Die DTM-Sensation ist perfekt: Ab der Saison 2025 wird der neue Ford Mustang GT3 das Starterfeld bereichern. Das bisherige Mercedes-Kundenteam HRT wird zwei der bulligen 5,4-Liter-V8-Boliden an den Start führen. Ford feiert damit seine Rückkehr in die DTM nach mehr als 30 Jahren und bislang 34 Siegen zwischen 1984 und 1994.

Das Team des früheren DTM-Piloten Hubert Haupt hat sich mit Ford Performance auf eine langfristige Partnerschaft in Europa geeinigt, die ein umfangreiches und werksunterstütztes Programm umfasst. Neben der DTM zählen auch das 24h-Rennen Nürburgring mit zwei Werks-Autos, die NLS-Serie, das ADAC GT Masters sowie die GT World Challenge zum Einsatzgebiet für den HRT-Mustang.

DTM, HRT, Ford Mustang, Präsentation
HRT wechselt 2025 zu Ford Performance, Foto: HRT Ford Performance

Uli Fritz: "Wechsel zu Ford keine Entscheidung gegen Mercedes-AMG"

"Der Wechsel zu Ford bedeutet einen Aufbruch zu neuen Ufern, war aber keine Entscheidung gegen Mercedes-AMG", erklärt HRT-Geschäftsführer Uli Fritz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Es ist durchaus möglich, dass wir im einen oder anderen Wettbewerb weiterhin Mercedes-AMG GT3 einsetzen, aber nicht mehr mit Werksunterstützung."

HRT mit Sitz im Drees am Nürburgring zählte seit seiner Gründung im Jahr 2020 zu den größten Kundenteams der Affalterbacher, die nun eines ihrer Top-Teams in der DTM verloren haben. HRT-Mercedes gewann in der Saison 2021 mit Maximilian Götz die Meisterschaft und setzte zuletzt auf die AMG-Fahrer Luca Stolz sowie Arjun Maini. Mit dem Titelkampf hatte HRT in der abgelaufenen Saison nichts zu tun, verhalf Mercedes-AMG aber zum Gewinn der Marken-Meisterschaft.

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Der Ford Mustang GT3 gab sein Renndebüt 2024, Foto: HRT Ford Performance

HRT besitzt Exklusiv-Recht für DTM-Einsatz mit Ford Mustang GT3

Die Gespräche mit Ford Performance haben laut Fritz im Sommer dieses Jahres an Fahrt aufgenommen, wobei die US-Amerikaner den ersten Schritt unternommen hätten. Höchst attraktiv für das Haupt Racing Team: In der DTM, auf der Nordschleife sowie in der Pro-Wertung der GT World Challenge wird kein anderes Team den Ford Mustang einsetzen, der 2024 sein GT3-Renndebüt sowie sein 60-jähriges Serienjubiläum gefeiert hat.

"Entsprechend sind wir in die Entwicklung eingebunden, darunter die Nordschleifen-Adaption und die Weiterentwicklung des Autos mit Blick auf die Pirelli-Reifen", führt der frühere Mercedes-DTM-Teamchef Fritz aus. "Der Fokus lag bisher eher auf der WEC und auf der IMSA. Dieser Punkt war sehr reizvoll für uns. Wir haben uns unter anderem bei Simulationen weiterentwickelt und waren sehr ingenieursgetrieben unterwegs. Solch eine Weiterentwicklung wäre bei Mercedes-AMG nicht möglich gewesen, weil das Produkt neun Jahre alt und ausgereift ist."

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Der Mustang ist der am meisten verkaufte Sportwagen der Welt, Foto: HRT Ford Performance

Ford Mustang GT3: Nach Problemen aufs Podium in Le Mans

Seinen bisher größten Erfolg errang der neue GT3-Mustang mit einem Klassenpodium bei den 24 Stunden von Le Mans, unter anderem in den Händen des früheren DTM-Fahrers Dennis Olsen. In der WEC/Le Mans sowie in der GT World Challenge setzte bislang nur das deutsche Team Proton Competition den V8-Klassiker ein. Der Mustang hatte gewisse Anlaufschwierigkeiten und musste relativ frühzeitig technisch überarbeitet werden, nachdem sich mehrfach die Heck-Diffusoren verselbstständigt hatten.

Ist es nicht ein Risiko, vom komplett ausgereiften Mercedes-AMG GT3 zu einem relativ neuen Fahrzeug zu wechseln, dessen Fokus bislang im US-Motorsport lag? Fritz kämpferisch: "Wir wissen, wer hinter dem Projekt steht, nämlich Multimatic. Die arbeiten mit Porsche in der WEC zusammen und haben mit dem Ford-GT schon einmal ein dominantes Auto für Le Mans entwickelt. Kinderkrankheiten haben wir bei vielen neuen Autos gesehen. Es gibt immer ein Risiko, aber ich habe das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen. Daraus entstehen Chancen, und das macht ja auch den Reiz des Motorsports aus."

Dass sich bei Mercedes-AMG nach einer internen Neuaufstellung die Entwicklung des neuen GT3-Fahrzeuges in die Länge zieht, habe laut Fritz ebenso eine Rolle für den Teamwechsel zu Ford gespielt. Auch, dass die Marke mit dem Stern derzeit nicht im ACO-Kosmos mit Serien wie der WEC/Le Mans oder European Le Mans Series vertreten ist. Fritz: "Eines nach dem anderen. Ford hat ein Team (Proton; d. Red.) in diesem Bereich. Der Zugang zur European oder Asian Le Mans Series ist aber sicherlich sinnvoll."

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Multimatic hat den neuen Ford Mustang GT3 entwickelt, Foto: HRT Ford Performance

Wer fährt für HRT-Ford? Wiedersehen mit alten Weggefährten

HRT plant seinen großen Ford-Aufschlag laut Fritz mit sechs bis acht Autos in den verschiedenen Rennserien. Mit welchen Fahrern HRT in der DTM und Co. antritt, sei bislang kein Thema gewesen: "Wir werden eigene Fahrer haben und welche von Ford." Zum aktuellen Ford-Werkskader zählen mit Ex-DTM-Champion Mike Rockenfeller und den 24h-Nürburgring-Siegern Christopher Mies und Dirk Müller auch drei Fahrer aus Deutschland.

"Die bisherigen Erfolge des Haupt Racing Teams in der DTM und anderen Rennserien sind eine starke Referenz für den Mustang GT3", sagt Ford-Motorsportchef Mark Rushbrook. "Mit dieser Zusammenarbeit bauen wir nicht nur das Mustang-Rennprogramm für 2025 weiter aus, sondern stärken auch unsere globale Position im GT3-Rennsport und erschließen uns neue Serien und Zielgruppen rund um den Globus."

Ford-Rückkehr in die DTM nach mehr als 30 Jahren

Motorsport-Fans werden der Rückkehr von Ford in die DTM sicherlich entgegenfiebern, nachdem schon ab Ende der 80er-Jahre die Brüder Gerd und Jürgen Ruch mit einem Mustang 5.0 GT für Furore gesorgt haben. Zwischen 1984 und 1994 feierte Ford 34 Siege in der DTM und gewann durch Klaus Ludwig (1988) sogar die Meisterschaft mit einem Sierra XR4Ti. Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring blickt Ford auf fünf Gesamtsiege zurück - und startet mit dem GT3-Mustang und HRT 2025 zum nächsten Aufgalopp.

Der ADAC als DTM-Promoter darf sich unterdessen über mindestens eine weitere Marke im Starterfeld freuen, nachdem die Zukunft von Audi eher düster aussieht. Zum HRT-Ford-Deal passt: ADAC-Motorsportchef Thomas Voss und ADAC-Sportpräsident Dr. Gerd Ennser statteten zuletzt dem Saisonfinale der US-Sportwagenmeisterschaft (IMSA) in Road Atlanta einen Besuch ab - auch, um bei den US-Herstellern vorzufühlen.

Voss zu Motorsport-Magazin.com: "Wir haben unter anderem mit John Doonan (IMSA-Präsident) und Hersteller-Vertretern gesprochen. Ich sage es mal so: Wenn ich die DTM anspreche, wissen alle, was gemeint ist. Die Amerikaner und auch die Japaner wissen um die 40-jährige Tradition der DTM, und der aktuelle Sport hilft ebenso."

Du willst wissen, was genau unter der Haube des neuen Ford Mustang GT3 steckt? Dann lies jetzt unseren Technik-Check mit allen Hintergründen:

Ford Mustang GT3 2024: Technische Spezifikationen

MOTOR5,4-Liter Coyote V8-Saugmotor
Bosch Motorsport MS6.4 Steuergerät
Trockensumpfschmiersystem
Kardanwelle aus Karbon
Vier-Scheiben AP Racing Kupplung
Sechsgang-Xtrac-Renngetriebe mit ESA-Schaltung
MEGA-line E-Clutch-Betätigung
CHASSISVollständig abnehmbare vordere und hintere Hilfsrahmen
Doppelquerlenker-Aufhängung vorne und hinten
Fünffach einstellbare Multimatic DSSV-Dämpfer
Alcon-Bremsscheiben, Bremssättel und einstellbare Pedalbox
Bosch Motorsport M5 ABS
18-Zoll American Racing Aluminiumfelgen
EXTERIEURHochentwickeltes Aerodynamikpaket gemäß GT3-Reglement
Schnellwechsel-Karosserieteile aus Karbonfaser
INTERIEURMaßgefertigter Recaro-Rennsitz, FIA-konform
Integrierter, FIA-konformer Überrollkäfig
MoTeC C187 Armaturenbrett-Datenlogger
Bosch Motorsport CAS-M Kollisionsvermeidungssystem