Schon mehrmals konnte einem in diesem Jahr der Gedanke kommen, wenn Red Bull so weitermacht, vergeigen sie den Titel aus eigener Kraft. Anders sieht das Gerhard Berger, er geht davon aus, dass Red Bull trotz Fehlern die Weltmeisterschaft nicht zu nehmen sein wird. "Das Auto ist einfach zu überlegen. Die können noch so viele Fehler machen, und sind trotzdem vorne. Eigentlich müssten sie die Weltmeisterschaft noch viel deutlicher anführen", wurde der Österreicher von auto motor und sport zitiert.

Dabei geht es ihm nicht nur um Defekte, die das Team gebremst haben, sondern auch andere Fehler, die nicht so ins Auge stechen. So hätte Red Bull bei Mark Webber in Hockenheim die Strategie ändern müssen, als er den Start verpatzte. "So wie es McLaren mit Jenson Button getan hat. Dass Red Bull bei all den verschenkten Punkten noch in der WM-Wertung vorne liegt, zeigt doch ganz klar: Dieses Auto ist eine Klasse für sich." Berger findet es auch gut, dass Red Bull seine Fahrer frei gegeneinander antreten lässt. Er würde es nicht anders machen, betonte er.

Ferrari hat nur mit Alonso eine Chance

"Der Chef Didi Mateschitz tickt so. Er will fairen Sport zeigen und hätte menschlich ein Problem, seine Fahrer fernzusteuern. So bekommt er die meisten Sympathien für sein Produkt. Er wird nicht bekannter oder reicher, ob er die WM nun gewinnt oder verliert", erklärte Berger. Anders sieht die Sache für ihn bei Ferrari aus, dort könnte man nur auf Fernando Alonso setzen, weil der Spanier ganz klar der bessere Mann im Team sei. "Wenn die überhaupt eine WM-Chance haben, dann nur mit Fernando. Montezemolo hat ihn dafür eingekauft, und er wird diese Karte knallhart spielen."

Bei McLaren erkennt Berger vor allem eine gewisse Ruhe unter den Fahrern. Menschlich sei man dort am besten aufgestellt, da Jenson Button kein Querulant, glücklich mit seinem Titel und mit sich selbst sei. "Für den geht die Welt nicht unter, wenn er den Titel nicht verteidigt. Sein Naturell ist kooperativ. McLaren kann seine beiden Fahrer ohne großes Aufsehen gut im Griff halten." Die Entscheidung von Mercedes GP, sich schon voll auf 2011 zu konzentrieren, fand Berger richtig, denn ein von Anfang an verkorkstes Auto lasse sich nicht mehr richten, wenn es nicht ein spezifisches Problem gibt, dass für die fehlende Leistung verantwortlich ist.

Red Bull bleibt stark

Bei einer Summe von aerodynamischen Defiziten sei das etwas anderes, denn während man deren Behebung nachjagt, sei man der Konkurrenz immer einen Schritt hinterher. "Ross Brawn tut gut daran, seine Mannschaft zu ordnen und voll auf 2011 hin zu arbeiten. Die Frage ist nur: Können die gleichen Leute ein besseres Auto bauen? Das Team braucht auf der Aerodynamikseite Nachschub", sagte Berger. Und die Reifenprobleme von Mercedes kommen für den Österreicher auch aus der Aerodynamik. Red Bull habe deswegen die wenigsten Reifenprobleme, weil sie die beste Aerodynamik hätten. "Das ist leider heute das A und O bei einem Rennauto. Deshalb sehe ich Red Bull auch in den nächsten Jahren stark. Ich habe Mateschitz immer geraten, Newey zu holen, wenn er jemanden sucht, der die Extrasekunde aus dem Auto rausholen kann."