Pro: Für mehr Spannung

von Kerstin Hasenbichler

Die F1-Piloten lechzen nach Testfahrten. Jede Sekunde, die sie nicht auf der Rennstrecke sind, sei ein schwerer Verlust. Die Ferrari- und Mercedes-Piloten können ein Lied davon singen, wollen sie doch so schnell wie möglich an die Spitze aufschließen. Doch das Testverbot macht es schwierig, das Auto weiterzuentwickeln. Die Runden im Simulator und im Freien Training am Freitag reichen nicht aus, um den Rückstand abzuarbeiten.

Mit Testfahrten hätten Red Bull, Mercedes & Co schon nach wenigen Rennen eine Lösung in Sachen F-Kanal gefunden, die auch funktioniert hätte. Dann wäre man nicht gezwungen gewesen, die Teile am Freitag auf das Auto raufzuschrauben, nur um sie dann wieder am Samstag runterzuschrauben. Und die neuen Teams würden vielleicht ihre Getriebe- und Hydraulikprobleme endlich in den Griff bekommen. Damit würde das Feld noch enger zusammenrücken und die Rennen würden noch spannender werden, was voll und ganz im Sinne der Fans wäre.

Mit Testfahrten ginge es schneller voran, Foto: Hartley/Sutton
Mit Testfahrten ginge es schneller voran, Foto: Hartley/Sutton

Neben den erfahrenen Piloten fordern auch die Newcomer die Testfahrten zurück. Als wäre die Formel 1 nicht so schon ein schwieriges Pflaster, müssen die Nachwuchspiloten ohne kaum im Auto gesessen zu sein, Rennen bestreiten.

Auch im Hinblick auf die neue Saison sind Testfahrten in hohem Maße notwendig. Die Teams müssen die Konstruktionen und Mischungen des neuen Reifenherstellers vorab testen dürfen, damit sie wissen, ob die Charakteristiken der neuen Pneus ähnlich jener von Bridgestone sind.

Contra: Stoppt den Kostenwahn

75.000 Testkilometer absolvierte Ferrari in der Saison 2005. "Gebracht hat es uns fast nichts", gibt Michael Schumacher offen zu. Die Teams sahen Testfahrten schon immer als das Allheilmittel an. Setupprobleme? Ab auf die Teststrecke. Ein neuer Flap am Frontflügel? Das muss auf 3.000 Kilometern genau untersucht werden. Die Reifen kommen nicht auf Temperatur? Ab geht's für eine Woche Exklusivtest auf die Haus- und Hofstrecke.

Die Zeit der endlosen Testfahrten ist vorbei, Foto: Sutton
Die Zeit der endlosen Testfahrten ist vorbei, Foto: Sutton

Rund 3.000 Dollar verschwenden die Teams pro Testrunde - plus die immense Streckenmiete bei Privattests. Vor Jahren wurde teilweise auf mehreren Kursen parallel getestet. Ferrari fuhr in Fiorano, Mugello und Barcelona um die goldene Ananas. Die Fans hatten nichts davon. Die Teams oftmals auch nicht, wie die unlösbaren Ferrari-Probleme von 2005 beweisen.

Kein Wunder, dass Max Mosley unablässig forderte: Weg mit den Testfahrten! Nun haben sie die Teams mit ihrer Testlimitierung selbst nahezu ausradiert - und natürlich meckern sie jetzt, dass ihnen die Testfahrten fehlen.

Für junge Piloten und Ersatzfahrer ist es sinnvoll, sie bei speziellen Tests oder im Training einzusetzen, alles andere sollte höchstens in Form von Montagstests nach den Wochenenden geregelt werden - eine Rückkehr der Testwochen würde auch ein Comeback der Testteams und des Kostenwahnsinns bedeuten. Und ganz ehrlich: Es ist auch spannender, wenn sich die Teams einmal mit ihrem neuesten Update vertun und die Reihenfolge durcheinander gewürfelt wird.

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