Wieder nur Vize-Champion. Abt Sportsline ist beim DTM-Saisonfinale in Hockenheim einmal mehr haarscharf an der Meisterschaft vorbeigesegelt. Kelvin van der Linde verpasste den sechsten Fahrer-Titelgewinn für die Äbte und die letzte Chance, mit Audi zu triumphieren.
Nach 25 gemeinsamen Jahre trennen sich die Wege zwischen dem Rennstall aus Kempten und der Marke mit den vier Ringen Ende 2024 bekanntermaßen. Die Zukunft liegt bei Lamborghini und mit einem Fahrzeug, das Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) jüngst zum Titel-Triumph geführt hat.
Die DTM-Bilanz der Äbte liest sich mit fünf Fahrer-Meisterschaften und 78 Siegen in 333 Rennen seit dem Debüt im Jahr 2000 herausragend - doch der 'Vize-Fluch' muss die ambitionierte Mannschaft von Hans-Jürgen Abt nerven. Van der Linde ist jetzt bereits der achte Vize-Meister in der DTM-Historie der Äbte!
Der zweifache Champion Mattias Ekström verpasste in den Jahren 2005, 2011, 2014 sowie 2017 seine nächste Meisterschaft mit Abt-Audi nur knapp. Edoardo Mortara musste sich 2016 mit Platz zwei begnügen und Nico Müller schrammte in den Saisons 2019 sowie 2020 am Titelgewinn vorbei. Jetzt reiht sich van der Linde in die Vizemeister-Liste der Äbte ein, die seit 2009 (Timo Scheider) auf den nächsten großen Pokal für die heimische Vitrine warten.
Martin Tomczyk gibt zu: "Das ist niederschmetternd"
"Es ist hart", sagt Abt-Motorsport-Direktor Martin Tomczyk offen zu Motorsport-Magazin.com. "Du startest mit der klaren Zielsetzung in die Saison, um den Titel zu fahren. Wenn du das nicht erreichst, ist das niederschmetternd. Es wäre aber genauso schlimm, wenn keines der Teammitglieder enttäuscht wäre. Aus jeder Enttäuschung geht man stärker hervor, wenn man wieder aufsteht. Wir wollen weitere Titel. Wir werden nicht schwächer, sondern stärker."
Platz zwei entspricht bekanntermaßen nicht dem Anspruch von Tomczyk und Co., wenngleich die DTM-Saison 2024 durchaus als erfolgreich bewertet werden kann. Van der Linde gewann drei Rennen und stand insgesamt sechsmal auf dem Podium - und das ohne die vorherige Werksunterstützung von Audi, die ihren umfangreichen Kundensport-Support im Zuge des Formel-1-Einstieges eingestellt haben. Nur Teamkollege Ricardo Feller konnte nicht an seine Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen und spielte im Titelkampf frühzeitig keine Rolle mehr.
Abt-Audi: Negative Bilanz trotz Vize-Meisterschaft
"Ich weiß selbst aus meiner Vergangenheit, dass es viele Jahre gibt, die negativ sind, und nur wenige, die positiv ausfallen", sagt Ex-Champion Tomczyk. "Leider war dieses Jahr wieder eines, das negativ ausgefallen ist, obwohl wir Vize-Meister geworden sind. Das ist eigentlich toll. Das Ziel war aber ganz klar, um den Titel zu kämpfen. Nächstes Jahr wollen wir gestärkt zurückkehren. Und wer die Äbte kennt, der weiß, dass wir hart und stark zurückkommen!"
Die vor der Saison getroffene Entscheidung, zusammen mit Audi das Vierteljahrhundert in der DTM vollzumachen und noch einmal die R8 LMS GT3 einzusetzen, bereut Tomczyk rückblickend nicht. "Wir haben verlängert in der Hoffnung, dass der Kundensport bei Audi weitergeführt wird. Das war im Nachgang leider nicht der Fall. Wir haben die Saison mit großem Stolz und zusammen mit Audi beendet. Aber irgendwann kommt die Zeit, ein Kapitel zu schließen und ein neues zu öffnen."
Van der Linde verpasst DTM-Titel nach Herzschlagfinale
Trotz einiger BoP-Querelen im gesamten DTM-Starterfeld erwiesen sich die GT3-Audi absolut konkurrenzfähig. Der Lamborghini galt über die Saison hinweg unter Experten zwar als das stärkste Fahrzeug, war aber keineswegs dominant unterwegs. Beim Hockenheim-Finale drehte van der Linde mit seiner Pole Position und dem Sieg am Samstag zwischenzeitlich sogar das Blatt. Nur am Sonntag war gegen die SSR-Doppelpole kein Kraut gewachsen: Bortolotti zog im letzten Rennen früh an der Spitze weg, während van der Linde vom fünften Startplatz bis auf P11 durchgereicht wurde.
Der fehlende Grip in der Startphase war entsprechend der Sargnagel für van der Lindes letzte Titelhoffnung. Die Konkurrenz von SSR Performance leistete sich keinen Fehler und Bortolotti fuhr die Meisterschaft mit Platz zwei hinter Sieger und Markenkollege Luca Engstler souverän nach Hause.
"Wir haben am Sonntag alles gegeben, mussten uns aber eingestehen, dass wir nicht die Pace des Lamborghini mitgehen konnten", so Tomczyk. "Das hat es umso schmerzhafter gemacht, weil wir einmal mehr gezeigt haben, dass wir fehlerfrei waren und beim Teamwork unschlagbar sind."
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