Die erhitzten Gemüter haben sich zwei Wochen nach dem kontrovers diskutierten DTM-Saisonfinale in Hockenheim inzwischen beruhigt. Nun geht es den Beteiligten darum, die richtigen Schlüsse aus dem Kampf zwischen Marco Wittmann (Schubert-BMW) und dem frischgebackenen Champion Ayhancan Güven (Manthey-Porsche) zu ziehen.
"Das Thema 'Driving Standards' und Konstanz der Strafen sollte man im Winter noch einmal aufarbeiten", meinte der zweifache DTM-Meister Wittmann im Nachgang zu Motorsport-Magazin.com. "Ich bin da offen für den Austausch. Ich will das gar nicht kritisieren, nur: Wir müssen daran arbeiten."
Wittmann: "Ich wäre nicht gern in der Position der Rennleitung gewesen"
Dass die Rennleitung um Race Director Sven Stoppe gerade in Hockenheim - noch dazu in der letzten Runde, in der die Meisterschaft entschieden wurde - keine einfache Aufgabe hatte, war Wittmann durchaus bewusst: "Ich wäre jedenfalls nicht gern in der Position der Rennleitung gewesen. Egal, was du entscheidest - du machst es keinem recht. Das ist der Worst Case."
Im Fahrerlager ist man sich einig: Dem erfahrenen Stoppe und seinen Kollegen steht an jedem Rennwochenende eine Herausforderung auf höchstem Niveau bevor in der DTM, wo professionelle Teams und fast ausschließlich Profi-Rennfahrer andauernd die Grenzen austesten. Über das verhängte Strafmaß wurde in der abgelaufenen Saison eher selten, aber doch bei gewissen Vorfällen debattiert - ganz besonders im Falle von Güven und Wittmann.
Rückkehr der Race Consultants in die DTM?
Wittmann, der soeben seine 13. Saison in der DTM als BMW-Werksfahrer absolviert hat, brachte in diesem Zuge eine Möglichkeit ins Spiel, die es schon in der Vergangenheit der Traditionsserie gegeben hat: Fahrer-Rennberater (Race Consultant), die die Rennleitung bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Zu Hersteller-Zeiten wurde diese Aufgabe regelmäßig unter anderem BMW-Veteran Dirk Adorf, Audi-Ikone Frank Biela oder Bernd Mayländer von Mercedes-AMG zuteil.
"Das habe ich auch schon vorgeschlagen", sagte Wittmann. "Ein erfahrener Rennfahrer, der neben dem Rennleiter sitzt, wäre extrem hilfreich. Jemand mit aktuellem Bezug, der die Situationen aus Fahrersicht versteht - aber markenunabhängig oder nicht mehr so stark an einen Hersteller gebunden ist. Das hatten wir früher schon in der DTM, und das hat gut funktioniert."
Die Liste an Namen, die für diesen Job infrage kämen, ist überschaubar. Ins Profil passen würde der langjährige Audi-Werksfahrer Markus Winkelhock, der GT3-Autos bestens kennt, in der GT3-Ära der DTM einen Gaststart absolvierte und bei den Rennwochenenden im Auftrag von DTM-Partner Schaeffler ohnehin vor Ort ist. Oder auch bzw. wieder Nürburgring-Veteran Adorf, der weiter beim 24-Stunden-Rennen in der Eifel aktiv ist und auf riesengroße Erfahrung zurückblickt.
Manthey-Porsche: "Ein Race Consultant ist hilfreich"
Neben Wittmann macht sich auch Güvens Manthey-Team ebenfalls seit geraumer Zeit für eine Rückkehr der Fahrer-Rennberater stark. "Ein Race Consultant ist hilfreich, weil er aus der Perspektive eines Rennfahrers weiß, wie sich die Situation anfühlt", sagte Manthey-Rennleiter Patrick Arkenau. "Es muss jemand sein, der mit solchen Autos gefahren ist und weiß, was damit möglich ist."
Arkenau weiter: "Es sind Menschen, die eine Entscheidung treffen aufgrund der Fakten, die ihnen vorliegen. Man muss also schauen, dass man diesen Menschen die bestmögliche Hilfe gibt. Das heißt nicht, dass ein Race Consultant jede Entscheidung trifft. Aber, dass er ein weiteres Instrument ist, um möglichst faire und konsistente Entscheidungen treffen zu können."
Wichtig sei aus Sicht von Arkenau, dass Renndirektor Stoppe ein Mitspracherecht bei der Wahl habe gut mit dem potenziellen Fahrer-Berater harmoniere: "Das muss ein Team sein. Sonst funktioniert es nicht".



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