Wie bewertet Cosworth die Saison 2010?
Mark Gallagher: Wir haben unsere wichtigsten operativen Ziele aus Sicht eines Motorenlieferanten erreicht. Wir haben unsere vier Kunden mit einem konkurrenzfähigen, zuverlässigen und erschwinglichen Coworth CA2010-Motor versorgt, an den Rennstrecken Techniker zur Seite gestellt und das Personal in Northampton hinsichtlich Ingenieurwissenschaften, Herstellung, Aufbau, Test und Betrieb aufgestockt. Aus geschäftlicher Perspektive lief die Saison gut. Wir haben dort Geld investiert, wo es nötig war und es war so rentabel, dass wir jetzt wieder Geld in die Neuentwicklung investieren können. Die Beziehung zu unseren Kunden war gut, wir haben einiges entwickelt – also können wir mit Zufriedenheit auf die Saison zurückblicken.

Hat der Motor wie erwartet funktioniert?
Mark Gallagher: Der CA2010 wurde in wenigen Monaten entwickelt, wobei wir den CA2006 als Vorlage hatten, den wir aber überarbeiten mussten, um die optimale Kraft bei einem Drehzahllimit von 18.000 Umdrehungen herauszuholen. Daran haben wir uns an drei Rennwochenenden herangetastet, damit es sich auch mit dem Spritverbrauch deckt, seit das Tanken verboten ist. Ich glaube unsere Motoren haben hervorragend funktioniert. Als die Rennen anfingen, gab es noch viele offene Fragen, wir mussten das Ölsystem überarbeiten und den Leistungsabfall bekämpfen. Ich bin froh, sagen zu können, dass diese Probleme schnell gefunden und gelöst wurden.

Was können Sie uns zu den aktuellen Ergebnissen auf der Strecke und der reinen Leistung sagen?
Mark Gallagher: Wenn man an einem wichtigen Aspekt der Formel 1, ob als Team oder als wichtiger technischer Zulieferer, arbeitet und sich nicht auf Siege konzentriert, dann hat es keinen Sinn dabei zu sein. Als Lieferant von Motoren und Elektronik spielt Cosworth eine wichtige Rolle, denn wir leisten einen Beitrag zum Gesamtpaket der Teams, aber letztlich ist das Chassis, die Fahrdynamik, die Aerodynamik und die unzähligen anderen Systemen, nicht unsere Aufgabe. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass unsere Technologie sich absolut gut verhält und die besten Fähigkeiten hat. Die Ergebnisse auf der Strecke unserer Teams stimmten mit unseren und deren Erwartungen überein. Williams gab Cosworth eine gute Chance, unsere wahre Leistung zeigen zu können und gemeinsam erreichten wir alle möglichen Punkte im Ziel, vierte bis zehnte Plätze und holten die Pole-Position in Brasilien, die ein denkwürdiger Meilenstein war.

Williams ist das Aushängeschild für Cosworth, Foto: Sutton
Williams ist das Aushängeschild für Cosworth, Foto: Sutton

Um gleich bei Williams zu bleiben, wie sah Cosworth das Team 2010?
Mark Gallagher: Williams ist eines der besten Teams in der F1 mit enormen Fähigkeiten und Erfahrungen. Wir haben hart gearbeitet, um zu gewährleisten, dass unser Motor perfekt zu ihrem Gesamtpaket passt und sie haben zu jeder Zeit nach Verbesserungen gefragt. Damit haben wir kein Problem, das ist gut, denn wenn man seine eigene Motivation in die Zielstrebigkeit des Teams mit einbringt, wird der Erfolg kommen. Das Team begann die Saison mit anspruchsvollen Verbesserungen in jedem Bereich. Rubens und Nico haben sich stetig verbessert. Letztendlich wurden sie Sechster in der Konstrukteurs-WM. Wir haben jetzt eine gute Grundlage, auf der wir aufbauen können.

Lotus Racing hat den Kampf der neuen Teams für sich entschieden. Was sagen Sie zu diesem Erfolg?
Mark Gallagher: Tony Fernandes und Mike Gascoyne haben sich für 2010 hohe Ziele gesteckt und scheinen sie alle erreicht zu haben, insbesondere im Hinblick auf das erfolgreichste der neuen Teams. Damit erreichen sie eine gewisse Glaubwürdigkeit, die einige ihrer Kritiker nicht erwartet hätten. In Anbetracht der Tatsache, dass sie erst im September 2009 offiziell eingetragen wurden, zeigten sie eine beeindruckende Leistung und ich freue mich, dass unsere Cosworth-Motoren und Elektronik dabei eine Schlüsselrolle spielten. Leider gab es eine Reihe von Problemen mit der Übertragung auf ihr System, denn das Team schlug einen anderen Kurs ein als wir. Jetzt suchen sie einen neuen Motoren-Lieferanten. Wir wünschen ihnen alles Gute für die Zukunft.

Wie schätzen Sie die Leistung von HRT 2010 ein?
Mark Gallagher: Auch wenn HRT für viel Kritik in Bezug auf die Leistung auf der Strecke sorgte, glaube ich, dass das Team das ganze Jahr über unglaublich gut zusammen gearbeitet hat. Ihre Zuverlässigkeit war tatsächlich sehr beeindruckend, besonders wenn man bedenkt, dass Dr. Kolles die Rolle des Teamchefs erst Mitte Februar übernommen hatte. Bruno Senna, Karun Chandhok, Sakon Yamamoto und Christian Klien taten ihr Bestes und versuchten den wirklich wettbewerbsfähigen Autos nicht im Weg zu stehen. Das Team verdient Fortschritte.

Können Sie noch etwas zu Virgin Racing und den jüngsten Vertrag mit Marussia Motors sagen?
Mark Gallagher: Virgin Racing hat 2010 einen enormen Fortschritt gemacht, sind mit einigen frühen schweren Zuverlässigkeitsproblemen gut umgegangen und haben ihre Leistung verbessert. Unter der Regie von John Booth machte das Team nie ein Geheimnis aus der Tatsache, dass die sein Lehrjahr sein würde. Die Investition von Marussia Motors ist eine gute Nachricht für das Team und auch für Cosworth, denn auch wir arbeiten seit über einem Jahr mit ihnen zusammen. Zwei Kunden in einem Team geben uns Grund zur Freude und mit Marussia wird Virgin Racing zweifelsohne neues Interesse für den Sport in Russland wecken.

Bis zum ersten Rennen der Saison 2011 ist es nicht mehr lange. Wie bereiten Sie sich vor?
Mark Gallagher: Jetzt beginnt die wirklich anstrengende Zeit des Jahres und die Arbeit an 2011 hat schon vor Monaten mit der Entwicklung der Kers begonnen, die derzeit getestet werden. Wir arbeiten eng mit Williams, Marussia Virgin Racing und HRT zusammen, unterstützen sie bei den Vorsaison-Tests und entwickeln den neuen Motor. Wir strukturieren zudem einige interne Systeme um. Die kommenden Wochen werden hektisch. Wir sind sehr gespannt auf 2011.