Es war ein Strategie-Coup mit Ansage: Rene Rast (Schubert-BMW) hatte Motorsport-Magazin.com kurz vor dem Sonntagsrennen der DTM in Oschersleben den entscheidenden Hinweis gegeben. "Wir versuchen heute eine andere Strategie", verriet er in der Startaufstellung. "Erinnere dich mal daran, was wir in Imola gemacht haben."
Das war nicht schwer herauszufinden: Eine Woche vor dem DTM-Auftakt stürmte Rast beim WEC-Rennen in Italien mit seinen BMW-Teamkollegen Sheldon van der Linde und Robin Frijns dank einer geschickten Offset-Taktik vom 13. Startpatz bis aufs Podest. Die BMW-Crew wählte einen Boxenstopp so, dass der BMW M Hybrid V8 an die Spitze des Feldes gespült wurde, um die wichtige Track-Position zu nutzen, zwischenzeitlich führte und am Ende Zweiter wurde.
Ähnliches Spiel jetzt bei Rast in Oschersleben: Von Startplatz 15 wartete seine Schubert-BMW-Crew bis zur letzten Minute mit dem ersten Pflicht-Boxenstopp, um dadurch Rast in die Führungsgruppe zu bringen. Mit einem frischen Satz Reifen, den er sich nach seinem frühen Ausfall am Samstag aufsparen konnte, hatte er sich bis zum ersten Stopp bereits auf P9 nach vorne gekämpft und in Stellung gebracht. Während die meisten Konkurrenten zu ähnlichen Zeiten ihre Reifen wechseln ließen und im Verkehr Zeit verloren, konnte Rast in 'Clean Air' praktisch Quali-Runden abspulen - wie in Imola!
Rene Rasts Podest-Hoffnungen durch DTM-Neuerung begraben

"Es hat irre viel Spaß gemacht, von so weit hinten wieder nach ganz vorne zu fahren. Gerade der erste Stint war enorm gut", freute sich Rast im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Außerhalb der Top-10 gestartet war er laut Reglement nicht gezwungen, mit seinem Qualifying-Reifensatz zu starten, sondern konnte sich für den ersten Stint nagelneue Pneus aufziehen lassen. "Wir sind einfach weitergefahren, weil wir die frischeren Reifen hatten für einen Overcut."
Nach dem ersten Pflicht-Reifenwechsel fand sich Rast somit plötzlich auf Platz zwei wieder, ganze 13 Plätze vor seiner Startposition. Ayhancan Güven (Manthey-Porsche) zog zwar an der Spitze mehr und mehr davon. Doch Rast profitierte vom Oschersleben-Kurs, der nur wenige Überholchancen bietet, und ließ den Verfolgern um Pole-Setter Jules Gounon (Winward-Mercedes) zunächst keine Chance für einen Angriff.
Dass der Schubert-Pilot letztlich doch nicht auf dem Podest landete, 'verdankte' er der DTM-Neuerung für den Rennsonntag. "Ich bin ein bisschen das Opfer der neuen Zweistopp-Strategie geworden", bestätigte Rast. Zur Erinnerung: Ab dieser Saison müssen die Fahrer im Sonntagsrennen zwei Pflicht-Boxenstopps abhalten.
Reifenwechsel Nummer zwei zerschoss alle Podest-Hoffnungen beim dreifachen DTM-Champion: Als Zweitplatzierter kam Rast im Führungsquartett mit Güven, Gounon und Jordan Pepper (GRT-Lamborghini) in die Box. Alle drei Konkurrenten legten einen Top-Stopp mit gut sieben Sekunden hin. Nur bei Rast brauchte die Schubert-Crew zwei Sekunden länger und der 38-Jährige musste zuschauen, wie Gounon und Pepper in der Pit Lane vorbeiziehen. "Leider hat es hinten und vorne links ein bisschen gehakt beim Boxenstopp - das erste Mal seit zweieinhalb Jahren", machte der Fahrer seinem Team allerdings keinen Vorwurf.
WEC-Taktik funktioniert bei Rast und DTM-Teamkollege Marco Wittmann

Als Vierter kam Rast wieder auf die Strecke und wurde sogleich noch von Manthey-Pilot Thomas Preining überholt, dessen Reifen nach einem eine Runde früheren Stopp bereits aufgewärmt waren. Den fünften Platz konnte Rast immerhin ins Ziel bringen und elf Punkte nach seinem technischen Defekt im Samstagsrennen mitnehmen. "Platz 5 hätten wir vor dem Rennen unterschrieben", resümierte Rast für das Oschersleben-Wochenende, das wegen der verwinkelten Strecke für den BMW bekanntermaßen kein leichtes Pflaster ist.
Auch viele Plätze machte Marco Wittmann im zweiten Schubert-BMW gut. Für den 35-Jährigen ging es von P13 bis auf P6 hinter Rast vor. "Wir haben gute Arbeit geleistet, die Jungs, die Mechaniker und die Ingenieure. Wenn du im Qualifying gestern auf P11, heute auf P13 und P15 stehst, dann war das das Maximale der Gefühle", bilanzierte Wittmann.
Auch bei ihm griff Schubert Motorsport zu Rasts berüchtigter Imola-WEC-Taktik, mit frischen Reifen im ersten Stint einen Overcut zu versuchen. Auch dieser ging auf, Wittmann wanderte von P14 auf P6 vor. "Die Jungs haben einen richtig guten ersten Boxenstopp hingelegt. Das hat uns nach vorne gespült", so Wittmann glücklich darüber, dass der Kniff aufgegangen ist und Schubert-BMW ein befürchtetes Debakel beim großen Heimspiel verhindern konnte.
Rene Rast war in Imola nicht der einzige deutsche WEC-Pilot, der es auf das Podest geschafft hatte. Auch Mick Schumacher stürmte mit Alpine als Dritter auf das Treppchen. Wie Alpine das gelang, erklärt euch Robert im folgenden Video:
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