Vier Fahrer gingen mit jeweils zwei Saisonsiegen in das Halbzeitrennen in Silverstone. Red Bull hatte ein klares Ziel: Nach dem Rennen sollte einer der Red-Bull-Piloten drei Siege auf dem Konto haben. Das klappte. Nur ob das Team unbedingt Mark Webber für diese Ehre vorgesehen hatte, muss angesichts der Qualifying-Streitigkeiten um einen neuen Frontflügel zumindest leicht bezweifelt werden.

Nichtsdestotrotz ließ sich Webber mit dem alten Flügel nicht einschüchtern, setzte sich am Start gegen Vettel durch und fuhr zu einem überlegenen Sieg - seinem fünften in der Formel 1. Diesen quittierte Webber im Boxenfunk mit der Aussage: "Nicht schlecht für einen Nummer-2-Fahrer."

In der Pressekonferenz gab er sich gefasster: "Ich habe mein Bestes gegeben, das hat funktioniert und Spaß gemacht." Den Kampf gegen Lewis Hamilton bezeichnete er als spannend. "Das war Riesensport." Durch das Safety Car kam Hamilton noch einmal ran, aber nicht vorbei.

Hamilton war trotzdem zufrieden: "Das ist das Ergebnis unserer harten Arbeit", sagte er. "Das Auto hat sich gut angefühlt, obwohl es nicht ganz so schnell war wie der Red Bull. Wir haben das Beste aus unserem Paket herausgeholt, aber Mark ist phänomenal gefahren. Die Jungs sind so schnell. Ich habe Quali-Runden hingelegt, aber er ist dennoch davon gezogen."

Frust bei Vettel

Für Vettel war das Rennen nach der ersten Kurve so gut wie gelaufen: Lewis Hamilton schlitzte ihm im Duell unbeabsichtigt den Hinterreifen auf, Vettel kam von der Strecke ab, schleppte sich fast eine ganze Runde mit platten Reifen an die Box zurück und handelte sich so fast eine Runde Rückstand ein. Eine Safety-Car-Phase, der Speed des Red Bull und eine einige starke Überholmanöver, unter anderem gegen Michael Schumacher, brachten ihn jedoch zurück in die Punkteränge.

"Im Endeffekt haben wir ein paar Punkte gerettet, das war das Wichtigste", sagte ein enttäuschter Sebastian Vettel. "Lewis hat diesmal geschafft, was ihm in Valencia nicht gelungen ist. Der Reifenschaden war eine große Strafe, weil ich zurück schleichen musste." Dabei beschädigte er sich auch die Aerodynamik seines Autos.

"Am Ende habe ich Sutil noch überholt, aber wenn man gewinnen kann, ist das kein Trost", so Vettel. "Ich habe mir bei ihm schwerer getan, weil der Force India das schnellste Auto auf der Geraden ist, knapp 10 km/h schneller als wir. Ich musste es probieren, wir haben uns berührt, aber es war mit Sicherheit keine Absicht." Sutil war dennoch sauer: "Das war unfair", klagte er. "Sebastian hat mich von der Strecke geschoben, das muss man mit einem Auto nicht machen, das zwei Sekunden schneller ist."

Drittes Mercedes-Podium

An der Spitze konnte nur Hamilton halbwegs die Zeiten von Webber mitgehen, der Brite musste sich jedoch mit Rang 2 zufrieden geben. Hinter ihm freute sich Nico Rosberg über den dritten Podestplatz des Jahres. "Ich hatte einen guten Start, war Vierter und hatte Robert Kubica vor mir. Dann hat mich Ross Brawn genau richtig an die Box geholt und ich bin vorbeigekommen." In den Schlussrunden setzte ihn Jenson Button unter Druck, der sich von Platz 14 nach vorne gearbeitet hatte. Der zweite McLaren-Pilot fuhr beim Heimspiel aber nicht aufs Podium.

Überraschend viele Punkte gab es für Rubens Barrichello als Fünfter und Kamui Kobayashi im Sauber auf Platz sechs. Adrian Sutil verlor Position sieben in der letzten Runde an Sebastian Vettel, der den Force-India-Pilot in den Schlussrunden stark unter Druck setzte, aber bis zum letzten Umlauf keinen Weg vorbei fand.

Dafür war der Mercedes-getriebene Force India auf den Geraden zu schnell - obwohl Vettel in den Kurven alles riskierte und dabei einmal fast abflog. In Runde 52 boxte sich der Titelanwärter dann doch noch irgendwie vorbei. Dahinter belegten Michael Schumacher und Nico Hülkenberg die letzten Punkteplätze. "In den letzten Runden musste ich mich mit einem lädierten Frontflügel und alten Reifen verteidigen", erklärte Schumacher. "Gegen Vettel hatte ich keine Chance. Aber Nico hat unser Potenzial gezeigt. Ich hoffe, dass wir in Hockenheim beide dahin kommen."

Ärger bei Rot

Dicke Luft gab es bei Ferrari. Bereits in der Startphase gerieten sich Felipe Massa und Fernando Alonso ins Gehege. Der Brasilianer humpelte mit einem Reifenschaden an die Box zurück. Sein Rennen war damit gelaufen. Er kämpfte sich zwar noch einmal in Punktenähe, verlor dann aber durch einen Dreher erneut den Anschluss.

Für Alonso war der Ärger damit noch nicht vorbei. Der Spanier überholte Robert Kubica im Renault, kürzte dabei aber innen in der Schikane ab und wurde von der Rennleitung mit einer Drive-Through-Strafe belegt - ausgerechnet in diesem Zeitpunkt kam das Safety Car auf die Strecke, weil Pedro de la Rosa Teile auf selbiger verstreut hatte, und Alonso musste seine Strafe danach absitzen, so dass er ganz ans Ende des Feldes zurückfiel.

Nach Valencia hatte er zum zweiten Mal in Folge Pech bei einer SC-Phase. Damit nicht genug: Im Kampf um Platz 11 zog sich Alonso bei einem Überholmanöver gegen Tonio Liuzzi einen Reifenschaden zu. Der folgende Boxenstopp warf ihn zwei Runden vor Rennende erneut zurück. Für Ferrari gab es in Silverstone keinen einzigen Punkt.