Lewis Hamilton fände es falsch, sollten Verkehrssünden von Rennfahrern auch auf der Rennstrecke Auswirkungen haben. Der Weltverband FIA hatte diese Woche erklärt, die Piloten müssten als Botschafter für ihren Sport auftreten und könnten Verwarnungen kassieren oder sogar ihre Lizenzen verlieren, wenn sie ernsthafte Verstöße im Straßenverkehr begehen. Hamilton war in Australien mit einer Strafe von 500 australischen Dollar belegt worden, nachdem während des Grand Prix Down Under im März auf einer öffentlichen Straße rücksichtslos gefahren war. Er betonte, dass er aus seinem Fehler gelernt hatte, die Änderung im Sportkodex der FIA gefiel ihm weniger.

"Meine persönliche Ansicht werde ich für mich behalten. Das ist wohl sicherer so", sagte Hamilton gegenüber Reuters. "Junge Kinder blicken zu uns auf und halten uns beinahe für Superhelden, doch auch Superman hat Schwächen. Ich trage so viel zur Straßensicherheit bei wie möglich und das machen mehr und mehr Fahrer, was auch richtig ist. Aber was wir in unserem Privatleben machen, gehört in unser Privatleben und letztendlich sind wir auch nur menschlich. Die FIA, oder wer auch immer die Regeln macht, wird auch Fehler begehen. Ich bin mir sicher, Jean Todt hat auch schon einen Strafzettel wegen Schnellfahrens bekommen."

Aus Fehlern gelernt

Für Hamilton war klar, alle machen Fehler und lernen daraus. Einige Leute bekommen für diese Fehler nur größere Strafen als andere. "Es sollte fair sein, gleich für alle." Vor dem Zwischenfall in Australien war der Brite schon einmal aufgefallen, als er 2007 für ein Monat die Fahrerlaubnis für Frankreich entzogen bekam, nachdem er auf einer Autobahn mit 196 km/h geblitzt wurde. "Ich denke, keiner von uns wird auf öffentlichen Straßen das machen, was wir auf der Rennstrecke machen", meinte Hamilton. "Wir machen das in einer kontrollierten Umgebung. Ich komme nach Hause und fahre nur mit dem Tempomaten vom Flughafen heimwärts. So bleibt man am sichersten innerhalb des Limits, denn man kann nicht immer aufs Armaturenbrett schauen. Das kommt natürlich von gewissen Erfahrungen, die ich hatte und von denen ich gelernt habe. Das ist gut für mich."

Gleichzeitig fände er es aber falsch, wenn alles, wofür er gearbeitet hat, weggenommen würde, nur weil er sich ein kleines - oder auch ein größeres - Vergehen zu Schulden hat kommen lassen. "Es hängt wirklich davon ab, was man tut." Hamiltons Teamkollege Jenson Button, der in seiner Zeit bei Williams auch einmal in Frankreich mit erhöhter Geschwindigkeit erwischt wurde, konnte die Sicht der FIA besser verstehen. "Jeder macht Fehler und man bezahlt dafür. Das würdet ihr in der Situation auch. Wir sollten ein gutes Beispiel abgeben, genau das probieren wir. Ich denke, ein ernstes Vergehen darf durchaus auch ein Problem in der Rennkarriere werden. Wenn man aber 77 Meilen in einer 70er-Zone fährt, ist das etwas Anderes. Es ist also schwer zu wissen, was echt schlimm ist und was nicht."