Wie im vergangenen Jahr, als sich mit Thomas Preining (Manthey-EMA-Porsche), Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) und Ricardo Feller ( Abt-Audi) noch drei Fahrer von drei unterschiedlichen Marken und Teams noch Hoffnungen auf ihren ersten DTM-Titelgewinn machen konnten und Preining dabei am Ende der umjubelte Gewinner war, ist die Konstellation in der Jubiläumssaison praktisch identisch.
Erneut hat dabei der in Wien lebende Italiener Bortolotti und seine Mannschaft die Chance, sich die große Trophäe zu sichern. Der Lamborghini-Werksfahrer im Team SSR Performance hat in der DTM-Tabelle nach 14 von insgesamt 16 Rennen bei 204 Punkten 15 Zähler Vorsprung auf Kelvin van der Linde (189) im Abt-Audi. Maro Engel, der mit dem Winward-Mercedes-AMG bisher 184 Punkte eingefahren hat, muss damit 20 Punkte auf den Spitzenreiter aufholen. In den beiden Finalrennen kann ein Fahrer noch maximal 56 Punkte, 50 für den Sieg und sechs Zähler für die Pole Position, erzielen. Der amtierende DTM-Champion Preining (143) hat als Fünfter der Gesamtwertung bestenfalls noch die Möglichkeit, sich auf Platz zwei zu verbessern.
Mirko Bortolotti: Volle Attacke beim DTM-Finale in Hockenheim
Insgesamt werden 20 spektakuläre Sportwagen von sieben verschiedene Marken mit insgesamt rund 11.000 PS und einige der weltbesten GT3-Piloten am Start der beiden Rennen über je 60 Minuten stehen, die am Samstag und Sonntag jeweils um 13.30 Uhr beginnen und wie gewohnt von ProSieben live übertragen werden.
Es ist auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg, dem längsten Kurs im DTM-Kalender, alles angerichtet für ein PS-Menü der Extraklasse. Alles oder nicht, Sekt oder Selters, so lautet die Devise auch für diejenigen, die im badischen Motodrom nur noch um die "Goldene Ananas" fahren. Taktieren ist wohl nur für Bortolotti eine Option, für den Rest des Teilnehmerfeldes zählt auf dem 4,574 km langen Grand-Prix-Kurs dagegen nur noch eins: Volle Attacke!
Bortolotti kann sich seiner Sache keinesfalls sicher sein, denn er wäre nicht der erste Fahrer, der in den letzten beiden Rennen noch vom vermeintlichen Thron gestoßen würde - das hat die Vergangenheit schon des Öfteren bewiesen. Ein misslungenes Qualifying, eine Kollision mit der Konkurrenz, die nichts mehr zu verlieren hat, ein kleiner Fahrfehler, ein technisches Problem oder ein verpatzter Pflicht-Boxenstopp kann noch alles auf den Kopf stellen.
Eine mögliche Aufholjagd aus hinteren Startreihen ist in der Regel ein heikles Unterfangen, aber der Hockenheimring bietet mit seiner variantenreichen Charakteristik auch einige gute Überholmöglichkeiten, weshalb er bei den Piloten und Fans gleichermaßen beliebt ist.
Emotionales Final-Wochenende für Kelvin van der Linde
Für Kelvin van der Linde, der sich zuletzt in den beiden Rennen auf dem Red Bull Ring erfolgreich von den Startplätzen 18 und 11 in die Top 10 (P8 und P5) und damit in die Punkteränge vorkämpfte, ist Hockenheim immer etwas Besonderes - vor allem wenn die Meisterschaft noch nicht entschieden ist. "Ich bin unheimlich stolz darauf, in einem Red-Bull-Auto um den Titel kämpfen zu dürfen", meinte der Südafrikaner, der nach zehn gemeinsamen Jahren sein letztes Rennen mit Audi bestreitet. "Es wird auf jeden Fall ein sehr emotionales Wochenende, unabhängig davon, wie es ausgeht."
Bortolotti und van der Linde befinden sich bereits zum zweiten Mal im Titelkampf, Herausforderer Engel, für den Rang zehn 2023 sein bisher bestes Endergebnis ist, könnte sich erstmals zum Champion krönen. Der Wahlmonegasse kommt mit Rückenwind nach Hockenheim, denn am vergangenen Wochenende feierte er gemeinsam mit WINWARD-Teamkollege Lucas Auer in Barcelona den Titelgewinn in der GT Word Challenge Europe Sprint Cup, der im Juli auch in Hockenheim gastierte.
Jede Menge Emotionen erwartet auch Maro Engel - auf und abseits der Rennstrecke, wie der gebürtige Münchner prognostiziert. "Wir können uns auf ein riesiges Motorsport-Fest freuen. Die Stimmung wird bombastisch sein, wie es bei einem DTM-Finale in Hockenheim üblich ist. Ich freue mich auf einen spannenden Titelkampf und darüber, dass wir mittendrin sind."
Erneut Kontroversen um Balance of Performance?
Ein wichtiger Faktor für den möglichen Erfolg ist die umstrittene Balance of Performance (BoP), die vor allem beim letzten Event auf dem Red Bull Ring in Spielberg für viele kontroverse Diskussionen sorgte. Ausgerechnet Bortolotti und sein SSR-Team beschwerten sich öffentlich, aber auch hinter den Kulissen bei Verantwortlichen vehement über die nach ihrer Meinung schlechte Einstufung des Lamborghini Huracan. Für viele Beteiligte, unter ihnen auch Experten und Insider, war das "Jammern auf hohem Niveau" aber lediglich ein schlechter Witz! Dazu muss man wissen, dass Bortolotti als Gesamtzweiter an den Red Bull Ring reiste, Spielberg aber als Spitzenreiter wieder verließ!
Damit hat sich das Münchner Team im Fahrerlager und auch beim Promotor ADAC einen Bärendienst erwiesen, denn mit Unterstützung kann SSR-Performance wohl kaum rechnen. Auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com, wie man die BoP (siehe nachfolgende Festlegung) für den Hockenheim-Event einordne, äußerste Teameigner Stefan Schlund anders als zuletzt noch in Spielberg gegenüber Motorsport-Magazin.com keine Kritik.
"Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen. Jetzt ist es an der Zeit, sich für die harte Arbeit zu belohnen. Natürlich hoffen wir auf eine faire Fahrzeugeinstufung und einen spannenden Titelkampf", sagte Schlund, während sich sein Schützling nur auf das Geschehen auf der Rennstrecke fokussieren möchte. "Was in Hockenheim passiert, kann keiner vorhersagen - es ist alles möglich! Was mich zuversichtlich stimmt, ist die Art, wie wir bei SSR in dieser Saison performen und immer das Maximum aus dem Auto herausholen. Das ist das einzige wirklich Greifbare. Und das müssen wir beibehalten, wenn wir am Ende oben stehen wollen", ist Bortolotti überzeugt.
DTM-Titelkampf: Hohe Strafen drohen für Teamorder!
Apropos Unterstützung: Die ist laut Reglement zwar verboten und könnte mit 250.000 Euro (!) auch bestraft werden, aber mögliche Absprachen werden heutzutage nicht mehr über Tafeln an der Boxenmauer oder im Funk kommuniziert, sondern schon vorher in Team-Meetings festgelegt.
Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei vor allem auf den vier Fahrern, die von der Agentur Pole Promotion gemanagt werden: Die früheren Champions Rene Rast und Sheldon van der Linde im BMW-Team Schubert sowie Nicki Thiim (SSR-Performance). Ausgerechnet der Däne ist Teamkollege von Bortolotti und damit stellt sich die brisante Frage, wie sich Thiim und die beiden BMW-Werksfahrer im spannenden Titeldreikampf verhalten, denn auch Kumpel Kelvin van der Linde gehört zum PP-Quartett.
Zuletzt in Spielberg, als "KvdL" chancenlos nur Rang acht belegte, blieben Rast (P9), "SvdL" P11) und Thiim (P13) hinter dem Titelanwärter - ein Schelm, wer dabei Böses denkt! Auch Engel dürfte seine Helfer im eigenen Mercedes-AMG-Lager haben und wie das funktioniert, hat die Titelentscheidung 2021 auf dem Nürnberger Norisring bewiesen, als Maximilian Götz die Gunst der Stunde nutzte und dabei die Konkurrenz völlig überraschend das Nachsehen hatte - was ebenfalls für großen Unmut sorgte.
Mercedes-AMG: Jules Gounon ersetzt den erkrankten Luca Stolz
Dagegen konnte Engel Unterstützung von Mercedes-AMG erhalten. Denn wie Motorsport-Magazin.com erfahren hat, wird dessen Performance-Fahrer Jules Gounon den gesundheitlich angeschlagenen Luca Stolz im HRT-Team ersetzen. Der Franzose gilt nach Informationen unserer Redaktion auch als möglicher Kandidat für ein DTM-Cockpit 2025!
Genug Zündstoff also für ein mögliches weiteres Drama, für das Prognosen fast unmöglich sind. Damit ist maximale Spannung im finalen Showdown, zu dem zehntausende Zuschauer erwartet werden, garantiert. Die DTM-Fans können sich zudem auch 2025 über stabile Eintrittspreise freuen, wie der ADAC am Donnerstag offiziell mitgeteilt hat.
Neben 40 Jahren DTM werden in Hockenheim noch weitere Jubiläen gefeiert: Auf dem Ring, der außer 1985 immer im DTM-Kalender stand, geht am Sonntag das 100. Rennen über die Bühne. Am gleichen Tag absolviert SSR-Performance seinen 50. Start in der Traditionsrennserie, ADAC-Partner DEKRA unterstützt die DTM heuer bereits im der 35. Saison und das Team Abt Sportsline engagiert sich seit 2000 und damit 25 Jahre in Folge mit Audi in der bedeutendsten Rennserie Europas. Wie von Motorsport-Magazin.com im Rahmen des Spielberg-Events berichtet, wechselt die erfolgreiche Mannschaft aus Kempten im Allgäu 2025 von Audi zur VW-Konzernmarke Lamborghini.
Balance of Performance für das erste Qualifying am Samstag
Audi: | 1.305 Kg / 2 x 36,5 mm (Restriktor) |
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BMW: | 1.305 Kg / 2,10 - 2,66 bar (Ladedruck) |
Ferrari: | 1.305 Kg / 1,78 - 2,50 bar (Ladedruck) |
Lamborghini: | 1.345 Kg / 1 x 51 mm (Restriktor) |
McLaren: | 1.300 Kg / 1,10 - 1,78 bar (Ladedruck) |
Mercedes-AMG: | 1.325 Kg / 2 x 35 mm (Restriktor) |
Porsche: | 1.320 Kg / 2 x 39,5 mm (Restriktor) |
Für das anschließende Rennen und den Sonntag sind weitere Änderungen möglich.
Während die Titelentscheidung in dieser DTM-Saison noch bevorsteht, wirft die nächste Saison 2025 bereits ihre Schatten voraus! Auf diesen Strecken und an diesen Terminen treten die DTM-Piloten im nächsten Jahr gegeneinander an:
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