In der mehr als 40-jährigen Geschichte der DTM ist selten zuvor ein Saisonfinale derart kontrovers diskutiert worden wie das diesjährige auf dem Hockenheimring. Die Manöver des neuen Champions Ayhancan Güven gegen Rene Rast und später Marco Wittmann sorgten für regen Austausch unter den Fans und mehr oder weniger fachkundige Meinungen. Fakt ist: Es gab weder für die eine noch die andere Aktion irgendwelche Strafen und Güven krönte sich mit seinem fünften Saisonsieg zum DTM-Meister 2025.
Sicherlich war der Ausgang des DTM-Finales kontrovers und bot Stoff für Diskussionen. Nicht selten gingen Kommentare in den sozialen Medien speziell gegen Güven aber deutlich unter die Gürtellinie und hatten mit einem sachlichen Austausch unter Motorsport-Fans so gar nichts mehr zu tun. Das stieß auch Manthey-Geschäftsführer Nicki Raeder auch noch eine Woche nach dem epischen Finale sauer auf.
Raeder: "Erschreckt, wie unsachlich zum Teil diskutiert wurde"
"Es hat mich erschreckt, wie unsachlich zum Teil diskutiert wurde, und welche Leute sich berufen fühlten, das zu kommentieren - unabhängig vom Reglement und der Faktenlage", sagte der Manthey-CEO im Nachgang zu Motorsport-Magazin.com. "Das waren harte Manöver gegen Rast und Wittmann, ganz klar, aber sie waren dem Reglement entsprechend. Wir wollen kein Demolition-Derby, aber hartes Racing und solche Zweikämpfe wollen wir doch sehen."
Zwei Vorfälle erhitzten die Gemüter: zum einen Güvens Verteidigung gegen den heranstürmenden Rene Rast in der ersten Runde; zum anderen Güvens spektakuläres Duell mit Marco Wittmann im zweiten Schubert-BMW in der letzten Runde, das die Meisterschaft entschied. Wittmann meinte rückblickend, dass die Aktionen gegen ihn zwar "brutal hart am Limit" gewesen sein, aber ebenso nachvollziehbar, weil es um den Titel ging: "Ich hätte es genauso gemacht."
Güven gegen Wittmann: "Manöver hart an der Grenze - beide haben mitgespielt"
Manthey-Rennleiter Patrick Arkenau sagte uns beim IMSA-Finale in Road Atlanta am vergangenen Wochenende: "Anfangs war die öffentliche Wahrnehmung sehr negativ. Das hat sich aber stark gedreht nach Marcos Statement (am Dienstag nach dem Rennen auf Instagram; d. Red.). Das fand ich sehr fair von Marco, und das habe ich ihm auch persönlich gesagt."
Wie Arkenau den entscheidenden Move von Güven gegen Wittmann in der Sachskurve sieht, bei dem der Manthey-Pilot auf der Innenseite halb über die Wiese und mit Kontakt überholte, aber zu jeder Zeit mit einem Teil seines Porsche auf der Strecke war? "Das Manöver gegen Marco war sehr hart. Can wäre aber niemals auf die Wiese gekommen, wenn Marco nicht versucht hätte, auf der Bremse zuzumachen. Marco hat gemerkt, dass er eine Lücke gelassen hat, und ist dann auf der Bremse reingezogen. Das ist 'Moving under Braking', was auch die Argumentation der Rennleitung war."
Arkenau weiter: "Es war die letzte Runde des Rennens und es ging darum, ob ein Fahrer Meister wird oder nicht. Wenn Can es nicht versucht hätte, hätten alle gesagt: 'Der will gar nicht Meister werden.' Das Manöver - das hart an der Grenze war - hat funktioniert, weil beide mitgespielt und sich den Raum zum Überleben gelassen haben." Raeder fügte an: "Can hat das sehr sauber gemacht. Marco hat auch sehr sauber mitgespielt. Er hätte das auch anders lösen können."
Güven gegen Rast: "Verstehe nicht, warum so ein Shitstorm entbrannt ist"
Ebenso heiß diskutiert: Güvens Duell mit Titelanwärter Rast, der nach einem Bombenstart direkt zwei Positionen gewann und sich anschickte, Güven in der Spitzkehre den zweiten Platz streitig zu machen. Der Porsche und der BMW kamen im Zweikampf weit raus, wobei Rast anschließend von anderen Autos getroffen wurde und ausfiel. Zwei Tage zuvor hatte der dreimalige Champion seinen vorläufigen Rückzug aus der DTM bekanntgegeben.
Manthey-Mann Arkenau: "Ich verstehe nicht, warum um das Rast-Manöver so ein Shitstorm entbrannt ist. Can hat Rene weder berührt noch sonst irgendwas. Es war alles innerhalb der beiden weißen Linien. Es war mit Sicherheit ein hartes Manöver. Aber dass Rene das Criss-Cross so versucht und ihn dann jemand anders trifft - was kann Can dafür? Es wäre vollkommen falsch, ihn da in die Pflicht zu nehmen und zu sagen, es sei seine Schuld gewesen."
Güven habe gewusst, wie schnell Rast und sein BMW waren, und "es war klar, dass der Fahrer Meister wird, der das Rennen gewinnt. Can wusste, dass es seine letzte Chance war, so einen Move zu machen". Die Rennleitung untersuchte den Vorfall zwischen Güven und Rast nicht. Beim späteren Duell mit Wittmann untersuchte die Rennleitung den Vorfall - wobei nicht ganz klar ist, welche Aktion genau - verzichtete aber auf Konsequenzen.
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