Es hätte das berühmte Motorsport-Märchen werden können: Rene Rast befand sich beim DTM-Finale in Hockenheim auf gutem Wege, sich mit dem vierten Titelgewinn zu verabschieden. Der BMW-Pilot hatte am Freitag angekündigt, sich vorerst aus der DTM zurückzuziehen. Doch was äußerst hoffnungsvoll begann, endete in einem Albtraum: Rast schied bereits in der ersten Runde des irren Sonntagsrennens vorzeitig aus.

Dabei war dem 38-Jährigen ein Traumstart von der fünften Position gelungen: Rast machte sofort zwei Positionen gut und schickte sich auf dem Weg in die Spitzkehre an, dem späteren Meister Ayhancan Güven (Manthey-Porsche) den zweiten Platz abzuluchsen. Rast und Porsche-Pilot Güven kamen im harten Zweikampf von der Strecke ab, wobei der BMW-Pilot nach der Rückkehr unglücklich von Ben Green am Heck getroffen wurde. Der Brite hatte seinerseits einen Schubser von Hintermann Jules Gounon (1 Penalty Lap) erhalten.

DTM-Drama in Hockenheim: Rast-Albtraum bei kontroversem Finale! (15:56 Min.)

Rast über Güven: "Komplett unnötig und über dem Limit"

Für Rast war das Rennen wegen der erlittenen Schäden an seinem blauen BMW M4 GT3 Evo vorzeitig beendet. Völlig enttäuscht kehrte der dreifache DTM-Meister auf dem Beifahrersitz eines Abschleppers zurück in die Garage, sein Auto hinten aufgeladen. Ein maximal unschönes, vorläufiges Ende einer DTM-Karriere, die Mitte der Saison 2016 ihren Anfang mit Audi genommen hatte.

"Ich habe Güven überholt und war eigentlich schon vorbei", sagte Rast den Tränen nahe kurz nach dem Aus bei ProSieben. "Er hat etwas versucht, was aussichtslos war. Er hat die Kurve komplett überschossen. Ich musste irgendwann auf die Strecke zurück, dann habe ich einen Schlag von hinten bekommen."

Für Rast war der Verantwortliche für seinen Ausfall eindeutig: "Der Auslöser war natürlich Güven. Das war komplett unnötig und über dem Limit. So rausgenommen zu werden, ist ein Albtraum und frustrierend. Das tut weh!" Schubert-BMW-Teamchef Torsten Schubert meinte: "Güven hat sich vertan, den Bremspunkt nicht gefunden und uns dabei rausgedrückt."

Wittmann verpasst 'Rache' für Rast knapp

Ausgerechnet Rasts Teamkollege, Marco Wittmann, hätte am Ende 'Rache' nehmen können. Der zweifache Champion war vom 17. Startplatz großartig durchs Feld gepflügt und hätte Güven in der letzten Runde beinahe den Sieg abgeluchst - in diesem Fall wäre Lucas Auer (Landgraf-Mercedes) der neue Meister gewesen. Doch Güven schlug zurück und sicherte sich seinen ersten Titelgewinn in der DTM.

"Es tut mir leid für Rene", sagte Wittmann. "Heute wäre schon die Möglichkeit da gewesen. Das Paket (der BMW) war stark. Das ist sehr schade für ihn. Und wenn du dein finales Rennen fährst, geht es nicht nur um den Titel, sondern du möchtest auch zu Ende fahren. Das ist halt leider Gottes manchmal Racing, und diesmal hat es Rene erwischt."

Rast schloss seine vorläufig letzte Saison in der DTM auf dem sechsten Gesamtplatz mit 169 Punkten ab - einen Rang hinter Wittmann (170). Der frischgebackene Meister Güven setzte sich knapp mit 192 Punkten auf seinem Konto durch.