Torsten Schubert reicht es. Der Meister-Teamchef von 2022 hat am Rande des DTM-Wochenendes in Spielberg deutlich wie nie zuvor in der Öffentlichkeit seinen Frust über die Balance of Performance rausgelassen. Kein Wunder: 'Seine' BMW M4 GT3, die auf dem Red Bull Ring als klare Favoriten galten, fuhren am Samstag chancenlos hinterher.

Im Qualifying landeten die drei DTM-Champions Marco Wittmann, Sheldon van der Linde und Rene Rast auf den Plätzen 14, 15 und 16. Im nachfolgenden Rennen fuhr mit Rast der bestplatzierte der drei BMW auf Platz neun, während vorne Lamborghini und Mercedes-AMG das Geschehen unter sich ausmachten.

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"Vielleicht nicht gewollt, dass wir auch in der Meisterschaft mitkämpfen können"

Grund genug für Schubert, im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com kein Blatt mehr vor den Mund zu nehmen: "Wir müssen schauen, dass wir den Stellenwert der DTM hochbringen, da müssen mehr Marken auch mal einen Erfolg haben können. Man hätte uns wenigstens hier in Spielberg leben lassen können. Vielleicht ist es nicht gewollt, dass wir auch in der Meisterschaft mitkämpfen können. Aber wenn nicht hier, wo dann?"

In der Gesamtwertung belegen Rast, van der Linde und Wittmann die Plätze sieben, acht und elf. Der Titelzug ist seit einer Weile abgefahren, aber: In der Team-Wertung liegt Schubert-BMW an der Spitze. In diese Wertung fließen nur die Ergebnisse der zwei bestplatzierten Fahrer ein, trotzdem hat die Schubert-Mannschaft mit drei Fahrern theoretisch eine bessere Ausgangslage als die Zwei-Wagen-Teams.

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Schubert-Teamchef: "Wir haben gar keine Chance"

Laut Schubert sei das Kräfteverhältnis am Samstag auf dem Red Bull Ring nach der eigenen Analyse der BoP vorhersehbar gewesen. Im Qualifying habe den BMW eine Sekunde gefehlt, und: "Man braucht sich nur den Rennspeed anschauen. Wenn Bortolotti und Engel (P1 und P2 am Samstag; d. Red.) da vorne fünf, sechs Zehntel schneller fahren können als wir, haben wir gar keine Chance. Das war uns klar. So sehr haben sie uns zusammengedampft. Wir fahren jetzt mit noch weniger Leistung als letztes Jahr und haben noch mehr Kilo drin."

Die BMW mussten im Vergleich zum vorigen Lauf am Sachsenring 35 Zusatz-Kilogramm einladen. Damit lagen die drei M4 GT3 beim Gewicht und der Motorleistung auf dem Niveau des Vorjahres in Spielberg, allerdings wurde die Leistung durch eine Verminderung des Ladedrucks beschränkt. 2023 gelang Rast und van der Linde bei trockenen Bedingungen ein Doppelsieg, für den dreifachen DTM-Champion war es der erste im BMW-Rennoverall.

"Und jetzt kriegt der Mercedes einen 1,5 Millimeter größeren Restriktor", fuhr Schubert fort. "Ich weiß nicht, was das soll. Der Lamborghini war auch noch mal leichter als letztes Jahr. Es ist für mich unerklärlich, wie man sowas berechnen kann. Unsere Simulationen haben genau das vorhergesagt. Nur der Ferrari hätte besser sein müssen von der Performance."

Torsten Schubert: "Wir sind im Qualifying beschissen dran"

Am Samstag in Spielberg trat bei Schubert-BMW wieder einmal die Qualifying-Schwäche hervor, mit der sich das Team schon die komplette Saison herumplagt. Die Aufholjagden von Rast, van der Linde und Wittmann haben dieses Jahr schon fast Tradition. Die Truppe tut sich schwer, die ungeheizten Pirelli-Reifen ins richtige Arbeitsfenster zu bringen, vor allem bei kühlen Bedingungen. 2022, als Sheldon van der Linde den Titel mit Schubert gewann, wurden in der DTM noch Michelin-Pneus gefahren.

Schubert: "Ich möchte irgendwann mal ein Rennen beginnen, wo wir im Qualifying vorne stehen und dafür vielleicht zum Rennen hin etwas (BoP-Restriktion; d. Red.) kriegen. Aber das passiert ja nicht. Wir sind immer im Qualifying beschissen dran, stehen im Nirgendwo und werden dann von Rennen zu Rennen besser gemacht oder die anderen schlechter. Das ist nicht nachvollziehbar. Du stehst da und weißt nicht, was du machen kannst. Du hast drei der besten Fahrer im Feld. Wenn die Augenhöhe aber nicht da ist, ist es einfach schwer."

Spielberg-BoP über Nacht geändert - Wittmann: "Hat nicht gepasst"

Über Nacht in Spielberg wurden - wie an fast jedem Rennwochenende - umfangreiche Änderungen an der BoP vorgenommen. Während die BMW 20 Kilogramm ausladen durften, erhielten Mercedes-AMG (+20 kg), Ferrari (+15 kg) und Lamborghini (+10 kg) zusätzliches Gewicht an Bord. Auch Audi (-10 kg) und Porsche (-10 kg) bekamen ein Zugeständnis.

"Es wird sich zeigen, ob der Schritt bei der BoP genug war", sagte der zweifache DTM-Champion Wittmann am Sonntagmorgen vor dem Qualifying. "Es wurden große Änderungen vorgenommen. Das zeigt, dass die BoP nicht gepasst hat, was schade ist." Wittmann belegte im Anschluss mit fast einer Sekunde Rückstand den 17. Platz, van der Linde landete auf P12. Nur Rast konnte das Potenzial des BMW ausschöpfen und wurde Dritter mit 0,347 Sekunden Rückstand auf Pole-Setter und Titelfavorit Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini).

"Und dann fallen die Veranstalter noch drauf rein..."

Schubert-BMW gelangen dieses Jahr drei Siege: in Zandvoort durch Wittmann nach einer fulminanten Aufholjagd von Startplatz 14. Auf dem Norisring durch Rast, der im Regen dank einer klugen Reifen-Strategie gewann. Und mit van der Linde am Nürburgring von der achten Startposition. Schubert: "Wir haben kein einziges Rennen aus eigener Kraft gewonnen, wo wir vorne gestartet sind. Immer nur durch Taktik oder Fehler der anderen."

Schubert forderte zudem die Konkurrenz im DTM-Fahrerlager auf, mit offenen Karten zu spielen. Beim kühlen Spielberg-Test vor einer Woche erzielte van der Linde die Bestzeit: Wir haben beim Test alles gezeigt und nicht taktiert. Das ist fair und das sollten alle anderen auch machen statt rumzutaktieren. Und dann fallen die Veranstalter noch drauf rein und haben nicht die nötige Übersicht."