für sich, weil Williams zu Mittag den Motor wechselte, weswegen der Venezolaner bis zur letzten Trainings-Stunde warten musste, bevor er ausrücken konnte - und auch dann reichte es nur für wenige Runden und Platz elf.

Kamui Kobayashi hatte eine defekte Antriebswelle, Foto: Sutton
Kamui Kobayashi hatte eine defekte Antriebswelle, Foto: Sutton

Kobayashi erwischte es nur ein wenig besser. Er kam bis zum späten Nachmittag gut durch den Tag, reihte sich eine Sekunde hinter Schumacher auf Platz fünf ein, musste dann aber wegen eines Defekts an der Antriebswelle sein Auto während seiner Rennsimulation abstellen, womit er wie Vettel für eine rote Flagge sorgte. Abgesehen davon brachte er sein Programm durch, seine Gedanken waren aber bei den Erdbebenopfern in Japan ."Mein Land hat eine enorme Katastrophe erlitten. Die Nachrichten sind deprimierend und ich bin sehr traurig. Ich kann nicht in Worte fassen, was ich fühle", sagte er.

Alguersuari im Toro Rosso brachte einen ruhigen Tag hinter sich, bei dem er seiner Arbeit nachging und so auf Platz sieben landete. Toro Rosso Chefingenieur Laurent Mekies sprach von produktiven Tagen in Barcelona. "Wir fuhren viele Runden, darunter ein paar volle Rennsimulationen und wir testeten viele Boxenstopps. Verglichen mit den ersten Tests haben wir auch viel mehr Daten zu Reifenleistung und -Abbau gesammelt, da wir viel mehr Longruns mit viel Benzin fuhren", erklärte er. Den Rest der Top-10 hinter Vettel schlossen Heikki Kovalainen im Lotus und Adrian Sutil im Force India ab.

Lotus mit viel Arbeit

Bei Lotus hatten am Nachmittag Longruns mit viel Benzin zur Arbeit mit den Reifen und dem Setup im Mittelpunkt gestanden, am Morgen ging es um schnellere Runs, Balance-Arbeit, sowie Verbesserung des Setups und der Aerodynamik. Zugleich werkte das Team noch an der Motor-Einstellung, um Fahrbarkeit und Starts zu verbessern. "Das war ein fantastisches Ende für die Tests. Jeder im Team hat hart gearbeitet und solche Tage wie heute sind die Belohnung" freute sich Kovalainen, der an Runden gemessen zwei Renndistanzen zurücklegte und dadurch viele Erkenntnisse gewinnen konnte.

Sutil musste sich seinerseits den Tag mit Teamkollege Paul di Resta teilen, wobei beide nicht auf besonders viele Umläufe kamen. Di Resta musste aufgrund seines Programms auch bei der Rundenzeit Abstriche machen und kam 3,472 Sekunden hinter Schumacher nur auf Platz zwölf.

Der McLaren war am Freitag nicht lange auf der Strecke zu sehen, Foto: Sutton
Der McLaren war am Freitag nicht lange auf der Strecke zu sehen, Foto: Sutton

Wieder einmal gar nicht laufen wollte es bei McLaren. Nach einigen Runden am Morgen hieß es vom Team, man müsse zur Vorsicht den Motor wechseln. Das zog sich allerdings bis weit in den Nachmittag hinein, weswegen Jenson Button erst kurz vor Beginn der letzten halben Stunde wieder auf die Strecke gehen konnte. Dann schien das Auto aber immerhin zu laufen, denn Button konnte mehrere Runden am Stück zurücklegen. Für eine besonders gute Rundenzeit reichte es dann allerdings nicht mehr, 4,588 Sekunden blieb er hinter Schumacher und war damit 13.

Verkleinertes Feld am Samstag

Das Ende des Feldes bildete der Virgin von Jerome D'Ambrosio, der diesmal immerhin nicht auf der Strecke stehen blieb. Gar keine Zeit gefahren hatte HRT. Das spanische Team stellte am Freitag zwar seinen F111 vor, konnte aber noch nicht auf die Strecke gehen, weil ein paar Dämpferteile aus Amerika im Zoll festhingen. Am Samstag wird nur mehr ein verkleinertes Feld in Barcelona fahren. HRT, Mercedes, McLaren, Ferrari und Williams haben sich angekündigt.