DTM-Sieger Nicki Thiim: Du lernst erst, wenn du am Boden liegst und draufgetreten wird

Bei Nicki Thiim ist der Knoten am vergangenen DTM-Rennwochenende auf dem Norisring nicht nur geplatzt, sondern förmlich explodiert. Der SSR-Lamborghini-Pilot erzielte am Sonntag zunächst seine erste Pole Position und im Anschluss den ersten Sieg in der DTM. Ein historisches Ereignis: Nicki und Papa Kurt Thiim sind das einzige Vater-Sohn-Duo in der Geschichte der Serie, das Siege vorweisen kann.

Wie schlecht es bis zum Norisring für den 35-jährigen Thiim in seiner ersten vollen DTM-Saison lief, belegt ein einfacher Blick auf die Zahlen: Mit den 28 Punkten für die Pole und den Sieg sammelte er innerhalb weniger Stunden mehr Zähler als in den sieben Saisonrennen (27 Punkte) zuvor! "Die DTM ist für mich mehr als eine Rennserie, sie war meine ganze Kindheit. Nach der unglaublich verkorksten ersten Saisonhälfte war es schön, endlich mal oben zu stehen", sagte Thiim diese Woche beim Pressegespräch des Sport-Informations-Dienst in Köln.

Nicki Thiim: "Schlimmste erste Saisonhälfte meiner Karriere"

Zwar hat Thiim in seiner Motorsportkarriere bereits zwei Klassensiege bei den 24 Stunden von Le Mans, zwei WM-Titel in der WEC, einen Gesamtsieg bei den 24h Nürburgring und jüngst auch beim 24-Stunden-Rennen von in Spa-Francorchamps erreicht, aber der katastrophale DTM-Saisonauftakt mit dem Top-Team SSR Performance ging nicht spurlos an ihm vorbei.

Thiim, der selten um offene Worte verlegen ist: "Ich sage immer: Als Mensch lernst du erst, wenn du am Boden liegst und draufgetreten wird. Natürlich zweifelt man an sich selbst und an seinen Fähigkeiten. Das war die schlimmste erste Saisonhälfte meiner Karriere. Da kommt der Druck von sich selbst. Du musst einfach weiterkämpfen, immer weitermachen, immer an dich glauben. Daran hat sich bei mir nichts geändert."

Nicki Thiims bisherige DTM-Saisonbilanz 2024

Thiim: Schützenhilfe für Bortolotti im DTM-Titelkampf?

Der Sieg beim DTM-Saisonhighlight auf dem Nürnberger Stadtkurs war sicherlich Gold wert fürs Selbstvertrauen. Tatsache ist aber, dass Thiim im Titelkampf praktisch keine Rolle spielt. Mit 55 Punkten belegt er nur den 13. Platz in der Gesamtwertung. Umso bitterer aus Sicht des deutschsprachigen Dänen: Teamkollege Mirko Bortolotti führt die DTM-Tabelle mit 104 Zählern an und reist als inoffizieller Halbzeitmeister zum anstehenden Rennwochenende auf dem Nürburgring (16.-18. August 2024).

Bortolotti feierte vergangenes Jahr seinen ersten DTM-Sieg auf dem Eifelkurs und will sich jetzt mit weiteren starken Ergebnissen an der Tabellenspitze einnisten - obwohl er dieses Jahr noch auf einen Sieg wartet. Der in Wien lebende Italiener zählte seit seinem Vollzeit-Debüt in der DTM anno 2022 jährlich bis zuletzt zu den Titelanwärtern. Mit Blick auf die aktuelle Punktekonstellation wäre es keine Überraschung, wenn der ambitionierte SSR-Rennstall aus München voll auf Bortolotti setzen würde.

Thiim zu dieser Thematik: "Ich stehe irgendwo im Nirgendwo der Tabelle. Man muss ganz ehrlich sagen: Ich habe für mich und für das Team eine Aufgabe. Natürlich würde ich gerne so viele (Siege; d. Red.) wie möglich hinzufügen. Aber im Endeffekt habe ich ein unheimlich starkes und treues Team hinter mir. Ich habe einen Teamkollegen, der ganz oben steht. Das würden wir gerne bis Ende der Saison behalten, und hoffentlich auch in der Teamwertung an Schubert-BMW anknüpfen, sodass wir auch da um den Titel kämpfen können."

In der Team-Wertung führt Schubert Motorsport dank seiner drei DTM-Champions Rene Rast, Sheldon van der Linde und Rene Rast mit 186 Punkten. Abt-Audi (Kelvin van der Linde/Ricardo Feller) und SSR-Lamborghini mit Bortolotti/Thiim folgen mit 170 respektive 149 Zählern auf den Plätzen zwei und drei.