Für einen normalen Menschen ist eine Sekunde nicht viel. Zack - schon ist sie vorbei. In der Formel 1 gibt es nicht viele normale Menschen. Hier ist eine Sekunde eine eigene Welt. Genau diese Sekunde trennte in Ungarn Red Bull von allen - entfernten - Verfolgern.

Seitdem ist viel passiert. Lewis Hamilton gewann in Spa, Fernando Alonso in Monza, McLaren und Ferrari rüsteten ihre Autos auf und die FIA verschärfte die Tests für die Unterböden und Frontflügel. Vor allem von letzterer Aktion erhoffte sich McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh einen Vorteil - so wollte er den Rückstand auf Red Bull wettmachen. Hamilton ging sogar soweit, zu sagen, dass der Red Bull ohne die "illegalen Teile" nicht mehr so weit weg sei.

Keine Veränderung durch neue Regeln

"Illegal waren wir nie", verteidigte sich Vettel. "Das ist eine harte Aussage, aber jeder hat seine eigene Ansicht." Der Deutsche hat allen Grund, locker zu sein - denn trotz all der Aufregung und der Verbesserungen und der Verschärfungen betrug der Abstand zwischen ihm und dem besten McLaren im 2. Freien Training in Singapur eine Sekunde.

"Wir hatten wegen des neuen Reglements zu kämpfen", scherzte Mark Webber, der sechs Zehntel hinter Vettel auf Platz 2 landete - also immer noch vier Zehntel vor Jenson Button. "Im Ernst, wir wussten, dass sich nichts ändern würde", betonte Webber. "Wir sind bisher bei keinem Test durchgefallen. Die Tests ändern sich zwar, aber wir geben weiter unser Bestes."

Das musste auch die Konkurrenz anerkennen: "Die Red Bulls sind höllisch schnell", staunte Button nicht schlecht. Der McLaren funktioniere gut, aber es gebe noch Raum für Verbesserungen. "Wir brauchen noch ein paar Verbesserungen, um die perfekte Balance zu finden, mit der wir happy sind. Ich habe keine Ahnung wie gut unser Speed ist, das werden wir morgen sehen."

Das Pfeifen im Walde?

Fernando Alonso jagt den Red Bull hinterher, Foto: Sutton
Fernando Alonso jagt den Red Bull hinterher, Foto: Sutton

Ganz anders Lewis Hamilton. Dessen Augen sagten zwar etwas anderes, aber aus seinem Mund kamen Kampfansagen - oder doch nur Durchhalteparolen angesichts einer drohenden Red-Bull-Überlegenheit? "Wir sind nah dran und konkurrenzfähig", sagte er. "Wir können mit der Spitze mithalten. Die Red Bull sind definitiv nicht unschlagbar hier."

So sei Red Bull im zweiten und dritten Sektor sehr schnell, aber er habe keinen Zweifel daran, dass McLaren diesen Rückstand am Samstag aufholen werde. Seine Hoffnung ist, dass sein Team mit mehr Sprit operierte. "Morgen werden wir sehen, wer mit wie viel Sprit gefahren ist."

Die gleiche Hoffnung hegt Fernando Alonso. "Wir sind nah dran an ihnen", wählte er die gleichen Worte wie Hamilton. "Wir waren mehr oder weniger nah dran auf dem harten Reifen und dann konnte ich meine Runde mit dem weichen Reifen nicht beenden. Sie sind noch etwas vor uns, ein paar Zehntel, aber hoffentlich können wir gegen sie kämpfen."

Webber lässt die Konkurrenz in diesem Glauben. "Ferrari sieht immer noch schnell aus", sagt er und möchte trotz der Freitagsdominanz nicht von der Pole Position sprechen. "Morgen könnte auch McLaren auf der Pole stehen", so Webber. Schließlich gebe es am Freitag noch keine Punkte. Das sieht auch Vettel so: "Das bedeutet nicht sehr viel - wichtig sind der Samstag und der Sonntag." Die Basis dafür scheint bei Red Bull gut zu sein - sie beträgt eine Sekunde.