Die Marke Lamborghini um den DTM-Meisterschaftsführenden Mirko Bortolotti war das große Gesprächsthema beim Rennwochenende in Spielberg. Weniger wegen des bevorstehenden Wechsels von Abt Sportsline von Audi auf Lambo zur Saison 2025, sondern wegen der aus Sicht der Konkurrenz verblüffend starken Performance des Huracan GT3 Evo2.
"Mit 65 Kilo mehr als ich so eine Performance zu zeigen, das war das wahre Bild des Lamborghini", meinte Sonntagssieger Rene Rast (Schubert-BMW) zu Motorsport-Magazin.com. "Als ich angegast habe, hat er das auch getan und ist die gleichen Rundenzeiten gefahren. Ich dachte, ich guck' nicht richtig! Seine Pace im ersten Stint war unglaublich."
BoP-Änderung eine Stunde vor Rennstart in Spielberg
Mirko Bortolotti beendete das Rennen nach seinem Samstagssieg auf dem vierten Platz, nachdem er zuvor in dominanter Manier die Pole Position herausgefahren hatte. Der in Wien lebende Italiener ist nachweislich ein wahres Qualifying-Monster ohne Nerven, doch der erste Startplatz verwunderte doch etwas. Zum einen hatte sich Bortolotti am nassen Samstag bei trockenen Bedingungen noch als "chancenlos" gesehen, zum anderen erhielten die Lamborghini über Nacht zusätzliche 10 Kilo BoP-Ballast.
Das hinderte Titelfavorit Bortolotti nicht daran, im Qualifying am Sonntag mit mehr als zwei Zehntelsekunden Vorsprung auf seinen Markenkollegen Luca Engstler (GRT-Lamborghini) den ersten Startpatz zu erobern. Ungewöhnlich: Der BoP-Dienstleister SRO legte im Anschluss noch einmal Hand an und brummte den fünf Lamborghini im Starterfeld weitere 15 Kilogramm auf - und das nur rund eine Stunde vor dem Rennstart.
DTM-Tabelle 2024 nach 14/16 Rennen (Top-5)
Pos. | Fahrer | Team | Punkte |
---|---|---|---|
1 | Mirko Bortolotti | SSR-Lamborghini | 204 |
2 | Kelvin van der Linde | Abt-Audi | 189 |
3 | Maro Engel | Winward-Mercedes | 184 |
4 | Rene Rast | Schubert-BMW | 147 |
5 | Thomas Preining | Manthey-Porsche | 143 |
Rene Rast: "Bortolotti macht sensationellen Job"
Bortolotti und seine Lambo-Komparsen bestritten das Sonntagsrennen mit 100 Kilo BoP-Zusatzgewicht, so viel wie nie zuvor in dieser Saison. Meist waren es um die 80 Kilo zusätzlich zum Grundgewicht von 1.250 kg gewesen. Der SSR-Pilot hatte nach seinem Sieg am Vortag sogar noch 20 Kilo Erfolgsballast an Bord. Die BMW durften für den Sonntag hingegen 20 Kilogramm ausladen, was Rasts 65-Kilo-Rechnung erklärt. "Ich will Mirko gar nichts absprechen, der macht einen sensationellen Job", lobte Rast. "Aber das Paket funktioniert einfach extrem gut. Über ihn wird nichts gehen beim Finale in Hockenheim."
Bortolotti bedankte sich für das Lob des dreifachen DTM-Champions und sagte seinerseits zur Performance des BMW: "Die anderen haben hinter mir gekämpft wie die Wilden und ich konnte mich freischwimmen. Danach ist Jeder frei gefahren. Als Rast an Luca (Engstler) vorbei war, ist er in drei Runden die Lücke zugefahren. Ich glaube, mehr muss man nicht kommentieren."
Auf BoP-Diskussionen wollten sich der Lamborghini-Werksfahrer und sein Team SSR Performance trotz Nachfrage gar nicht erst einlassen. Bortolotti sagte nur: "Es gibt leider Situationen, die abseits des Sports stattfinden. Aber das will ich jetzt nicht kommentieren, weil dann würde ich wahrscheinlich zu weit gehen."
Schubert-Teamchef: Lamborghini hat in Spielberg überperformt
Bortolotti führte das zweite Rennen des Wochenendes bis zu den Boxenstopps an, während dahinter ausgerechnet Markenkollege Engstler gegen den späteren Rennsieger Rast und den Zweitplatzierten Thomas Preining (Manthey-Porsche) kämpfte. "Dass der Lambo mit 120 Kilo immer noch das Feld anführen kann, zeigt, was für ein Potenzial in dem Auto steckt", sagte Schubert-BMW-Chef Torsten Schubert zu Motorsport-Magazin.com. "Man sieht eindeutig, dass der Lamborghini hier überperformt hat. Auf der Geraden kommt man fast nicht vorbei, das Auto geht wie verrückt."
Während der Reifenwechsel-Phase verlor Bortolotti allerdings die Spitzenposition, vorrangig, weil sein Boxenstopp (8,1 Sekunden) 1,4 Sekunden länger dauerte als der von Rast und Preining. Dass der spätere Podestfahrer Arjun Maini (HRT-Mercedes) dank einer guten Strategie ebenfalls am Lamborghini vorbeischlüpfen konnte, half natürlich auch nicht.
Mercedes-DTM-Leiter Jäger: Lamborghini das stärkste Auto
Der DTM-Leiter von Mercedes-AMG und langjährige Rennfahrer Thomas Jäger meinte zu Motorsport-Magazin.com: "Der Lamborghini war über die Saison sicherlich das stärkste Auto. Bortolotti ist auch ein sehr starker Qualifying-Fahrer und das Team hat wenig Fehler gemacht. Er war bei den Poles, zweiten und dritten Plätzen ganz vorne. Das spiegelt die Gesamt-Performance wider. Bei uns ging es mehr bergauf und bergab. Wir waren nie in der Position, ein Rennwochenende zu dominieren."
Im zweiten Stint konnte Bortolotti die immense Pace an der Spitze allerdings nicht mitgehen, Rast und Preining zogen im Paarflug davon. Die Konkurrenz vermutete, dass er in der zweiten Rennhälfte mit alten Reifen auf seinem gelben SSR-Lambo fuhr, weil er seine frischen Slicks schon am Vortag aufgebraucht habe.
Kelvin van der Linde: "Bortolotti hat das Rennen verloren"
Bortolotti gelang es immerhin, den vierten Platz gegen seinen ärgsten Titelrivalen, Kelvin van der Linde (Abt-Audi), bis zum Zieleinlauf zu verteidigen. "Ich habe es einmal versucht, wollte aber nicht die Brechstange auspacken", sagte der Abt-Audi-Pilot zu Motorsport-Magazin.com. "Ich habe damit gerechnet, dass irgendwann seine Reifen abbauen. Aber sein Auto fuhr weiter auf einem sehr hohen Niveau, was eigentlich nicht normal ist bei dem Fahrzeuggewicht."
Van der Linde betrieb in Spielberg - Audis Angststrecke - Schadensbegrenzung auf hohem Niveau. Am Samstag stürmte er nach einem verpatzten Qualifying und Startplatz 18 bis auf P8 nach vorne. Im Sonntagsrennen ging es vom elften Platz vor bis auf die fünfte Position. Der Deutsch-Südafrikaner: "Ich glaube, dass er (Bortolotti) heute das Rennen verloren hat. In der ersten Phase hat er souverän geführt. Ich glaube, dass bei seinem Boxenstopp etwas nicht zu 100 Prozent geklappt hat. Ansonsten hätte er trotz der 20 Kilo gewonnen. Dann hätte es der Lambo in der Tasche gehabt, aber jetzt ist in Hockenheim alles möglich."
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