Nach 23 gemeinsamen Jahren endet das Kapitel zwischen Mattias Ekström und Audi. Der erfolgreichste Rennfahrer in der Geschichte der Ingolstädter zählt 2025 nicht mehr zum Werksaufgebot, das in Folge eines Vorstandsbeschlusses zusammen mit dem erweiterten Kundensport-Support ohnehin eingestellt wird. Da auch das Dakar-Projekt nach drei Jahren und dem diesjährigen Gesamtsieg eingestampft worden ist, gibt es für Ekström keine sportliche Betätigungsmöglichkeit mehr.

Der Abschied des 46-Jährigen fällt wohl letztendlich auf den geplanten Einstieg von Audi in die Formel 1 zur Saison 2026 zurück. Mitte 2023 hatte der Audi-Vorstand um den inzwischen entlassenen CEO Markus Duesmann entschieden, die bisherige Kundensportunterstützung sowie jeglichen Werkssport wegzurationalisieren, um den vollen Fokus auf den äußerst kostspieligen F1-Einstieg zu richten. An diesem Beschluss war auch Technikvorstand Oliver Hoffmann beteiligt, der inzwischen ebenfalls nicht mehr für Audis F1-Projekt tätig ist.

Mattias Ekström verlässt Audi: Emotionales Karriere-Video (02:52 Min.)

Ekström wünscht Audi viel Glück in Formel 1: "Ihr werdet es brauchen"

Wer Ekström kennt, der weiß, dass er seine Worte stets wohl überlegt und gut beraten gewählt hat. In einem von ihm selbst veröffentlichten Abschieds-Video schloss der Schwede mit einem Satz, der einen Hinweis auf seine Gedanken zu Audis Formel-1-Projekt geben könnte. "An Audi: Nur das Beste und viel Glück in der F1", sagte Ekström, und schob nach einer kurzen Sprechpause hinterher: "Ihr werdet es brauchen."

Der Weg der Ingolstädter in Richtung der Königsklasse des Motorsports war bisher eher steinig. Zuletzt sorgte der Autobauer mit dem Rauswurf von Andreas Seidl und Oliver Hoffmann für Schlagzeilen. Die extrem schwache Performance des künftigen Übernahme-Teams Sauber hilft ebenfalls wenig, um Ruhe in den Laden zu bekommen. Jüngst folgte der nächste Hammer mit dem angekündigten Milliarden-Sparkurs der kriselnden Konzernmutter Volkswagen. Dadurch dürfte sich auch Audi-CEO Gernot Döllner unangenehme Fragen zum F1-Projekt stellen lassen müssen.

Wäre Ekström ohne Audis F1-Ambitionen geblieben?

Ohne den Formel-1-Einstieg hätte sich Audi sicherlich weiter werksseitig in anderen Rennserien beteiligt. Das LMDh-Auto für die einst angekündigte Rückkehr zu den 24 Stunden von Le Mans war immerhin so gut wie fertig entwickelt. Möglicherweise wäre auch das Dakar-Projekt in eine weitere Runde gegangen oder zumindest hätten die Audianer - ebenfalls einst angekündigt - die restlichen Rennen der FIA Rallye-Raid-Weltmeisterschaft 2024 bestritten.

Damit hätten sich für Ekström, der als einer der vielseitigsten Rennfahrer in der Geschichte des Motorsports gilt, potenziell weitere Einsatzmöglichkeiten mit Audi ergeben. Wer zweimal die DTM-Meisterschaft gewinnt, den Rallycross-WM-Titel mit einem eigenen Team holt, Etappensiege bei der Dakar feiert, die Elektro-TCR-Serie gewinnt und viermal beim Race of Champions triumphiert, findet auch im für einen Rennfahrer gehobenen Alter einen adäquaten Platz.

Davon war auch McLaren überzeugt, das Ekström zu Jahresbeginn für die Extreme E als Fahrer verpflichtet hat. Bei den Briten trifft Ekström kurioserweise auf seinen langjährigen DTM-Rivalen Gary Paffett, der als Sportdirektor fungiert und zudem das McLaren-Programm in der Formel E als Teammanager leitet. Kein Wunder, schließlich gewann Ekström 2023 die Vize-Meisterschaft in der Extreme E, die ihre laufende Saison im Hinblick auf den Wechsel zu Wasserstoffantrieben unterbrochen hat.

Ekström nimmt emotional Abschied von Audi

Ekström nutzte den Abschied von Audi, um auf seine tolle Zeit bei der Marke mit den vier Ringen zurückzublicken und sich bei Weggefährten zu bedanken. "Wer mich kennt, der weiß, dass das nicht zu meinen Stärken zählt", sagte Ekström sichtlich emotional in seinem Video-Statement. "Ich möchte es so machen, damit alle verstehen, wie sehr ich die letzten über 20 Jahre geschätzt habe. Damit meine ich alle Leute, die um mich herum waren, vor allem Mechaniker, Ingenieure, die Leute aus dem PR- und Marketing-Bereich, Vorstandsmitglieder, Teamkollegen und auch Gegner."

Ekström weiter: "Wenn die Fans mich unterstützt haben, war ich sehr dankbar. Und falls nicht, habe ich daraus meine Motivation gezogen. Entweder, um euch davon zu überzeugen, ein Fan von mir zu werden, oder, um euren Lieblingsfahrer zu besiegen. Meine Freude und Motivation konnte ich aus euch allen ziehen."

Ekström blickte auf seine Anfänge im Automobilsport zurück, als er 1999 mit Unterstützung der Familie des Rallycross-Fahrers Tommy Kristoffersson den Titel in der Schwedischen Tourenwagen-Meisterschaft auf einem Audi A4 quattro gewann und wenig später zu Abt Sportsline nach Deutschland wechselte.

So bedankte sich 'Eki' auch bei Hans-Jürgen Abt und seinem Bruder Christian: "Hans-Jürgen half mir auch, ins Büro von Dr. Wolfgang Ullrich (früherer Audi-Motorsportchef; d. Red.) zu gelangen. Das war auch eine extrem schöne Erfahrung in meinem Leben. Später übernahmen Dieter Gass und dann Julius (Seebach) sowie Rolf (Michl). Danke an alle, die Geduld mit mir hatten und an mich geglaubt haben. Manchmal waren es sicherlich keine einfachen Entscheidungen."

"Danke auch an die PR- und Marketing-Leute, vor allem, als wir das EKS (Ekströms Team)-Projekt in der WRX begonnen haben. Das war wahrscheinlich mein schwierigstes Projekt. Darauf blicke ich heute mit großer Freude zurück. Beim letzten großen Projekt wollte ich die Dakar gewinnen. Für mich hat es nicht geklappt, aber Carlos (Sainz) hat gewonnen. Es war eine tolle Zeit mit ihm, Stephane (Peterhansel) und Sven Quandt, bei der ich einen neuen Sport gelernt habe."

"Ich realisiere, wie sehr ich es genossen habe, mit euch allen Zeit zu verbringen. Das war ein Real-Life-Abenteuer. Ich freue mich auf die Zukunft. An Audi: Nur das Beste und viel Glück in der F1. Ihr werdet es brauchen."