Generell war Vitaly Petrov nach dem Test-Mittwoch in Barcelona zufrieden. Das Auto lief, er machte viele Kilometer und auf Longruns konnte er an den Reifen arbeiten. Doch genau das Thema Reifen war für ihn ein heikles. In etwa 15 Runden hielten die Gummis bei ihm. "Es hängt aber davon ab, ob sie neu oder angefahren sind und ob man pusht oder auf sie achtet. Es dauert aber nicht lange. In einer Runde sind es fünf Zehntel, dann 1,5 Sekunden, dann zwei, dann drei. Da ist das Team gefordert. Kommt man eine Runde zu spät rein, verliert man 1,5 oder zwei Sekunden. Kommt man eine Runde zu früh rein, könnte das aber ein Vorteil für den Gegner sein", sagte der Russe.

Bridgestone verzieh

In Barcelona sind die Gummis besonders gefordert, denn Vorder- und Hinterreifen bauen besonders links stark ab. Das Problem dabei, im Gegensatz zu den Bridgestones erholen sie sich nicht mehr. "Wir haben versucht, sie heute etwas zu halten. Wenn man bei Bridgestone einen Fehler gemacht hat, dann konnte man das wieder korrigieren. Wenn dieser Reifen schlecht ist, hat man keine Chance. Man verliert in manchen Kurven eine Sekunde", sagte Petrov.

Als Plus für das Racing, wie es von vielen Seiten propagiert wird, erachtete er das aber nicht. Er sah das viel eher als Gewinn für die Strategie-Kenner. "Wir wissen, was zu tun ist, aber es könnte wichtig werden, wenn wer entscheidet, früher reinzukommen oder länger draußen zu bleiben. Bleibt man länger oder nicht, kommt Verkehr oder nicht? Heute haben wir versucht, länger draußen zu bleiben, aber das ging nicht", meinte er.

Schwer zu kontrollieren

Die Reifen sind für Petrov bereits seit Testbeginn das große Thema. Denn am ersten Testtag dachte er nicht ans Auto, sondern daran, wie schwierig es mit den Pirellis zu fahren war. "Das Auto war nervös und wenn das Heck wegging, konnte man das nicht kontrollieren, weil es so schnell ging. Mit Bridgestone konnte man das kontrollieren, man konnte sliden und ein bisschen auf Rallye machen. Aber wenn dieser Reifen ausbricht, dann kommt er schnell und ist schwer zu kontrollieren", monierte Petrov. Bei Renault hat sich die Situation in der Zwischenzeit allerdings gebessert, weil neue Aerodynamik-Teile Abhilfe schufen. "Wenn wir nach ein paar Rennen weitere neue Teile bekommen, sollte es wieder besser werden."

Im Moment ist Petrov jedenfalls glücklich, wenn er aus dem Auto steigt, wobei er natürlich wie jeder andere gerne noch mehr Vorbereitungszeit hätte. Wichtig ist es ihm vor allem, dass er gute Bremsen hat, weil er dann die Kurven angreifen und dem Auto vertrauen kann. "Im Moment läuft das gut, wir müssen nur noch ein paar Dinge anpassen. In diesem Jahr muss man beim Setup präziser sein. Voriges Jahr war das egal, mit dem neuen Reifen muss man genau aufpassen, was man beim Setup macht. Eine kleine Fehlstellung beim Flügel und man ist drei oder fünf Zehntel weg", erklärte Petrov.

Bei Vollgas kommt der Flügel

Apropos Flügel, der Russe war der Meinung, dass KERS und der verstellbare Heckflügel es in diesem Jahr nicht unbedingt zu schwer für die Fahrer machen. "Zuerst dachte ich, ja, das ist zu viel. Ich fragte mich, wie soll das mit KERS und dem Heckflügel gemeinsam funktionieren? Aber es ist anscheinend kein Problem. Das größte Problem waren die Reifen. KERS und der Heckflügel sind normal. Immer wenn man Vollgas gibt, drückt man auf den Heckflügel", beschrieb er den Vorgang. Probleme hatte er dabei bislang nicht erlebt. Er wusste aber, dass eine Fehlfunktion gefährlich sein kann. "Wenn er hier in Kurve neun nicht richtig funktioniert, dann wäre das beängstigend."