Pro: Kein Zündstoff gegeben

von Kerstin Hasenbichler

Schon als Jenson Button Ende 2009 bei McLaren unterschrieb, heulten bei vielen Experten die Alarmglocken auf. Mit zwei Weltmeistern in einem Team befürchtete man einen ähnlichen Stallkrieg wie zu Zeiten von Alain Prost und Ayrton Senna, doch der Eklat blieb aus.

Und auch dieses Jahr werden die Giftpfeile der vorwiegend britischen Presse an Lewis Hamilton und Jenson Button wieder abprallen. Sie haben 2010 bewiesen, dass sie mit einem starken Teamkollegen umgehen können. Während sich die Red-Bull-Piloten in Istanbul gegenseitig von der Strecke schossen und sich Ferrari mit seiner Stallorder in Hockenheim zum Buhmann machte, herrschte bei McLaren pure Harmonie.

Button und Hamilton blieben 2010 ohne Konfrontation, Foto: Sutton
Button und Hamilton blieben 2010 ohne Konfrontation, Foto: Sutton

Sollte dieses Jahr einer plötzlich im Schatten des Anderen stehen, könnte die gute Beziehung zwischen Hamilton und Button sicherlich Risse bekommen, doch beide Piloten haben bereits einen Weltmeistertitel geholt und müssen nichts mehr beweisen.

"Sie scheinen mir erwachsene Männer zu sein, die damit umgehen können", meinte Marc Surer. Und solange beide Piloten bei McLaren freie Fahrt haben und um den Titel kämpfen können, sollte die Harmonie im Team nicht in Gefahr sein.

Contra: Es wird krachen

von Stephan Heublein

Im letzten Jahr verging kein Renntag, an dem McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh nicht mehrfach seine "zwei großartigen Rennfahrer" lobte. Und tatsächlich: Jenson Button und Lewis Hamilton erzielten gute Ergebnisse, ohne sich gegenseitig zu zerfleischen.

Jenson & Lewis: Bleibt es wirklich bei Friede, Freude, Eierkuchen?, Foto: Sutton
Jenson & Lewis: Bleibt es wirklich bei Friede, Freude, Eierkuchen?, Foto: Sutton

Allerdings muss es 2011 bei Leibe nicht so weitergehen. Nachdem Button die Saison mit zwei Siegen begonnen hatte, stellte Hamilton recht bald die internen Verhältnisse klar: Hamilton war der deutlich schnellere der beiden McLaren-Fahrer, Button konnte nur mit seiner Reifen schonenden Fahrweise und guten Strategieentscheidungen punkten. Im Qualifying war er hoffnungslos unterlegen.

Auch in dieser Saison dürfte das nicht anders aussehen, außer Hamilton kommt mit den Pirelli-Reifen überhaupt nicht zurecht - getestet hat sie bislang keiner von beiden. Aber egal wie, sollte einer der zwei Briten im Team klar die Oberhand haben, wird der andere sich das nicht mehr ruhig ansehen, vor allem dann nicht, wenn diesmal nicht beide Fahrer bis zum Ende im Titelkampf sind und damit zwangsläufig einer zur Nummer 2 wird.

Anderersherum lauert auch in einem erbitterten Zweikampf die Gefahr eines ausartenden Teamduells à la Hamilton/Alonso. "Bis jetzt sind sie noch echte Teamkollegen, aber das kann sich schnell ändern, wenn man gegeneinander kämpft", sagt Martin Brundle. Einen Vorgeschmack darauf bekamen die Fans im Vorjahr in Istanbul. "Lewis hatte nicht erwartet, dass Jenson ihn überholt. Sein Gesicht auf dem Podium hat uns einen Vorgeschmack gegeben, was uns möglicherweise noch bevorsteht."