Lieber Rene Rast,
wenn die Tränen weggewischt sind und du deinen Ausfall-Schock beim Saisonfinale in Hockenheim halbwegs verdaut hast, dann solltest du dir noch einmal gründlich Gedanken machen. SO darf eine DTM-Karriere wie die deine einfach nicht enden.
Der Renngott, wenn es ihn denn gibt, muss sich für dich einen anderen Plan zurechtgelegt haben als den bitterbösen Ausfall in der ersten Runde, nachdem dein BMW in der Spitzkehre abgeräumt wurde. Ein insgesamt unglücklicher Vorfall, der übrigens dem verdienten Titelgewinn von Ayhancan Güven überhaupt keinen Abbruch tun soll.
Ein Crash, der dir nicht nur die zum Greifen nahe vierte Meisterschaft entrissen hat, sondern ganz besonders dein gutes Recht, sich standesgemäß von den Fans zu verabschieden. Die Zuschauer wollten dich entweder mit dem Meisterpokal in der Hand auf dem Podium oder zumindest Donuts drehend im pickepackevollen Motodrom sehen.
Sie wollten keinen Rene Rast sehen, dessen DTM-Karriere herzzerreißend auf dem Beifahrersitz eines Abschleppwagens und dann mutterseelenallein im Truck hockend endet. Du wolltest einfach nur noch weg. Aber du bist seit deinem irren Debüt anno 2016 in Zandvoort die prägende Figur und der erfolgreichste Fahrer der DTM - SO kannst DU nicht abtreten!
Du hattest am Freitag vor den Hockenheim-Rennen selbstständig entschieden, deinen Rücktritt zum Saisonende anzukündigen. Wolltest dich ordentlich von deinem Team und Weggefährten verabschieden. "Vorläufig", denn eine Hintertür für die Zukunft sollte man sich ja immer offenlassen. Jetzt musstest du durch eben jene Hintertür verschwinden.

Vielleicht hattest du dir am Sonntag vor dem Rennstart insgeheim ausgemalt, mit dem vierten Titel abzutreten. Was wäre das für ein Motorsport-Märchen gewesen. Ein runder Abschluss deiner ganz großen DTM-Karriere.
Du schienst beim Start nur so vor Selbstbewusstsein zu strotzen, hast dich vom fünften Startplatz wild bis auf die dritte Position durchgeboxt. Du wusstest, dass du in einem BMW mit Meister-Potenzial sitzt. Dein Teamkollege Marco Wittmann hat das später gezeigt. Dann kam die verdammte Spitzkehre, und hinter dir 20 Autos. Es schepperte und endete für dich in einem Albtraum.
Du hast in deiner Karriere - auf dem harten, harten Weg in die DTM - so manchen Rückschlag erlitten. Diesen hier wirst du genauso abschütteln, wenn die Zeit reif ist.
Und dann wirst du dir den "vorläufigen" Rücktritt hoffentlich noch mal gut überlegen - und schon 2026 wieder am Start stehen, um einen würdigen Abschied in Angriff zu nehmen. Die Fans hätten es verdient. Und deine Karriere auch.



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