Sebastian Vettel konnte sich bei den Testfahrten in Barcelona auch am Samstag die Bestzeit sichern. Der Weltmeister in Diensten von Red Bull Racing fuhr seine beste Zeit von 1:23.315 Minuten kurz vor der Mittagspause, als er anscheinend eine Qualifying-Simulation fuhr - bei der die Tanks aber wohl nicht ganz leer waren, um nicht allzu viel zu verraten. Nach seinem Sprint, dem eine längere Reparaturzeit an der Box vorausgegangen war, machte sich Vettel am Nachmittag an eine Rennsimulation, die allerdings mehrere Unterbrechungen erfuhr. Die erste war eine rote Flagge, die ein Ausrutscher von Paul di Resta ausgelöst hatte, die zweite ein Defekt am RB7, der Reparaturen bedurfte.

Horner und Newey am Kommadostand

Ungeachtet dieses Zwischenstopps setzte Vettel danach seine Rennsimulation fort und schien sie auch durchfahren zu wollen, als er acht Runden vor dem geplanten Ende wieder an die Box kam und danach nur noch Boxenstopp-Übungen machte. Das war zwar ein recht ungewöhnlicher Ausklang, aber die Simulation war vom Team sehr ernst genommen worden. Das zeigte die Tatsache, dass Christian Horner und Adrian Newey das Geschehen bei einem echten Rennen vom Kommandostand aus verfolgten. Der oberste Red-Bull-Renningenieur Ian Morgan meinte zum Tag: "Generell lief es heute gut und wir konnten beinahe alles erledigen. Wir hatten ein paar kleine Probleme, wie etwa ein Problem beim Hitzeschild. Aber deswegen machen wir diese Tests, damit wir kleine Probleme ausbügeln. Generell liefen die Simulationen gut."

Am Sonntag wird bei Red Bull Mark Webber übernehmen und der Australier war schon am Samstag am Ort, um sich ein erstes Bild zu machen. Morgan machte sich aber Sorgen wegen des Wetters. "Das Wetter soll laut Vorhersage über Nacht etwas schlechter werden, was es schwierig machen könnte, die Simulationen zu fahren. Aber hoffentlich können wir die gleichen Simulationen mit Mark machen, die wir heute mit Seb gemacht haben." Neben Vettel waren am Samstag auch Nico Rosberg im Mercedes und Heikki Kovalainen im Lotus Rennsimulationen gefahren und dabei ohne größere Probleme durchgekommen - wobei Kovalainen während des restlichen Tages aber ein paar mechanische Schwierigkeiten erlebte. In der Zeitenliste waren sie am Ende auf den Positionen sieben (Rosberg) und zehn (Kovalainen) zu finden, ihr Rückstand waren 1,415 beziehungsweise 3,106 Sekunden.

Rosberg freuten die Kilometer

Rosberg war froh, dass er mit 131 Runden am Samstag richtig viele Kilometer hinter sich bringen konnte, denn das hatte zuletzt bei ihm dank Defekten nicht immer so geklappt. "Wir haben viele Kilometer gemacht und das war wichtig für mich, um mehr über das Reifenverhalten zu erfahren. Es gibt für die Fahrer viel darüber zu lernen, was die Pirelli-Reifen leisten und wie man sie auf Longruns konserviert; das wird bei den Rennen dieses Jahr ein Schlüsselfaktor und ich denke, wir haben dabei heute gute Fortschritte gemacht", sagte der Deutsche. Trotz guter Zuverlässigkeit mahnte Rosberg aber noch einmal an, dass an dieser Front weiter Gas gegeben werden muss, damit der Saisonstart auch problemfrei läuft.

Fernando Alonso musste Standzeiten in Kauf nehmen, Foto: Sutton
Fernando Alonso musste Standzeiten in Kauf nehmen, Foto: Sutton

Direkt hinter Vettel reihte sich Jaime Alguersuari ein, der am späten Nachmittag mit einem schnellen Run auf bis zwei Zehntelsekunden an den Deutschen herankam. Mit 97 Runden auf dem Konto hatte er allerdings etwas mehr Rückstand in der Fleißwertung, da Vettel 104 verbucht hatte. Abgearbeitet hatte Alguersuari aber einiges, etwa einen Test des Bremssystems, eine Einschätzung verschiedener Setups für unterschiedliche Bedingungen und Benzinladungen und Fahrten mit der harten, weichen und superweichen Mischung. Den dritten Rang des Testtages konnte mit rund sechseinhalb Zehnteln Rückstand Fernando Alonso im Ferrari F150th verbuchen. Der Spanier hatte vor allem am Vormittag ein paar Probleme gehabt, weil die Elektronik des Ferrari einmal nicht mitspielte und der Wagen auf der Strecke liegen blieb und etwas später dann eine Pumpe defekt war. Abgesehen davon schien der Tag aber einigermaßen ordentlich zu verlaufen, auch wenn er mit 90 Umläufen das wie üblich angepeilte Ziel von 100 Runden verfehlte.

Barrichello eifrig

Knapp auf Platz vier verdrängt hatte Alonso Rubens Barrichello, der nur drei Hundertstel langsamer gewesen war als der Publikumsliebling der spanischen Fans. Dafür hatte der Williams im Gegensatz zu Freitag ordentlich seine Runden abgespult. 118 Umläufe standen am Ende zu Buche. Barrichello war währenddessen zwar keine echte Rennsimulation gefahren, hatte aber mehrere Longruns hinter sich gebracht. "Das war ein sehr produktiver Tag mit 118 Runden. Dadurch haben wir Zeit gut gemacht, die wir gestern verloren hatten", erklärte der 38-Jährige. "Heute habe ich zum ersten Mal KERS benutzt, das lief drei Viertel des Tages. Ich denke, unsere Vorbereitung auf den Saisonauftakt läuft immer besser."

Nur ganz wenige Runden schaffte derweil Nick Heidfeld im Renault. Der Deutsche hatte zu Beginn des Tages etwas länger Vitaly Petrov das Auto überlassen, da er am Freitag Pech mit der Zuverlässigkeit gehabt hatte. Am Nachmittag machte Heidfeld dann mehrere kurze Runs auf neuen und angefahrenen Reifen, wobei er mit seiner besten Zeit rund neun Zehntel hinter Vettel auf Platz fünf landete.

Kamui Kobayashi legte am Nachmittag zu, Foto: Sutton
Kamui Kobayashi legte am Nachmittag zu, Foto: Sutton

Vor allem am Morgen auf Longruns gesetzt hatte Kamui Kobayashi. Am Nachmittag ging der Japaner dann auf schnellere Runs über, was sich daran zeigte, dass seine Zeiten immer besser wurden. Letztendlich brachte ihn das eine Tausendstel hinter Heidfeld auf Position sechs. Vorrangig freute sich der Japaner aber darüber, ohne Probleme durch den Tag gekommen zu sein. "Das war wohl das erste Mal, dass wir das ganze Programm durchgebracht haben. Wir haben am Setup gearbeitet und verstehen die Reifen nun besser", sagte der Japaner.

Gutes, neues Paket

Laut Sauber-Technikdirektor James Key war am Morgen ein Renn-Setup-Programm mit hartem, mittlerem und weichem Reifen durchgezogen worden, um einen Haltbarkeits-Vergleich zu erhalten und Kobayashi ein Gefühl dafür zu geben, wie er die Reifen managen muss. "Am Nachmittag arbeiteten wir am Setup und nutzten ein neues Paket für mehr mechanischen Grip, das OK aussieht. Wir arbeiteten auch mit verschiedenen Mischungen, diesmal aber mit Setup-Wechseln dazwischen, um ihre Leistung über eine Runde besser zu verstehen, auch wenn es keine Qualifying-Simulation war" sagte Key.

Hinter Rosberg kam Jenson Button auf Platz acht. Der McLaren-Pilot hatte am Vormittag einige Standzeit wegen Hydraulik-Problemen zu ertragen, kam am Nachmittag aber zu einigen längeren Runs heraus. Im Zuge seiner Longruns schien er allerdings keine ähnliche Pace zu Vettel auf der Rennsimulation gehen zu können - wobei auch dieser Vergleich natürlich schwierig ist.

Teixeira klar zurück

Letzter Fahrer vor dem Zehntplatzierten Kovalainen war Di Resta, der neben der von ihm verursachten roten Flagge auch 80 Runden zurücklegte und dabei vorrangig auf längere Stints ging. Hinter den Top Ten reihten sich der am Vormittag gefahrene Petrov, HRT-Cockpitwerber Tonio Liuzzi, Timo Glock im Virgin und der als Lotus-Tester getestete Ricardo Teixeira ein. Glock freute sich darüber, wieder im Auto zu sitzen, wobei er am Morgen Systemchecks, Getriebe-Abstimmungen und Boxenstopp-Übungen machte. Am Nachmittag verlegte er sich dann auf Setup- und Reifen-Arbeit. "Es war ein weiterer nützlicher Tag, was wichtig für uns ist, um das neue Auto besser zu verstehen und zu verbessern. Wir machen auch gute Fortschritte beim Verständnis der neuen Pirelli-Reifen und das Team macht gute Arbeit zur Vorbereitung auf den Saisonstart", sagte Glock.

Teixeira blieb bei seinem Kurzeinsatz rund fünf Sekunden hinter Teamkollege Kovalainen. Allerdings musste er auch nach 26 Runden wieder das Feld räumen. Neben den zwei roten Flaggen durch Alonso und Di Resta gab es übrigens auch noch eine dritte, die war von losen Kerbteilen verursacht worden.