1. - S wie Startaufstellung

In letzter Sekunde schnappte sich Sebastian Vettel seine neunte Pole Position des Jahres. "Wir haben heute das Beste herausgeholt - mehr geht nicht", bestätigte er. Selbst sein Teamkollege Mark Webber war nicht in der Lage, ihm die Pole zu entreißen - obwohl Vettel am Freitag und Samstagmorgen mit Problemen zu kämpfen hatte. Trotzdem bleibt der Deutsche ruhig. "Von der Pole zu starten ist gut, aber dafür gibt es keine Punkte."

Deshalb ist Webber auch nicht besonders besorgt. "Natürlich wäre ich gerne auf der Pole, aber ich kann auch von Platz 2 ein gutes Ergebnis einfahren", glaubt er. "Meine zweite Runde war meine beste, aber eben nicht ganz gut genug, um Schnellster zu sein."

Hinter ihm belegte Fernando Alonso Platz 3. Er startet neben Lewis Hamilton und vor Nico Rosberg, der als Fünfter überraschend gut abschnitt. "Ich habe einen Ferrari und einen McLaren hinter mir gelassen", freute sich Rosberg. "Damit bin ich zufrieden. Platz fünf war das Maximum heute." Von dort soll es aufs Podest gehen.

Sein Teamkollege Michael Schumacher belegte Platz neun und entging nur knapp einer Strafversetzung. Für das Aufhalten von Rubens Barrichello wurde Schumacher von den Rennkommissaren verwarnt. Auch Rosberg musste vorsprechen, weil er Alonso behindert haben soll.

McLaren spielte im Kampf um die Pole keine Rolle. Jenson Button bekam seine Reifen nicht auf Temperatur und Lewis Hamilton war trotz der langen Geraden nicht in seinem Element. "Wir haben dieses Wochenende gut gearbeitet, aber waren einfach nicht schnell genug, das ist Racing", hielt Hamilton fest.

2. - S wie Start

So geordnet wird es beim Start nicht zugehen, Foto: Sutton
So geordnet wird es beim Start nicht zugehen, Foto: Sutton

Der Start in einen Grand Prix ist immer spannend, die saubere und die schmutzige Grid-Seite spielen immer eine Rolle - doch selten waren sie so wichtig wie in Korea. Die neue Strecke ist noch extrem grün, griplos und vor allem schmutzig. "Hier sollte die saubere Seite einen echten Vorteil bringen", ist Nick Heidfeld überzeugt. "Da sollte man Plätze gut machen können und das ist natürlich mein Ziel."

Der Unterschied zwischen der linken und der rechten Startseite ist sogar so extrem, dass einige Fahrer gerne ein paar Startplätze geopfert hätten, um auf der sauberen Seite zu stehen. "So lange es nicht regnet, haben die Fahrer auf der linken Seite einen großen Nachteil", sagt Robert Kubica, der genau dort startet. "Ich hätte Platz 11 Platz 8 vorgezogen. Dann hätte ich in Kurve 1 bessere Überholmöglichkeiten."

Fernando Alonso freute sich hingegen, dass er von Webber aus der ersten Reihe verdrängt wurde. "Nachdem mir die Pole entgangen war, war es wohl besser, dass ich Dritter und nicht Zweiter wurde, denn ein Start von der schmutzigen Seite wäre sehr schwierig", sagte Alonso, dem Christian Danner schon jetzt einen Platzgewinn am Start zuschreibt: "Webber hat es schwer. Er wird mit Sicherheit schon am Start überholt werden."

Aber auch Vettel ist in Gefahr. "Er muss bis zur ersten Kurve vorne bleiben und darf nicht von Alonso über den Haufen gefahren werden", warnt Danner. "Auf der langen Geraden muss er aufpassen, dass Hamilton nicht links und Alonso rechts an ihm vorbeifahren." Beide sind im ersten Sektor und auf den Geraden viel schneller als der Red Bull. Jenson Button kündigt schon an: "Alonso hat auf der Geraden ein schnelles Auto, Lewis ebenfalls, das wird also eine lustige erste Runde."

3. - S wie Strecke

Mehrere lange Geraden und Haarnadeln - eigentlich verspricht der neue Kurs in Korea jede Menge Überholmanöver. "Theoretisch gibt es einige Plätze, wo Überholen möglich ist, aber wir müssen warten, ob es wirklich der Fall sein wird", sagt Alonso.

Kubica hat ebenfalls seine Bedenken, ob zum Beispiel Kurve 3 ein guter Überholpunkt sein wird. "Ich glaube nicht, dass dort überholt wird", sagt der Renault-Pilot. Die Kurve sei sehr eng und scharf. "Selbst wenn man in der besseren Position oder direkt daneben ist, wird es sehr schwierig, jemanden auszubremsen, weil der Griplevel neben der Ideallinie sehr gering ist. Wenn man den Scheitelpunkt verpasst, rutscht man raus." Sobald ein Fahrer von der Linie fahre, werde es schwierig.

Die neue Strecke hat noch ein paar Schwächen, Foto: Bridgestone
Die neue Strecke hat noch ein paar Schwächen, Foto: Bridgestone

Insgesamt haben die Fahrer für die neue Strecke viel Lob übrig, nur die Boxeneinfahrt und Kurve 16 wurden gerügt. Beides wurde für den Samstag verbessert, wobei die Boxeneinfahrt immer noch nicht perfekt gelöst ist. "Sie ist immer noch ein Thema, aber kurzfristig konnten sie nichts weiter machen", sagt Nico Rosberg, der sich für 2011 einen Umbau wünscht. "Die Kurve ist blind und gestern fuhr jemand mit einem Getriebeproblem langsam an die Box. So ist es unnötig gefährlich."

4. - S wie Sonntagswetter

Bereits vor dem Rennwochenende schlossen die Wetterfrösche eine gewisse Regenwahrscheinlichkeit für den Renntag nicht aus. Jetzt sieht es danach aus, als ob es zumindest in der Nacht oder am Vormittag regnen würde. "Das wird den Gummi von der Strecke waschen und die Reifensituation verschlimmern", sagt Nico Rosberg.

Nick Heidfeld fragt sich, ob die Strecke bis zum Rennen wieder trocken sein wird. "Wenn es regnet, dann wäre das wieder eine neue Unbekannte, weil wir das bisher hier nicht hatten." Bei einem Regenrennen wüsste kein Fahrer, welche Stellen besonders anfällig für Aquaplaning sind und wo Flüsse über die Strecke fließen.

5. - S wie Setup

Ein Misch-Setup gibt es in der heutigen Formel 1 nicht mehr. Selbst wenn Regen vorhergesagt ist, fahren die Piloten in einem trockenen Qualifying mit einem Trocken-Setup - zu viel würden sie sonst durch die Parce-Fermé-Regeln verlieren.

"Man muss ja vorher bestimmen, mit welcher Abstimmung man fährt und wir haben uns beide für eine trockene Abstimmung entschieden", verrät Nick Heidfeld. Dabei hat der F-Kanal diese Entscheidung vereinfacht: "Er gibt allen Teams die Möglichkeit, mit mehr Flügel zu fahren und trotzdem weniger Speed auf den Geraden zu verlieren", erklärt Ross Brawn, dessen Fahrer ebenfalls mit einem Trockensetup unterwegs sind. "Wir haben also viel Downforce auf dem Auto. Aus dieser Sicht passt unser Setup zu trockenen und nassen Bedingungen."

6. - S wie Strategie

Abgesehen vom Wetter kommt es bei der Strategie in Korea vor allem auf eines an: Die Reifen. Wie in Kanada in dieser Saison bauen die Reifen extrem schnell ab. "Also müssen wir sie gut managen, auch in punkto Strategie", betont Fernando Alonso. "Die weichen Reifen geben mehr Grip, während wir bei den Harten das Problem haben, sie richtig zum Arbeiten zu bekommen. Vielleicht passiert es morgen, dass wir mehr als einen Stopp brauchen."

Adrian Sutil rechnet fest damit. "Es wird wohl kein Ein-Stopp-Rennen, sondern vielleicht ein Zwei-Stopp- und im Ernstfall ein Drei-Stopp-Rennen", sagt er voraus. Das Problem: Beide Reifenmischungen lösen sich sehr schnell auf. Im Qualifying waren die Reifen nach drei Runden hinüber. Sutil merkte nach dem Qualifying extremes Graining an seinen Vorderreifen. "Der Harte ist etwas besser. Je nachdem dauert es fünf, sechs Runden, dann kriegt man die ersten Erscheinungen."

McLaren gibt sich noch nicht geschlagen, Foto: Sutton
McLaren gibt sich noch nicht geschlagen, Foto: Sutton

Im Rennen dürfte das Problem zunächst nicht ganz so heftig sein, da die Fahrer die Reifen etwas mehr schonen als auf einer Runde, allerdings fahren sie dafür mit vollen Tanks. "Nach zehn Runden könnte es schon eng werden, ähnlich wie in Montreal", sagt Sutil. "Da werden die Reifen dann allmählich weggehen und die ersten werden an die Box kommen."

Heidfeld verlangt deshalb nach einer dynamischen Strategie. Im Gegensatz zu Sutil spricht er von einer Einstoppstrategie. "Die Top-10 werden auf Options starten, dann auf Prime wechseln und nicht mehr stoppen", so der Sauber-Pilot. Dass andere Piloten mit mehreren Stopps rechnen, findet er interessant. "Das ist gut zu wissen", meinte er schmunzelnd.

7. - S wie Spannung

Ungewisse Wetterbedingungen, rutschiger Asphalt, potenzielle Überholmöglichkeiten und mittendrin fünf WM-Kandidaten - der Korea GP verspricht jede Menge Spannung. "Es gibt mit Sicherheit ein Durcheinander", glaubt Christian Danner. "Es gibt eine lange Anfahrt bis zur ersten Linkskurve und dann kommt noch einmal eine lange Gerade. Das wird ganz lustig werden."

Zurückhalten werden sich die Fahrer nicht. "Ich kann nur gewinnen und die vorne, vor allem Mark, können nur verlieren", versucht sich Lewis Hamilton in Psychospielchen. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko setzt jedoch zum Konter an: "Hamilton muss mit einem Wahnsinnsrisiko fahren, damit er überhaupt auf eine Zeit kommt", verrät er. "Ich hoffe nur, dass er in seiner Euphorie nicht in der ersten Runde wieder glaubt, er kann alles bewerkstelligen. Die letzten Ausfälle sollten ihn da doch vorsichtiger werden lassen."

Als Hauptgegner sieht Marko Alonso an. "Wir müssen die erste Gerade überstehen und dann sollte das Rennen zu unseren Gunsten laufen", sagt der Österreicher. "Aber wenn sie einmal vorne sind, wäre es schwierig, die Position durch die Strategie zurückzuholen."

Vettel macht sich darüber keine Gedanken. "Natürlich gibt es einige Szenarien im Hinblick auf die WM, aber wichtig ist, dass wir das Rennen idealer Weise dort beenden, wo wir losfahren und viele Punkte mitnehmen", betont er. "Das Auto ist gut, den Rest werden wir morgen sehen." Eine Kollision wie in der Türkei erwartet Marko nicht. "Beide wissen, dass sie beide vor Alonso sein müssen", betont er. "Die Vernunft muss dafür sorgen, dass es keine Zwischenfälle gibt."