Eiskalt, fürchterlich nass und manchmal sogar verschneit. Deutschland ist wahrlich kein Urlaubsparadies für Sonnen verwöhnte Brasilianer. Felipe Massa hat also Glück, dass er in der Formel 1 fährt und nicht in der Fußball Bundesliga kickt. Trotzdem scheint der deutsche Regen zu mehr als nur Erkältungen gut zu sein: Deutschland ist das Land der Regengötter! Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Nick Heidfeld, Adrian Sutil - kaum ein Land hat so viele Rennfahrer hervorgebracht, die auf nassen Rennstrecken so erfolgreich waren und Regenrennen zu ihrem liebsten Zeitvertreib zählen.

Vettel: Erste Pole und erster Sieg im Regen von Monza, Foto: GEPA
Vettel: Erste Pole und erster Sieg im Regen von Monza, Foto: GEPA

Seinen Anfang nimmt alles in Spa-Francorchamps 1992. Bei regnerischen Bedingungen gewinnt Michael Schumacher seinen ersten Grand Prix. Vier Jahre später folgt bei einer Regenschlacht in Barcelona ein kleines Wunder: Schumachers erster Ferrari-Sieg in einem damals klar unterlegenen Auto. Spätestens da wurde Schumacher zum Regengott ernannt.

Eine Rennfahrergeneration später fährt Sebastian Vettel im verregneten Monza 2008 in einem unterlegenen Toro Rosso seine erste Pole Position und seinen ersten Formel-1-Sieg ein. "Das erinnert mich stark an Michael Schumacher", sagte uns damals Boxengassenreporter Kai Ebel. Kein Jahr vergeht, bevor Vettel erneut im Nassen triumphiert: In Shanghai gewinnt er Anfang 2009 zum ersten Mal ein Rennen mit Red Bull Racing. Ebel zog erneut Parallelen, diesmal zu Vettels Debütsieg in Monza. "Auch damals waren es widrige Umstände, es regnete wie verrückt, er ist wieder von der Pole gestartet und im Prinzip war es wieder ein Start-/Zielsieg. Das beweist, dass er im Regen sehr stark ist." Deutschland hatte einen weiteren Regengott.

"Regen-König hin oder her, fest steht, dass man bei Regenrennen nie weiß, womit man zu rechnen hat", sagt Vettel. "Mir scheint Regen gut zu tun." Selbst wenn man im Auto mehr schwimmt als fährt, wie er gerne scherzt. Mit dieser Einschätzung liegt Vettel nicht alleine. Selbst der als Regengott bekannte Rekordweltmeister gibt in seiner zweiten Karriere zu: "Ich habe in der Vergangenheit gute Resultate im Regen erzielt, gemocht habe ich diese Rennen aber nicht immer."

Fakt ist für Schumacher: In Regenrennen gebe es eine sehr viel größere Fehlerquote, es könne viel mehr passieren. Den Beweis lieferte Vettel, als er im Regenchaos von Fuji auf Podestkurs lag und in einer Safety Car Phase Mark Webber ins Heck krachte. Schumacher war dieses Risiko immer bewusst. "Insofern war ich nicht immer ein Freund davon, habe es aber irgendwie hinbekommen." Dabei fuhr er schon in jungen Jahren im Kartsport am liebsten im Regen - allerdings aus praktischen Gründen: Zum einen, weil er so meistens die Bahn für sich allein hatte, zum anderen, weil dann sein eigentlich unterlegenes Material nicht so entscheidend war.

Michael Schumacher freut sich nicht mehr so sehr auf Regen, Foto: Mercedes GP
Michael Schumacher freut sich nicht mehr so sehr auf Regen, Foto: Mercedes GP

Das Gefühl kam bei seinem ersten Regenqualifying in Malaysia 2010 schnell zurück. "Als alle im Q2 auf gleichen Reifen fuhren, war ich sofort Schnellster", betont er. "Es scheint also noch zu funktionieren." Als alleinigen Regenmeister sieht er sich aber nicht mehr. "Ich bin zwar bekannt dafür, aber mittlerweile gibt es auch ein paar andere Fahrer, die ganz gut im Regen sind." Viele davon sind seine Landsleute.

Etwa Adrian Sutil, der im Regentraining von Monaco 2007 eine Bestzeit im Spyker erzielte und im Regen selbst von "Sutil-Bedingungen" spricht. "Ich finde es immer interessant, wenn es regnet und unvorhersehbare Dinge geschehen", verrät uns Sutil. "Dann muss man schnell Entscheidungen treffen und sich an die neuen Bedingungen anpassen." Darin sei er gut. "Ich mag Regen sehr gerne." Eben typisch Deutsch. Oder ist es doch eher Zufall?

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