Hatten sich am Mittwoch bei einigen die Augen weit geöffnet, als Sebastian Vettel die bis dahin beste Zeit des Testwinters in Barcelona markierte, so gingen die Lider am Donnerstag noch ein wenig weiter nach oben. Denn Sauber-Pilot Sergio Perez unterbot bei einer Qualifying-Simulation in 1:21.761 Minuten die Zeit des Weltmeisters in Red-Bull-Diensten und brachte damit einen Außenseiter an die Spitze der bisherigen Barcelona-Gesamtwertung in diesem Winter.

Felipe Massa war flott und zuverlässig unterwegs, Foto: Sutton
Felipe Massa war flott und zuverlässig unterwegs, Foto: Sutton

Der Mexikaner hatte allerdings nicht nur Freude an seinem Testtag. Denn am Nachmittag hatte er eine Rennsimulation eingeplant, musste diese aber nach sechs Runden wieder beenden, weil Probleme am KERS auftraten. Kurz vor Ende des Tages blieb er dann am Ende der Boxenausfahrt stehen und sorgte damit für eine kurze Unterbrechung. Hinter Perez folgten die zwei Teams, die bislang als die stärksten der Vorbereitung angesehen worden sind. Felipe Massa beschäftigte sich wie schon am Mittwoch mit ausgiebigen Aerodynamik-Tests, um die Neuerungen an seinem Ferrari - darunter ein neu verlegter Auspuff - zu prüfen. Später ging es an die Simulation eines Rennwochenendes, wobei er sich 0,331 Sekunden hinter Perez auf Platz zwei fuhr. Die Zuverlässigkeit stimmte ebenfalls, 132 Runden standen am Ende auf dem Konto.

Webber könnte morgen ein Rennen fahren

Mark Webber zog derweil sein eigenes Programm durch, was ihn schließlich mit rund sieben Zehntelsekunden Rückstand auf die Bestzeit auf Rang drei brachte. "Ich könnte morgen ein Rennen fahren, aber es gibt noch ein paar Dinge, an denen ich arbeite, um mich im Auto etwas wohler zu fühlen. Das ist aber nichts Großes. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir ein paar Longruns fahren, die Reifen verstehen und vielleicht eine Rennsimulation fahren. Mehr Renn-Arbeit, dabei werden die großen Preise vergeben", meinte der Australier.

Während Webber wieder einmal einen sehr zuverlässigen Tag im RB7 erlebte, hatte Rubens Barrichello ein paar Probleme. Der Brasilianer kam mit seinem Williams kurz vor der Mittagspause und am späteren Nachmittag zum Stehen (Defekt an einer Hinterradaufhängung mit hoher Laufzeit) und sorgte damit für zwei von insgesamt vier roten Flaggen - für die erste zeichnete Jerome D'Ambrosio am Morgen verantwortlich. Barrichello konnte trotz des Aussetzers aber einiges an Arbeit erledigen und sich am Schluss nach 105 Runden 0,876 Sekunden hinter Perez Position vier sichern.

"Wir hatten heute zwei Ziele: Arbeiten an den neuen Reifen und Long Runs", verriet Barrichello. "Die neuen Updates scheinen das Auto konstanter gemacht zu haben und ich war mit unserer Long Runs Pace im Vergleich zu letzter Woche zufrieden." Dennoch sieht er noch einiges an Arbeit vor sich, vor allem auf einer schnellen Runde mit neuen Reifen. Aber auch Technikchef Sam Michael machte einige positive Zeichen aus. "Wir sind auf dem richtigen Weg", betonte er.

Mercedes mit weiteren Neuerungen

Wieder ein wenig weitergebaut sollte sich der Mercedes am Donnerstag präsentieren. Nach neuen Verkleidungsteilen und einem neuen Auspuff am Mittwoch, sollte Michael Schumacher neue Flügel ausführen, allerdings kamen die erst am Abend. Auch die Bremskanäle und Seitenkästen warteten noch auf Veränderung. Letztendlich fehlte dem Rekordweltmeister etwas mehr als eine Sekunde auf Perez, womit er die erste Gruppe an Autos im Testfeld abschloss. Denn hinter dem Deutschen klaffte eine Lücke von 0,6 Sekunden bis Platz sechs.

Nick Heidfeld saß wieder im Auto, Foto: Sutton
Nick Heidfeld saß wieder im Auto, Foto: Sutton

Zwei Fahrer eingesetzt hatte Renault, wobei Vitaly Petrov am Morgen auch Probleme hatte. Der Russe musste wegen eines Problems mit KERS länger zusehen, konnte schließlich aber mit 2,472 Sekunden Rückstand auf Perez noch auf Platz acht fahren - zurückgelegt hatte er allerdings nur 24 Runden. Am Nachmittag übernahm dann Nick Heidfeld, der wieder so weit genesen war, um ins Auto zu steigen. Der Deutsche fuhr mehrere kurze Runs, um die Reifen zu vergleichen und legte im Laufe der Session immer mehr an Tempo zu. Letztendlich konnte er seinen Teamkollegen um rund 0,7 Sekunden abhängen und auf Platz sechs fahren.

Lotus plagt die Zuverlässigkeit

Zwischen den beiden Renaults eingefunden hatte sich Heikki Kovalainen, der allerdings nur wenige Runden fahren konnte. Bereits am Morgen, als noch Jarno Trulli den Lotus pilotierte, hatten sich einige Probleme eingestellt. So musste erst das Getriebe gewechselt werden und später offenbarte sich noch ein Wasserleck, das viel Reparaturzeit in Anspruch nahm.

Daher schaffte Trulli nur sechs Umläufe und die langsamste Zeit des Testtages. Auch Kovalainen musste dann lange warten, denn der neue Kühler von Lotus war beim Transport beschädigt worden, Ersatz sollte erst am Abend ins Auto kommen, also galt es, das aktuelle Teil notdürftig zu flicken. Letztendlich reichte es für den Finnen aber noch zu 40 Runden und Rang sieben.

Jaime Alguersuari steuerte oft die Box an, Foto: Sutton
Jaime Alguersuari steuerte oft die Box an, Foto: Sutton

"Das war ein recht guter Nachmittag für mich", sagte Kovalainen im Anschluss. "Jarno hatte heute Morgen ein paar Probleme mit einer dieser Sachen, die schwer vorherzusagen sind, aber das Team konnte das am Nachmittag gut beheben und wir konnten den ganzen Plan abarbeiten."

Trulli zeigte sich wegen des Getriebeproblems etwas frustriert, war aber wie Kovalainen überzeugt, dass diese Schwierigkeiten im Werk noch beseitigt werden. Lotus-Technikchef Mike Gascoyne meinte noch: "Am Nachmittag konnten wir mit Heikki echte Fortschritte machen. Er konnte das ganze Programm mit den Reifen-Optionen und dem angeblasenen Diffusor durchbringen, nach einem schwierigen Morgen gab es also ein positives Tages-Ende."

Toro Rosso oft an der Box

Hinter Renault-Pilot Petrov rundeten Adrian Sutil und Jaime Alguersuari die Top-10 ab. Sutil hatte sich am Nachmittag auf längere Runs verlegt und blieb 2,573 Sekunden hinter Perez. Alguersuari verbrachte die meiste Zeit des Tages mit Boxenstopp-Tests, Longruns und einer halben Rennsimulation, daher waren die Zeiten eher Nebensache. 3,018 Sekunden hatte er schließlich Rückstand auf die Bestzeit, dafür hatten die Toro-Rosso-Mechaniker bereits in voller Rennmontur trainiert.

"Die wärmeren Streckentemperaturen waren auf jeden Fall nützlich für die Teams und für Pirelli, was die Vorbereitung für Melbourne betrifft", sagte Toro Rosso Chefingenieur Laurent Mekies. "In Hinblick auf die bald startende Saison haben wir auch viele Boxenstopp-Übungen gemacht, da das diese Saison sicher ein Schlüsselelement bei den Rennen sein wird." Insgesamt 60 Stopps hat Toro Rosso am Mittwoch und Donnerstag durchgeführt. Den letzten Platz vor dem glücklosen Trulli belegte D'Ambrosio, der trotz seines Stopps am Morgen noch 96 Runden zurücklegte. Mit 5,575 Sekunden Abstand zu Perez lag er aber klar zurück.

"Heute hatten wir einen viel positiveren Tag und es war großartig, so viele Runden und unser ganzes Programm zu absolvieren", freute sich D'Ambrosio dennoch. "Das war erst die zweite komplette Rennsimulation und die Möglichkeit nun vier ganze Testtage zu fahren, ist sehr wichtig für mich. Morgen sollten wir dann schon ein genaueres Bild davon haben, wo wir wirklich stehen", meinte der Belgier, der sich auch über einen Besuch von Teamkollege Timo Glock in Barcelona freute. "Es war gut ihn hier heute zurück zu sehen", meinte der Virgin-Pilot. Glock musste den Test wegen einer Blinddarm-OP auslassen. Auch nicht im Einsatz war am Donnerstag das McLaren-Team, das erst am Freitag und Samstag wieder mitmischt.