Die Sensation ist perfekt: Ayhancan Güven ist DTM-Champion 2025! Der Manthey-Porsche-Pilot gewann das Sonntagsrennen beim Saisonfinale auf dem Hockenheimring. Es war ein unglaubliches Finish, das in die Geschichtsbücher der DTM eingehen wird, denn: Güven gewann das Rennen mit lächerlichen 0,169 Sekunden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Marco Wittmann (Schubert-BMW).
Der Türke hatte in der allerletzten Runde kurz die Führung an Wittmann verloren, was ihn den Titel hätte kosten können. In den letzten Kurven kämpfte sich Güven aber zurück und überquerte den Zielstrich als Erster. Was für ein Drama vor 102.000 Zuschauern am Wochenende.
DTM Punktestand: DTM Gesamtwertung 2025 als Tabelle
Schwarze Flaggen, Drama, späte Entscheidung
Die Schlussphase im Motodrom entwickelte sich zum absoluten Drama: Die Titelanwärter Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) und Jordan Pepper (GRT-Lamborghini) wurden kurz vor Schluss mit schwarzen Flaggen aus dem Rennen genommen, weil sie zuvor ihre Penalty Laps (unter Gelb überholt) nicht angetreten hatten. Die beiden Strafen brachten Titelanwärter Lucas Auer auf den vierten Platz nach vorne, während Maro Engel das Podest als Dritter komplettierte.
Hätte Wittmann in der letzten Runde Güven überholt und das Rennen gewonnen, wäre stattdessen Auer der neue Meister gewesen. Güven kassierte für den Sieg 25 Punkte und schließt die Saison mit 192 Zählern ab. Mit Platz zwei hätte er 187 Punkte gehabt, während Auer mit 188 seine zweite Vize-Meisterschaft gewann.
Lucas Auer: "Es wurde in die Meisterschaft eingegriffen"
Der Österreicher, der als Spitzenreiter zum Titel-Showdown nach Hockenheim gereist war, sagte mit Blick auf die bestraften Pepper und Aitken, die ihn zuvor während einer Gelbphase überholt hatten: "Das war schade, weil in dem Moment in die Meisterschaft eingegriffen wurde. So scheiße es ist, aber es wurde unter Gelb überholt. Andernfalls (wenn Pepper/Aitken die Penalty Laps absolviert hätten; d. Red.) hätte das Rennen vielleicht einen anderen Rhythmus nehmen können. Ich bin aber nicht nachtragend."
Eine Situation, die im Nachgang noch für Diskussionen sorgen dürfte. Auch im Rennen ging es ab dem Start turbulent zu Gange: Zwei Safety-Car-Phasen unterbrachen das Rennen, ausgelöst durch Rene Rast (siehe unten) und Gilles Magnus, der erstmals als Pole-Setter gestartet war.
Der Aston-Martin-Pilot verlor die Führung während der ersten Boxenstopps an Güven, hielt sich aber lange Zeit auf der zweiten Position. Sieben Minuten vor Schluss erlitt Magnus ein technisches Problem samt Reifenschaden, was Verfolger Wittmann auf den zweiten Platz beförderte – und das epische Schluss-Finale einleitete.

Rene Rast nach Bombenstart ausgeschieden - "Ein Alptraum"
Ein riesengroßes Drama erlebte Rene Rast (Schubert-BMW), der sich gute Hoffnungen auf seinen vierten Titelgewinn machen durfte, bevor er sich zum Saisonende vorerst aus der DTM verabschieden wird. Der BMW-Star hatte von P5 einen Bombenstart hingelegt und griff sogar Ayhancan Güven für Platz zwei an.
In der Spitzkehre war dann Ende: Rast und sein Porsche-Kontrahent kamen weit raus, wobei Rast unglücklich vom heranfahrenden Ben Green am Heck getroffen wurde. Der Brite hatte seinerseits einen Schubser von Hintermann Jules Gounon (1 Penalty Lap) erhalten. Der entstandene Schaden beendete Rasts Titelambitionen.
"Green konnte nichts machen", sagte Schubert-Teamchef Torsten Schubert. "Güven hat sich vertan, den Bremspunkt nicht gefunden und uns dabei rausgedrückt." "Der Auslöser war Güven", sagte Rast den Tränen nahe. "Das war komplett unnötig und über dem Limit. So rausgenommen zu werden, ist ein Alptraum und frustrierend. Es tut weh."
Weitere Infos in Kürze
DTM-Finale in Hockenheim: So lief das Rennen am Sonntag
Die Startaufstellung: Im Qualifying sicherte sich sensationell Gilles Magnus im Aston Martin von Comtoyou Racing die Pole Position. Das Hauptaugenmerkt galt aber zweifelsohne dem Titelkampf, wo sich noch ganze sieben Piloten vor dem Rennstart Chancen ausrechnen konnten. Bestplatzierter dieser Fahrer war Ayhancan Güven (Manthey-Porsche) auf Rang zwei, der in der Gesamtwertung P5 (167 Punkte) mit acht Zählern Rückstand auf den Führenden Lucas Auer (175 Punkte) belegte. Auer startete seinerseits von Rang neun.
Daneben befanden sich auch noch Jack Aitken (P4 im Qualifying, 162 Punkte), Rene Rast (P5 im Qualifying, 169 Punkte), Jordan Pepper (P8, 164 Punkte), Thomas Preining (P11, 172 Punkte) und Maro Engel (P15, 168 Punkte) im Titelkampf. Mehr oder weniger unbeteiligt am Titelkampf befanden sich außerdem die Aitken-Teamkollegen Ben Green und Thierry Vermeulen auf den Startplätzen drei und zehn, Engel-Teamkollege Jules Gounon auf Rang sechs, sowie Morris Schuring als Teamkollege von Preining und Güven auf Startplatz sieben innerhalb der Top-10.
Der Start: Magnus behielt beim Start die Führung vor Güven. Dahinter ging Rast direkt an Green vorbei und setzte anschließend seinen Titelrivalen Güven unter Druck. In der Parabolika-Kurve setzte sich Rast neben seinen Vordermann. Güven ließ sich schließlich in der Spitzkehre auf der Innenbahn weit raustreiben, wodurch auch Rast weit rauskam. Als Rast versuchte auf die Ideallinie zurückzukehren, wurde der dreifache Champion von Green getroffen, der seinerseits einen Schubser von Gounon hinter sich erhielt. Das Ende der Titelhoffnungen für Rast! Der BMW-Werksfahrer musste seinen Boliden abstellen, auch Green beendete das Saisonfinale vorzeitig. Gounon erhielt eine Penalty-Lap-Strafe für den Vorfall.
Auch dahinter im Feld kam es zu zahlreichen Kontakten. So wurde etwa Timo Glock von Arjun Maini gedreht, konnte aber weiterfahren. Maini musste für diesen Kontakt sogar ganze drei Penalty Laps absolvieren. Die Vorfälle lösten eine Safety-Car-Phase aus. Profiteure des Chaos waren ausgerechnet die anderen Titelkandidaten. Aitken belegte nun P3 unmittelbar vor Pepper und Auer. Auch Preining arbeitete sich auf P7 vor. Zu diesem Zeitpunkt wäre Güven DTM-Champion gewesen.
Die erste Rennhälfte: Beim Restart überholte Preining schließlich Tom Kalender, womit fünf der verbliebenen sechs Titelkandidaten direkt hintereinander auf den Rängen zwei bis sechs lagen! Nachdem sich das Feld zunächst sortiert hatte, folgte im Anschluss das erste Boxenstopp-Fenster. Großer Profiteur war hierbei Marco Wittmann (Schubert-BMW), der sich mit einer Undercut-Strategie plötzlich von Rang neun in den Kampf um den Sieg katapultierte und nun P3 belegte.
Maro Engel kam hingegen von P12 mit starker Pace und einer Overcut-Strategie nach vorne geschossen. In der Boxengasse überholte der Routinier schließlich noch Pepper, der einen langsamen Stopp hatte und lies im Boxenstopp-Fenster zudem auch Auer und Preining hinter sich. Auch Güven entschied sich für eine Overcut-Strategie und blieb im Anschluss vor Magnus! Die Top-10 zu diesem Zeitpunkt: Güven, Magnus, Wittmann, Aitken, Engel, Pepper, Auer, Kalender, Feller, Preining. Somit lag Güven weiterhin auf Kurs Richtung Titel.
Der weitere Rennverlauf: Das Rennen um den Titel blieb eine Zitterpartie. Die ersten fünf Piloten trennten in der 20. Runde, 20 Minuten vor dem Ende, nicht einmal drei Sekunden! Dahinter lagen Pepper und Auer mit weiteren rund zweieinhalb Sekunden Rückstand auch noch in Schlagweite. In der 22. Runde öffnete schließlich das zweite, sechsminütige Boxenstopp-Fenster. Noch bevor er zum Boxenstopp kommen konnte, wurde es aber ein bitterer Nachmittag für die Überraschung Gilles Magnus. Weiterhin auf P2 liegend erlitt der Belgier einen Reifenschaden und musste seinen Boliden auf der Strecke abstellen.
Bei den anschließenden Boxenstopps legte Engels Winward-Mercedes-Mannschaft erneut eine starke Leistung hin, wodurch er an Aitken an der Box vorbeigehen konnte. Bei Grasser-Lamborghini rund um Pepper lief der Stopp hingegen erneut nicht ideal, wodurch Auer zunächst vorbeiging. In der Parabolika-Kurve konnte sich Pepper die Position aber wieder zurückholen, nachdem er am Funk angewiesen wurde, um sein Leben zu kämpfen.
Gleichzeitig holte sich auch Aitken die Positionen gegen beide Piloten auf wärmeren Reifen zurück, nachdem Pepper und Auer zunächst direkt vor ihm auf die Strecke zurückgekehrt waren. Genau diese Überholmanöver führten aber zu Problemen für Aitken und Pepper, da in der Parabolika-Kurve aufgrund des gestrandeten Magnus gelbe Flaggen geschwenkt wurden.
An der Spitze behielt Güven derweil auch nach seinem Stopp die Führung vor Wittmann und Engel. Dabei konnte sich Güven nun klar von Wittmann absetzen, der seinerseits zunehmend von Engel unter Druck gesetzt wurde. Nach 26 Runden und sieben Minuten vor dem Schluss führte Güven mit mehr als vier Sekunden Vorsprung. Doch erneut nahmen die Dinge in Hockenheim eine Wendung. Die Rennleitung entschied sich nämlich schließlich doch aufgrund von Magnus‘ Aston Martin eine weitere Safety-Car-Phase auszurufen. Aufgrund der Unterbrechungen wurde das Rennen um zwei Runden verlängert.
Während der Safety-Car-Phase wurde schließlich das Ende zweier weiterer Titelträume offiziell. Aitken und Pepper erhielten für ihre Überholmanöver unter Gelber Flagge beide jeweils drei Penalty-Lap-Strafen. Nach dem Restart rund dreieinhalb Minuten vor dem Ablauf der Rennzeit und den Strafen führte Güven somit nun virtuell vor Wittmann, Engel, Auer, Kalender und Preining. Tatsächlich blieb diese Reihenfolge virtuell, da sich Aitken und Pepper weigerten, ihre Penalty Laps zu absolvieren und ihre Rennen auf P4 und P5 unbeeindruckt fortführten.
Währenddessen sah sich Güven zunehmend Druck durch Wittmann ausgesetzt. Dahinter verlor Engel mit eineinhalb Sekunden Rückstand leicht den Anschluss an das Top-Duo. Wichtig war hier: Mit den Strafen für Aitken und Pepper würde Güven P2 nicht zum Titel reichen, sondern Auer den langersehnten Triumph als Vierter feiern. Doch Güven hielt sich Wacker vor Wittmann. Während Aitken und Pepper für ihre ignorierten Penalty Laps beide die Schwarze Flagge gezeigt bekamen, überquerte Güven mit 0,701 Sekunden Vorsprung auf Wittmann Start/Ziel auf dem Weg zur letzten Runde.
Doch Wittmann schaffte es noch! Auf der Geraden zwischen Kurve acht und neun setzte sich Wittmann neben Güven und ging vorbei. Doch Güven hatte noch eine letzte Attacke im Köcher. Auf der Innenseite der Sachskurve drückte sich Güven mit einem aggressiven Manöver, bei dem er kurzzeitig aufs Gras fahren musste, an Wittmann vorbei. Wittmann blieb dran, doch Güven sicherte sich um 0,169 Sekunden den Sieg und krönte sich zum DTM-Champion 2025!

diese DTM Rennbericht