Gut eine Woche nach dem dramatischen DTM-Saisonfinale in Hockenheim haben sich die Wogen etwas geglättet. Über das epische Duell zwischen dem neuen Champion Ayhancan Güven und Marco Wittmann wird aber weiterhin ausgiebig diskutiert. Der BMW-Pilot selbst, der das Rennen hinter Güven als Zweiter beendet hatte, bewertete die Situation noch einmal mit etwas Abstand.
Interessant: Wittmann habe während des Rennens überhaupt nicht gewusst, dass Konkurrent Güven unbedingt den Sieg brauchte, um die Meisterschaft zu gewinnen. Wäre der Manthey-Porsche-Pilot nur als Zweiter ins Ziel eingelaufen, hätte Lucas Auer (Landgraf-Mercedes) nach Punkten den Titel gewonnen.
Wittmann: "Dass es für Güven um alles ging, wusste ich nicht"
"Ich hatte keine Ahnung von der Punkte-Situation", sagte Wittmann am vergangenen Wochenende beim IMSA-Saisonfinale in Road Atlanta zu Motorsport-Magazin.com. "Vielleicht war das auch ganz gut so. Für mich ging es ja nicht mehr um die Meisterschaft, ich wollte einfach das Rennen gewinnen. Dass es für ihn um alles ging, wusste ich in dem Moment nicht."
Ehrliches Statement von Wittmann, der 2014 und 2016 die DTM-Meisterschaft gewann: "Ich kann die Situation nachvollziehen. Wenn du in der letzten Runde angreifen musst und der Titel davon abhängt, versuchst du alles. Ich hätte es wahrscheinlich genauso gemacht. Es war für ihn: Sieg oder nichts."
Wittmann kann Güvens Fahrweise nachvollziehen
Wittmann hatte sich bereits am Dienstag nach Hockenheim auf seiner Instagram-Seite reflektiert zu Wort gemeldet und damit etwas Dampf aus den teilweise deutlich überhitzten Diskussionen herausgenommen. "In meinem Post habe ich geschrieben - und das meine ich auch so - dass ich nachvollziehen kann, warum er so attackiert hat", sagte der BMW-Werksfahrer, der in Road Atlanta mit dem BMW-Prototypen den elften Platz belegte.
Wittmann, der nach einer Kollision mit Ex-Champion Mirko Bortolotti am Samstag in Hockenheim keine Titelchance mehr im abschließenden Rennen besaß, weiter über Güven: "Ich habe auf Instagram geschrieben, dass er für mich trotzdem gewissermaßen ein verdienter Sieger ist. Er hat fünf Rennen gewonnen, im Finale abgeliefert, unter Druck performt - und das muss man anerkennen. Deshalb habe ich ihm auch gratuliert."
Ob er die Gangart von Güven - eine harte Attacke eingangs des Motodroms, die Wittmann in Richtung der Mauer drückte und das entscheidende Überholmanöver in der Sachskurve halb über die Wiese - unabhängig vom Titelkampf rückblickend in Ordnung fand? "Die Aktion war brutal hart am Limit. Es gibt zwei Sichtweisen. Ich finde, das ist schwer zu beurteilen", meinte Wittmann, der sich über den Winter einen grundsätzlichen Austausch über die Fahr-Standards in der DTM wünschte.
BMW-Boss Roos: "In so einer Situation hätte das jeder Fahrer gemacht"
BMW-Motorsportchef Andreas Roos meinte zu Motorsport-Magazin.com: "Es war mit Sicherheit hart und grenzwertig. Aber in einer Meisterschaftsentscheidung ist das irgendwo auch gerechtfertigt. Ich würde nicht einmal sagen, dass die Szene in der Sachskurve das Grenzwertigste war - sondern eher der Moment beim Einbiegen ins Motodrom, als Marco schon sehr nah an der Mauer war. Aber: Güven wusste, dass er vor Marco ins Ziel kommen musste, um den Titel zu gewinnen. In so einer Situation hätte das jeder Fahrer gemacht."
Wittmann sprach am Ende auch das aus, was sich viele insgeheim im Fahrerlager dachten: "Ich wäre jedenfalls nicht gern in der Position der Rennleitung gewesen. Egal, was du entscheidest - du machst es keinem recht. Das ist der Worst Case."
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