Warum haben Sie sich vor vier Jahrzehnten dazu entschlossen, den Bau von Rennsportwagen zu Ihrem Geschäft zu machen? Die Schweiz ist ja nicht gerade der bevorzugte Ort dafür.
Peter Sauber: "Durch meine gelegentlichen Hobby-Einsätze auf einem VW-Käfer und die Bastelarbeiten an diesem Auto bin ich mit der Schweizer Rennsportszene in Kontakt gekommen. Dort habe ich einen Gleichgesinnten kennengelernt, mit dem ich gemeinsam das Projekt zum Bau von zweisitzigen Rennsportwagen entwickelte. Hätten wir unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten geprüft, ob es sinnvoll ist, in der Schweiz Rennsportwagen zu bauen und zu verkaufen, dann hätte die Antwort nur 'nein' lauten können. Aber zum Glück siegt ja nicht immer die Vernunft!

Gab es Momente, in denen Sie aufgeben wollten?
Peter Sauber: Oh ja, davon gab es viele! Vor allem die ersten zehn Jahre waren besonders schwierig, denn es fehlte nicht nur an finanziellen Mitteln, sondern auch an Personal. Wir stiessen auch physisch an unseren Grenzen. Wir haben oft bis tief in die Nacht gearbeitet. Besonders hoch waren die Belastungen beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans, wo man mit allen Vorbereitungen eine Woche lang kaum zum Schlafen kam. Wenn dann die Autos auch noch ausfielen, dann waren wir physisch und psychisch am Ende. Mehr als einmal habe ich von Le Mans aus meine Frau angerufen und ihr gesagt: Jetzt ist Schluss.

In Silverstone holte man Punkte, Foto: Sutton
In Silverstone holte man Punkte, Foto: Sutton

So richtige lange hat die Absicht aber nie gehalten.
Peter Sauber: Nein, wir haben immer weitergemacht. Ich war mir von Beginn an bewusst, dass es - aus ganz unterschiedlichen Gründen - extrem schwierig war, in der Schweiz vom Bau von Rennsportwagen zu leben. Was mich jedoch immer angetrieben hat, war der Wille, vor einer schier unlösbaren Aufgabe nicht zu kapitulieren.

Wie haben Sie damals gearbeitet? Wer hat konstruiert, wer gebaut?
Peter Sauber: Zu Beginn waren wir zu zweit. Beim C1, den wir im Keller meines Elternhauses bauten, stand am Anfang eine ziemlich gute Idee. Denn als Basis für diesen Rennwagen nahmen wir einen Brabham Formel 3 inklusive Motor und Getriebe, und wir konstruierten ein neues, zweisitziges Chassis mit Karosserie. Das Auto war der Konkurrenz klar überlegen. Deshalb konnte ich 1970 auf dem C1 auch die Schweizer Meisterschaft für Rennsportwagen gewinnen. Denn ich war als Pilot sicherlich kein Ausnahmetalent.

Welches war denn die schönste Zeit im Laufe der 40 Jahre?
Peter Sauber: Auf Anhieb bin ich geneigt zu sagen, die erfolgreiche Zeit mit Mercedes. Aber wenn ich heute zurückblicke, dann stehen natürlich die 18 Jahre Formel 1 im Vordergrund. Eigentlich möchte ich nichts herausheben, denn die 40 Jahre waren als Ganzes einzigartig, und auch die schwierigen Zeiten sind ein Teil des Ganzen.

Sie haben Mercedes-Benz zurück in den Motorsport gebracht und BMW die Plattform für den Einstieg als Werksteam in die Formel 1 geboten. Sind Sie stolz darauf?
Peter Sauber: Ja, bin ich schon. Auch darauf, dass ich das aus der Schweiz heraus geschafft habe. Es sind ja doch zwei grosse deutsche Unternehmen mit einer langen Geschichte. Der deutsche Automobil-Club ADAC hat mich dafür 2005 geehrt. Das ist also nicht ganz verborgen geblieben.

Was waren für Sie die sportlichen Höhepunkte der Karriere?
Peter Sauber: In der 'alten' Zeit war es sicher der Gewinn der Sportwagenweltmeisterschaft für Fahrer und Teams 1989 und der Doppelsieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. In der 'Neuzeit' war es der Doppelsieg durch Robert Kubica und Nick Heidfeld 2008 beim Großen Preis von Kanada in Montréal.

Und die Tiefpunkte?
Peter Sauber: Das waren zweifellos die schweren Unfälle von Karl Wendlinger 1994 in Monaco, als er 19 Tage im Koma lag, und der furchterregende Crash von Robert Kubica 2007 in Montréal. Beide Unfälle gingen letztlich glimpflich aus. Robert fährt weiterhin in der Formel 1 und Karl bei den GT-Sportwagen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Peter Sauber: Ich möchte das Team wieder in sichere Bahnen führen und sportlich auf einem guten Niveau etablieren. Wenn mir das gelingt, ist meine Mission erfüllt.