Wie fandest du den Kontrast zwischen McLaren und Lotus?
Heikki Kovalainen: Es war offensichtlich eine große Veränderung, aber die Dinge haben sich schnell verbessert. Es gab einen großen Unterschied zwischen dem ersten Mal, als ich ins Lotus-Werk kam und dem zweiten Mal. Jetzt sieht unsere Basis aus wie bei einem Formel-1-Team. Sie ist nicht so groß wie bei McLaren, aber eine gute Einrichtung. Wir werden letztendlich 200 Leute haben und wir können viele Dinge in-house machen. Für mich war das [der Wechsel] kein großes Problem und ich spürte eine gute Renn-Atmosphäre. Ich kann engen Kontakt zum Personal halten, also gibt es auch Positives im Vergleich zu McLaren.

Was hat dich überzeugt, zu Lotus zu gehen?
Heikki Kovalainen: Es war nicht klar, was für andere Optionen ich hatte. Lotus hatte ein Budget und eine klare Vision, wie sie vorankommen wollten. Das Treffen mit Mike Gascoyne und Tony Fernandes war sehr überzeugend und es fühlte sich wie eine gute Möglichkeit an, von Beginn an bei einem Team zu sein. Hoffentlich machen wir schnell Fortschritte und ich komme in die Position, Vorteile daraus zu ziehen. Vielleicht hätten mir andere Teams kurzfristig bessere Optionen und ein schnelleres Auto geboten, aber mir gefiel die Idee, vom Start an dabei zu sein. Bislang bedaure ich nichts. Ich mag es hier und es sind viele gute Dinge für nächstes Jahr geplant. Wir sollten uns in jedem Bereich verbessern und ein stärkeres Team werden.

Wie sehen die Fortschritte aus?
Heikki Kovalainen: Ich denke, es ist das Richtige, sich jetzt auf nächstes Jahr zu konzentrieren. Wir haben mit der Entwicklung am diesjährigen Auto fast ganz aufgehört, es gibt nur Setup-Arbeit und ein paar Zuverlässigkeits-Dinge, die wir für 2011 mitnehmen können. Das neue Auto beginnt bei null, es wird also völlig anders. Es ist natürlich ein Kompromiss, aber wir versuchen, nächstes Jahr zu maximieren.

Der Unfall mit Mark Webber in Valencia war für Heikki Kovalainen ein Fehler des Australiers, Foto: Sutton
Der Unfall mit Mark Webber in Valencia war für Heikki Kovalainen ein Fehler des Australiers, Foto: Sutton

War dein Unfall mit Mark Webber in Valencia ein Zeichen dafür, wo ihr beispielsweise beim Abtrieb im Vergleich zu den Spitzenteams steht?
Heikki Kovalainen: Nein, ich denke, der Unfall war einfach ein Fehler von Mark. Auch wenn ein Straßenauto vor dir ist, musst du sicherstellen, dass du nicht reinfährst. Mark war überrascht und hat das natürlich nicht absichtlich gemacht, aber ich denke, die Leistungs-Levels auf einer kurzen Strecke wie Ungarn zeigen, wo jeder steht. Sogar die Spitzenteams haben Probleme, mit Red Bull mitzuhalten. Der Unterschied zwischen den Autos ist riesig. Das ist nicht ideal, aber so ist es.

Lewis Hamilton war sehr stark und jetzt ist Jarno Trulli dein Teamkollege, der als superschnell über eine Runde gilt. Wie ist der Vergleich mit ihm?
Heikki Kovalainen: Der ist sehr gut. Ich komme mit ihm aus, er ist sehr schnell, vor allem im Qualifying, aber ich habe ihn in Monaco geschlagen und denke, ich war ebenso oft vor ihm wie er vor mir. Es ist ein enger Kampf und es fühlt sich auf gewisse Weise gut an, wenn man mit Jarno mithalten und ihn schlagen kann. Ich denke, davon kann ich für mich etwas mitnehmen. Aber dieses Jahr habe ich hart an meiner Rennleistung gearbeitet. Voriges Jahr hatte ich oft Reifenprobleme, fiel deswegen zurück und einige der Ergebnisse waren daher nicht so stark, wie sie hätten sein sollen. Dieses Jahr hatte ich aber gar keine Probleme mit den Reifen und ich denke, meine Rennleistungen waren stärker. Das war für mich das Beste an diesem Jahr. Das ist ein Fortschritt und sollte in der Zukunft helfen.

Wo siehst du Cosworth im Vergleich mit anderen Motoren?
Heikki Kovalainen: Ich denke, sie haben starke Arbeit gemacht und wir hatten [mit dem Motor] keine Zuverlässigkeitsprobleme. Was die Kraft betrifft, so sind wir nicht weit von den Besten weg. Das ist keines der Hauptprobleme. Ich denke, sie haben einen guten Job gemacht und arbeiten hart, um jegliches Problem auszuräumen.

Hast du den Rückstand auf die etablierten Teams so erwartet?
Heikki Kovalainen: Es braucht Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Man muss das Auto langsamer fahren, man kann nicht so viel Geschwindigkeit mitnehmen, weil man nicht so viel Grip hat. Wir müssen das einfach hinter uns lassen, das Beste herausholen und bei ein paar Gelegenheiten waren wir ganz gut und recht nahe an den Autos vor uns dran. Red Bull und Ferrari scheinen in einer anderen Liga zu sein, auch im Vergleich zu McLaren. Wir haben viel Arbeit vor uns, aber ich denke, es ist realistisch, dass wir nächstes Jahr das Mittelfeld einholen.

Wie zuversichtlich bist du, dass du 2011 gegen die Force Indias, Toro Rossos, Saubers und Williams kämpfen kannst?
Heikki Kovalainen: Das muss das Ziel sein und wenn wir das nicht schaffen, ist es eine Enttäuschung. Das Team arbeitet hart, damit wir ein Paket haben, das es schafft und ich arbeite hart, da ich weiß, was wir tun und wo wir uns verbessern müssen. Man kann sich nie sicher sein, aber ich bin zuversichtlicher, als ich es zu Beginn der Saison war. Wir müssen auch lernen, wie wir beim Boxenstopp besser werden, denn wir verlieren bei jedem Stopp so zwei bis drei Sekunden. Wenn das Auto nächstes Jahr schneller ist, können wir uns solche Fehler nicht leisten. Wir brauchen auch etwas größere Einrichtungen, damit wir das Auto durch die nächste Saison hindurch entwickeln können, aber ja, ich bin recht zuversichtlich.