Die DTM meldet sich am kommenden Wochenende auf dem Nürburgring (16.-18. August 2024) nach ihrer fünfwöchigen Sommerpause zurück. Ein Großteil der Teams hat sich bei privaten Testfahrten auf den vertrauten Eifel-Kurs vorbereitet, um bestmöglich ins fünfte Rennwochenende der Saison 2024 zu starten. Die zehn Teams von sieben unterschiedlichen Herstellern nehmen wie im Vorjahr die 3,629 Kilometer kurze Sprint-Variante des Nürburgrings unter die Räder.

Der Dienstleister SRO hat die vergangenen Wochen seit dem letzten Event auf dem Norisring genutzt, um die Balance of Performance nachzuschärfen. Am auffälligsten: Bei Mercedes-AMG kam es wieder zu einer Änderung am Restriktor. Fuhren die vier Mercedes-AMG GT3 von HRT und Winward Racing am Norisring mit 36 Millimeter großen Restriktoren, müssen sich die V8-Motoren auf dem Nürburgring mit 35 Millimetern begnügen.

Mercedes-AMG mit kleinerem Restriktor am Nürburgring

Das klingt nach einem Mittelweg, nachdem das Mercedes-Quartett mit 34,5 Millimetern in die Saison gestartet war. Die Größe eines Restriktors wirkt sich in erster Linie auf die Beschleunigung und den Topspeed eines Fahrzeuges aus - je kleiner, desto weniger Leistung. BoP-Änderungen an diesem Parameter kommen nur selten vor.

Dafür erhielt Mercedes-AMG Zugeständnisse beim Lambda-Wert (0,93), der sich nun wieder auf dem Vorjahresniveau bewegt. Mercedes-AMG und Ferrari sind die einzigen Marken, deren Gewicht zwischen Norisring und Nürburgring unverändert geblieben ist. Beide Strecken ordnet die SRO der Kategorie 'D' zu.

Mercedes-AMG ist neben den McLaren von DTM-Neueinsteiger Dörr Motorsport der einzige Hersteller, dem noch kein Sieg gelungen ist. In der Hersteller-Wertung belegt die Marke mit dem Stern dennoch den zweiten Platz hinter Lamborghini. Winward-Pilot Maro Engel ist als Gesamt-Vierter der bestplatzierte der vier AMG-Piloten, HRT-Fahrer Arjun Maini folgt direkt dahinter auf P5.

Luca Stolz im Mercedes
In der DTM 2024 gehen vier Mercedes-AMG an den Start, Foto: DTM

ADAC-Motorsportchef Voss: "BoP funktioniert und passt"

"In der Tabelle liegen Fahrer von fünf Herstellern auf den ersten sechs Plätzen", rechnete ADAC-Motorsportchef Thomas Voss bei einem Medien-Talk des Sport-Informations-Dienst (sid) am Dienstag in Köln vor. "Man sieht, dass man mit einem Konzept wie dem Mercedes, der nicht mehr nagelneu ist, mit neueren Autos wie dem Porsche oder Ferrari mitfahren kann. Bei aller Kritik in Richtung der BoP zeigen auch diese Ergebnisse, dass eigentlich jedes Auto siegfähig ist. Die BoP funktioniert und passt."

BoP-Diskussionen in der Öffentlichkeit sowie hinter den Kulissen zählen in der DTM wie in allen anderen Serien auch zum Tagesgeschäft. Im DTM-Fahrerlager wurde die Kritik an häufig wechselnden Einstufungen zwischenzeitlich lauter. Mehrere Teamchefs sagen hinter vorgehaltenem Mund: Angesichts der permanenten BoP-Schwankungen gewinnt der Fahrer den Titel, der am konstantesten punktet.

Kelvin van der Linde (Abt-Audi), der hinter Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) den zweiten Platz in der Meisterschaft belegt, meinte zuletzt: "Im Titelkampf wird entscheidend sein, an jedem Wochenende gut Punkte mitzunehmen und den Moment zu nutzen, wenn dein Auto auf einer Strecke besonders gut passt. Es gibt ja aktuell viele Schwankungen in der Performance der verschiedenen Hersteller und viele Fahrer, die vorne mitfahren."

Lamborghini und Porsche erhalten Zusatz-Kilos

Lamborghini muss nach dem Norisring-Sieg von Nicki Thiim (SSR-Lamborghini) 15 Kilogramm Zusatzgewicht für das anstehende Rennwochenende einladen. Auch die Porsche 911 GT3 R von Manthey, dem einzigen Zuffenhausener Kundenteam in der DTM, erhalten 15 zusätzliche Kilo an Bord. BMW (-10 kg), Audi und McLaren (beide -5 kg) dürfen hingegen an Gewicht ausladen.

Ebenfalls auffällig: Alle Marken fahren dieses Jahr auf dem Nürburgring mit mehr BoP-Ballast als 2023. In diesem direkten Vergleich musste Ferrari 25 Kilogramm einpacken, Lamborghini und Mercedes jeweils 15 Kilo (Mercedes jetzt aber mit 0,5 mm größerem Restriktor), BMW 10 Kilogramm und Audi 5 Kilo (jetzt aber mit 0,5 mm größerem Restriktor). Nur beim Porsche blieb das Gewicht unverändert, dafür fahren die Neunelfer mit 1,5 Millimeter größerem Restriktor und mehr Mindestfahrhöhe an der Vorderachse.

BoP-Änderungen sind laut dem Reglement während des laufenden Rennwochenendes möglich. Im vergangenen Jahr wurde die Einstufung am Nürburgring von Freitag bis Sonntag sogar dreimal angepasst. 2023 feierte Mirko Bortolotti im SSR-Lamborghini am Samstag bei Mischbedingungen seinen ersten DTM-Sieg. Im Sonntagsrennen landete GRT-Lamborghini-Ersatzmann Maximilian Paul bei starkem Regen einen sensationellen Sieg.

DTM Nürburgring 2024: Balance of Performance

AutoBoP-BallastGesamtgewichtRestriktor/Ladedruck
Audi40 kg1.300 kg2x36,5 mm
BMW45 kg1.310 kg2,68 Bar bei 6.250 U/Min
Ferrari25 kg1.300 kg2,50 Bar bei 4.750 U/Min
Lamborghini85 kg1.335 kg1x51 mm
McLaren55 kg1.305 kg1,78 Bar bei 4.000 U/Min
Mercedes45 kg1.330 kg2x35 mm
Porsche60 kg1.310 kg2x39,5 mm